Beepworld.de - NEWSLETTER #186 vom 03.06.11
Von thofi, 12:36VORWORT
1,3 Billionen US$ lösten sich vor gut 10 Jahren an der Nasdaq (US Technikbörse) in Luft auf. So viel waren die rund 370 Internetfirmen wert, die dort 2000/2001 gelistet waren, 8% des Werts der gesamten amerikanischen Börse. Bis 2002 wurden es sogar 5 Billionen US $, die dort vernichtet wurden. Mit dem Platzen der dotcom Blase starben die Hoffnung auf stetes Wirtschaftswachstum, einem ewig währenden Internetboom, Reichtum für alle Aktienbesitzer und die Altersversorgung Hunderttausender von Menschen. Bevor etwas Platzen kann, muss es aufgebläht werden, das war 2009 bei der Immobilienblase nicht anders als 2000 bei der Dotcom-Blase.
Manche Firmen vervielfachten ihren Börsenwert in wenigen Wochen, einfach weil sie ein e- vor ihren Firmennamen hängten, oder ein .com hinten dran. Nur Wachstum zählte. „Wachse oder verschwinde“ hieß die Devise. Gewinne waren unsexy, denn das ginge ja zu Lasten des Wachstums. Ich entsinne mich noch gut an den Anblick eines geöffneten größeren Geldkoffers, der uns Gründern eines Startups 1999 von einem namhaften Venturekapitalgeber in unserem Wohnzimmer angeboten wurde, wenn wir diesen als Anteilseigner akzeptieren würden.
Die Blase platzte auch deshalb, weil viele Dotcom Firmen dasselbe Businessmodell verfolgten, Geld ausschließlich durch Werbung oder einen Börsengang herein bekommen zu wollen und sich die Internetfirmen nahezu ausschließlich gegenseitig bewarben. Initialzündung für das Platzen war wohl eher ein Zufall, dass Verkaufsaufträge in Milliardenhöhe am gleichen Tag für mehrere große Technologiefirmen wie Cisco, Dell, IBM usw. die Nasdaq in den Keller schickten. Das war für viele das Signal, ihre exorbitanten Gewinne mit Internetunternehmen noch im März 2000 an der Börse mitnehmen zu wollen. Innerhalb von wenigen Tagen verloren die Internet-Unternehmen an der Nasdaq mehr als 40% und auch das war noch nicht die Untergrenze. Nur einige wenige haben dieses Massaker überlebt, wie Amazon, eBay, Yahoo, oder Google.
Die heutige Internetnutzung steht auf viel breiterem Fundament, ist mit der Internetblase von damals nicht wirklich vergleichbar. Das Internet hat sich längst in allen Bereiche des täglichen Lebens etabliert. Die allermeisten Kunden haben Breitbandzugang. Börsengänge werden erst akzeptiert, wenn die Akzeptanz beim Kunden bereits nachgewiesen wurde, wie kürzlich linkedin, ein soziales Netz für Firmenangestellte, mit mehr als 100 Mio. Mitgliedern. Klone werden sehr schnell vom Markt geschluckt nach der Devise „The winner takes it all“. Beworben werden im Internet nicht mehr nur online-Firmen, sondern stark zunehmend auch traditionelle Unternehmen aus „Stein und Mörtel“, zu Lasten traditioneller Medien wie Print und TV.
Wachsam sollte man aber trotzdem sein. Da linkedin beim Börsengang am 19. Mai mit rund 9 Mrd. US $ bewertet wurde, mehr als die Lufthansa, aber nur 15 Mio. USD Gewinn macht, gehen bei mir wieder alle Warnlampen an. Wachsam soll man aber auch sein, wenn man die künftigen Champs unter der wieder wachsenden Anzahl neuer startups erkennen will.
Ich verrate Ihnen jetzt zwei startups auf meiner persönlichen Beobachtungsliste: das vor gut 2 Jahren gegründete groupon.com (Mengenrabattsystem), und das sehr junge heyzap.com (mobile online games teilen). Wer Tipps für deutsche startups haben will, geht auf http://www.deutsche-startups.de.
Von etwaigen Gewinnen, die Sie durch eine Beteiligung daran machen, kriege ich natürlich 20% ab. Etwaige Verluste dürfen Sie dagegen gerne selber behalten, wie im richtigen Leben, meint euer thofi.
GLOSSE
Ja, nun tun Sie es doch. Sie wollten es doch schon immer. Und jetzt haben Sie endlich einen guten Grund. Wozu? Na, sich freiwillig zum Militär zu melden, beim amerikanischen allerdings. Aber da ist es doch ohnehin viel spannender, mehr Action. Die Vorbereitung zu Ihrem Militäreinsatz ist allerdings eher langweilig. Nachtsichtgeräte, Laserzielführung, modernstes Waffenarsenal, Sniper-Ausbildung, sich anschleichen, zielen, abdrücken, naja, das Übliche eben. Gähn, kennen Sie schon alles, von Crytek´s „Far Cry“, „Crysis“, Ihrem Epic Games Shooterspiel „Unreal Tournament“, von „Gears of War“ oder von dem kostenlos von der US Army im Netz verbreiteten „America's Army“, bestens geeignet zur Rekrutenwerbung. Letzteres können Sie übrigens unbesorgt auch Ihre kleinen Kinder spielen lassen, weil das Blut der zerfetzten Gegner grün und nicht rot spritzt. Damit ist es in den USA jugendfrei eingestuft. Strikt nur noch an Erwachsene „Adults Only“ dagegen darf das Computerspiel "Grand Theft Auto: San Andreas" (GTA) in den USA verkauft werden. Begründung durch die jetzige Senatorin Hillary Clinton: "Wir sollten alle zutiefst beunruhigt darüber sein, dass ein Spiel, welches nun die Simulation unzüchtiger sexueller Akte in einem interaktiven Format mit höchst realistischen Grafiken ermöglicht, in die Hände junger Menschen im ganzen Land gefallen ist".
Und Sie wollen immer noch zur US Army? Ja doch, Sie werden sich heimisch fühlen bei der Ausbildung. Wie der Rüstungskonzern „Intelligent Decisions“ gerade meldet, habe man die CryEngine 3 des Frankfurter Studios Crytek Engine für die hauseigene Simulation „Dismounted Soldier“ lizenziert. Die Simulation ermögliche eine Vorbereitung auf reale Kriegseinsätze zu wesentlich geringeren Kosten als normale Manöver. Ebenso erlaube sie die Darstellung von Mimik, die Angst, Wut und Aggression der Soldaten ausdrückt. Neben Infanteristen würden auch Fahr- und Flugzeuge sowie Raketen-Systeme simuliert. Am Ende des Trainings lasse sich die Leistung jedes Rekruten gezielt analysieren.“
Sollten Sie das in der Simulation Erlernte dann im realen Kriegseinsatz anwenden wollen, empfehlen wir Ihnen dringend, sich das Drücken des RESET Knopfes abzugewöhnen. Vielleicht ist sonst das letzte, was Sie auf Ihrem Helmmonitor sehen werden der Hinweis „Sorry. Reset button disabled in real life“.