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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



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Samstag, 24. Mai 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #94 vom 14.02.05

Von thofi, 11:47

VORWORT

Kaum lag mein soeben erstandener MP3-Player ipod silber stolz in meiner Hand, erschien sein Nachfolger, besser, schneller, billiger, in der Ladenvitrine. Mein Palm-PDA vom vorletzten Jahr? Längst ersetzt durch Microsofts Pocket PC, und liebäugeln tu ich jetzt mit dem Smartphone.
Der Hochleistungschip "Cell" von IBM, Sony und Toshiba in 4-jähriger Arbeit gemeinsam entwickelt, soll 16 Billionen Rechenschritte pro Sekunde leisten können, gegenüber „nur“ rund 6 Mia. eines jetzigen modernen PCs. 
Die technische Entwicklung kennt nur ein Ziel: schneller, besser, höher.
Die Züge, Flieger, Autos werden immer schneller, mehr schaffen in kürzerer Zeit, den Arbeitstakt steigern, die Produktivität erhöhen, die technisierte Freizeit wird ähnlich effizient organisiert wie das Arbeitsleben.
Mir kommt es vor wie das Rennen Hase gegen Igel, das wir nie gewinnen können, so sehr wir unser Leben auch beschleunigen.
 
Das hat Auswirkungen auf unseren Alltag. Die ständige Jagd nach dem Neuesten ersetzt das Genießen des soeben noch Neuen. Wir haben verlernt, den Moment zu genießen, packen stattdessen immer mehr Erleben in die selbe Zeiteinheit. Dann wird halt fern gesehen, während wir im Internet surfen und uns die neuesten MP3s anhören, das Handy aber immer griffbereit. Erstaunt stellen wir am Ende eines solchen Tages fest, wir haben nicht mehr, sondern eigentlich nichts davon wirklich genießen können. Das Beschleunigen der Zeit durch parallele Aktivitäten vermindert Lebensqualität und steigert sie nicht. Das Genießen kommt zu kurz.
„Verweile doch, oh Augenblick, du bist so schön“, lässt Goethe seinen Faust sagen, der für diesen Moment des Verweilens bereit ist, seine Seele Mephisto zu geben.
Die zumindest gelegentliche Entschleunigung unseres Lebens ist für uns billiger zu haben. Unsere Seele steckt in den Abschaltknöpfen von HiFi, TV, Computer und Wecker. Nicht verlieren sondern zurückgewinnen werden wir sie, unsere Seele, wenn wir diese Knöpfe häufiger mal drücken,
meint euer thofi.
GLOSSE
Sie hassen das doch genauso, stimmt´s? Es ist doch nun mal so, das können Sie schon zugeben, dass Ihnen das peinlich ist. Da schneien ihnen am Sonntag überraschend ein paar Freunde ins Haus, die gerade in der Gegend wandern waren und eben mal „Guten Tag“ sagen wollten. Ja, „Guten Tag“, und, na ja , und Hunger haben die natürlich auch mitgebracht. Was machen? Großeinkauf wollten Sie erst am Montag erledigen, Ihr Kühlschrank weist entsprechend größere Lücken auf. Und den Einkaufszettel kann man ja nun mal nicht essen! Kann man nicht? Meinen Sie?
Aber Sie haben doch einen Computer mit angeschlossenem Tintenstrahldrucker im Arbeitszimmer? Dann stellen Sie den doch mal in die Küche, wo er hingehört und legen Sie los. Also, Sie essen ja am Liebsten Filet Mignon, ihre Freunde dagegen stehen mehr auf Lachs, bis auf, na ja bis auf den Vegetarier unter ihnen. Der liebt eher Gemüsesouffle. Und zum Nachtisch, Mousse au chocolat, da sind sich alle einig, na ja, bis auf einen, der auf Creme Brulee steht. Während Sie sich angeregt unterhalten, legt der Tintenstrahldrucker los. Und dann servieren Sie ihr (Druck)-Werk: Ein Stapel essbares Papier aus Sojabohnen- und Kartoffelstärke, bedruckt mit Lebensmittelbrei der gewählten Geschmackssorten liegt auf den Tellern. Viel Abwaschen müssen Sie auch nicht, denn in das Papier beisst man auch in besseren Kreisen ohne Messer und Gabel. Das gibt´s noch nicht in ihrem Computerladen? Dann begeben Sie sich am besten mal ins Restaurant "Moto" in Chicago. Der Geschäftsführer hat einen Tintenstrahldrucker entwickelt, mit dem er laut Eigenwerbung "jeden nur erdenklichen Geschmack" zu Papier bringen kann. Die Druckerpatronen füllt der Erfinder mit einem selbst kreierten Lebensmittelbrei. Das essbare Papier stellt er aus Sojabohnen- und Kartoffelstärke her. Mit seiner Erfindung will Herr Cantu aber bald auch außerhalb seines Restaurants Umsätze machen, z.B. in der Werbung. Sie sehen eine Zeitschriftenreklame für Pizza beim Zahnarzt, wollen lustvoll in die Probe hineinbeißen, und dann, ja dann entdecken Sie es. Die Zeitung hat schon vor Ihnen ein Patient gelesen, mit ganz schlechtem Gebiss und Mundgeruch. Jetzt wissen Sie, was Sie wirklich hassen müssen.