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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



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Mittwoch, 27. April 2011

Beepworld.de - NEWSLETTER #185 vom 27.04.11

Von thofi, 13:10

VORWORT

Wie wird sich unser aller Wohnzimmer in den nächsten Monaten und Jahren verändern? Dort der große moderne Flachbildschirm, verbunden mit einer MP3-Musikanlage? Kaum angeschafft, schon veraltet, vorbei, passe, wenn man den Auguren der diesjährigen Consumer Electronic Show in Las Vegas glauben will, und es gibt gute Gründe, ihnen zu glauben. Der Fernseher, der seine Zuschauer nur zuschauen lässt? Ohne Internetverbindung? War das mal so? Ganz selbstverständlich wird der Fernseher neueste Messages von Facebook-Freunden ebenso wie die Nachrichten zeigen, wird zur Spielekonsole ohne Zusatzgerät, hilft bei der Gymnastik, kontrolliert dabei den Blutdruck, und wird zur Video-Telefoniestation per Skype und eingebauter Kamera. Apps, kleine Progrämmchen für jeden Geschmack, werden nicht mehr nur den Smartphones und iPads vorbehalten bleiben, sondern auch die TV-Geräte bevölkern. Und wenn man ohnehin den halben Tag auf den Monitor starrt, kann man auch gleich die eBooks dort lesen oder vorlesen lassen, per Webcam schauen, wer draußen ums Haus schleicht, per Smart Grid den Stromverbrauch der einzelnen Verbraucher steuern und die Einkaufsliste dem örtlichen Supermarkt übermitteln.
Über Google TV wird man von den Sendeanstalten unabhängig und kann sich beliebige Onlineinhalte runterladen, was man will und wann man will.
Die Xbox von Microsoft wird mit dem Kinect Modul, Bewegungssteuerung völlig ohne Steuerungsgerät nur über Sprach- sowie Gestensteuerung per Kameraerfassung zur Sport- und Spaßzentrale im Wohnzimmer. Im Frühjahr soll eine Live-Chat-Funktion dazu kommen, mit der Xbox-User sich auf dem Monitor unterhalten können, als säßen sie gemeinsam davor - ihr Ebenbild auf dem Fernseher besteht aus Computerfiguren, die sich in einem virtuellen Raum befinden und ihnen ähnlich sehen: Die Software erzeugt die sogenannten Avatare automatisch, weil das Kinect-System seine Nutzer über Kameras erfasst und die Gesichter erkennt. 3D TV-Geräte, der Flop des letzten Jahres, nur mit schwerer Shutter-Brille zu genießen, dafür aber mit halbierter Auflösung, werden einen neuen Anlauf um die Zuschauergunst starten, diesmal aber ohne Brille, weil das Gerät die Blickrichtung der Pupillen der Zuschauer erkennt und entsprechend die Halbbilder auf das jeweilige Auge zur Erzeugung des 3D Effekts projiziert.
Schöne neue Welt? Ja, nur, das alles braucht Strom, und der ist begrenzt, teuer und schädigt bei seiner Erzeugung die Umwelt, so oder so, also häufiger mal abschalten, im wahrsten Sinn des Wortes, und statt Fitness auf dem Monitor zur Abwechslung aufs Fahrrad steigen und sich in die reale Welt einschalten, meint euer thofi.

GLOSSE

 

Sie sind schuld, ja, schauen Sie ruhig schuldbewusst. Haben Sie geglaubt, dass das ewig so gut gehen würde? Erst Ihren Schrank voller LPs. Dann vor 30 Jahren geschrumpft auf einen eleganten wohnzimmertauglichen Turm voller kleiner silberner Scheiben, genannt Compact Discs, und jetzt? Nur noch ein klitzekleiner MP3-Player, der mehr Musikstücke trägt, als Sie in Ihrem gesamten restlichen Leben noch hören können. Früher haben Sie jeden Monat ganze Scheine für Ihre LPs hingeblättert, dann Ihre CDs für immer weniger DM, später Euros erstanden, und jetzt? Es ist nicht immer Weihnachten noch Muttertag, da greift man ja schon mal zur Scheibe fürs Mütterchen, aber sonst? Wieso kaufen, wenn Sie neben dem Tee zubereiten schnell mal ein paar der neuesten Alben per Internet von Bittorrent & Co herunterladen können. Für lau, versteht sich, denn wer zahlt schon freiwillig, wenn er nicht muss. Kein Problem? Für Sie vielleicht nicht, aber für die Musikindustrie schon, die schrumpft und schrumpft. Und für die Musiker, deren Einnahmen aus den Verkäufen schrumpfen und schrumpfen. Und damit schrumpft auch die Vielfalt des Angebots. Sehen Sie, daran sind Sie schuld.