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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

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Samstag, 24. Mai 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #61 vom 22.05.03

Von thofi, 11:13

VORWORT

Internet ist der große Jobkiller, so hieß es warnend noch zu Zeiten des
Internethypes vor gut 3 Jahren. Mittlerweile wäre man froh, wenn es so wäre,
weil dann zumindest die Internetwirtschaft blühen würde. Zu Zeiten des
Internethype gründeten die besten Köpfe unseres Landes eigene Firmen,  wurde
den jungen Firmengründern das Geld von Risikokapitalgebern buchstäblich in
Koffern hinterher geschleppt.
Was momentan in unserem Lande blüht, ist nur ein Gewerbe, das des
Insolvenzverwalters.
Jobs werden gegenwärtig in früher nicht vorstellbaren Dimensionen und selbst
in solchen ehemals krisensicheren Branchen wie Banken und Versicherungen
gestrichen, ohne das man das Internet dafür verantwortlich machen könnte.
Über 40.000 Insolvenzen im letzten Jahr fordern ihren personellen Tribut.

Überall ist Verzagtheit eingekehrt. Selbst minimale Reformansätze wie der
von Kanzler Schröder in seiner Agenda 2010 geplant, die eigentlich
notwendigerweise die Agenda 2004 heißen müsste, wird von Besitzstandswahrern
und Bedenkenträgern mit Blick auf den eigenen Bauch, aber mit dem Ausdruck
"soziale Gerechtigkeit" auf den Lippen, versucht zu Stillstand zu zerreden.

Wie kann man einen jahrzehntelangen Reformstillstand sozial nennen, der
wirksam verhindert, dass Arbeitsplätze geschaffen werden. Man kann durch
Nein-Sagen und Verhindern keine Politik machen oder gar der Wirtschaft neue
optimistische Impulse geben.
Verzagte Bedenkenträger, die genau wissen, warum etwas nicht gehen kann,
dürfen nicht länger Deutschlands Zukunft aufs Spiel setzen.
Sozial ist es, alles zu tun, um Menschen wieder Einkommen aus eigener Kraft
zu ermöglichen, alles zu tun, um die Eigenverantwortung zu stärken, nicht
als staatlich verordnetes Programm, also mehr Staat, sondern mit entschieden
weniger, nur so viel, um das Überleben zu sichern. Viele scheinen gar nicht
mehr zu wissen, wie viel gesunde Menschen zu leisten im Stande sind, wenn
ihnen nicht ein übersorglicher Staat die Verantwortung für die eigene
Existenz abnimmt. Es schafft Würde und Selbstbewusstsein. Und wer wieder
mehr zu verlieren als zu gewinnen hat, kooperiert mit der Gesellschaft, um
sie zu stabilisieren anstatt sie zu destabilisieren.

Aber wo bleibt das Positive?
Wieder keimt ein zartes Pflänzchen Hoffnung, dass das Internet es richten
könnte, diesmal aber in Verbindung mit der etablierten Wirtschaft und mit
soliden betriebswirtschaftlichen Steuerungsinstrumenten. Die Frühindikatoren
deuten auf Frühling. Die Börsenkurse von e-bay, Yahoo und Amazon steigen
wieder kräftig, e-commerce - über das Internet erzielte Umsätze, erreichen
Steigerungsraten von fast 40% jährlich in Deutschland.
Was macht der fleißige Landmann im Frühling, wenn er säen will? Er pflügt
und lockert die Krusten des Bodens auf, damit die Saat aufgehen und daraus
eine reiche Ernte entstehen kann,
meint euer frühlinghaft gestimmter thofi. 

GLOSSE

Hallo, haalloo, Sie da, ja Sie. So, Sie möchten lieber anonym bleiben, haben
gar ihren Telefonbucheintrag sperren lassen, melden sich am Telefon nur mit
"Hallo?" oder "prego?", verweigern ein Impressum auf ihrer HP, und am
Briefkasten steht nur die Hausnummer?
Aber Sie kaufen ihre Klamotten gerne beim Benetton Flagship-Store! Na, das
passt ja nun überhaupt nicht zusammen! Sie verstehen nicht?
Dabei rufen US-Bürgerrechtler schon längst zum Boykott von Benetton auf.
Sie verstehen immer noch nicht?
Na, wenn Sie nichts dagegen haben, dass Benetton neue elektronische
Preisschilder, die sogenannten RFID-Etiketten, die auf der Reflexion von
Funkwellen basiert, in ihre angebotenen Kleidungsstücke einweben will, dann
brauchen Sie auch nicht zu verstehen.
Dass damit Ladendiebstahl unmöglich wird, ist ihnen recht, denn Sie klauen
ja auch nicht, schließlich heißen Sie nicht Winona Ryder.
Dass die für Sie unsichtbaren Etiketten in ihrem Outfit Wind und Wetter
trotzen und auch diverse Heißwaschgänge lässig überleben, stört Sie auch
nicht. Dass man damit die Informationen ihres RFID-Tags auf 10 Meter
Entfernung erfassen kann, kein Problem für Sie.
Dass die Betreiber mit den Tags, wenn sich das System durchsetzt, schon beim
Eingang ins Geschäft feststellen könnten, ob Sie einen billigen labellosen
BH von Woolworth tragen oder Markenware von Playbig, juckt Sie nicht, denn
Sie tragen keinen BH.
Wenn ihnen dieses System über ihre Kunden- oder Kreditkarte den Zahlencode
ihrer Jacke persönlich zuordnen kann, wenn immer sie ein Geschäft betreten,
stört Sie immer noch nicht? Das Getuschel der Verkäuferinnen an der PC-Kasse
"Schaut mal her, da kommt eine, die in den letzten 4 Wochen 14 Paar Schuhe
in 11 verschiedenen Schuhgeschäften erstanden hat", lässt sie kalt, sollen
die Schnepfen doch ruhig wissen, dass Sie einen reichen Freund haben?

Aber am Telefon nur anonym "Hallo" sagen und keinen Namen nennen! Ts, ts.
Übrigens, was sehe ich da an meinem RFID-Scanner draußen vor ihrer Tür? Sie
tragen ja doch einen BH von Playbig!