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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



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Samstag, 24. Mai 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #96 vom 10.04.05

Von thofi, 11:49
VORWORT Eigentlich sollte hier jetzt eine kluge Analyse des Freizeitverhaltens Jugendlicher stehen, die mittlerweile mehr Zeit mit dem Spielen von immer realistischeren, grafisch brillanteren Computerspielen verbringen als in der Schule. Passend dazu die Nachricht, dass an diesem Wochenende in Berlin Deutschlands beste Computerspieler ermittelt werden. „Counter-Strike", „WarCraft III", „FIFA 2005", „Trackmania", „Doom 3", „Battlefield 1942“ und „Unreal Tournament 2004“ suchen in Berlin ihre Champions. Passend auch, dass die Wahl der Miss Digital World 2005 gerade ansteht. Hobby- und Profi-Multimedia-Künstler präsentieren ihre virtuellen Traumfrauen. Passend dazu auch, dass mittlerweile mehr Menschen bei der Suche nach dem künftigen Traummann/Traumfrau auf das Internet setzen als auf irgendeine andere Möglichkeit. Aber auch wir Internetfreaks, die wir uns am Tag mittlerweile länger in der virtuellen als in der realen Welt aufhalten und gewohnt sind, unsere Gefühle durch *seufz*,*heul* und *ggg* auszudrücken, können an letzterer nicht vorbei – und wollen es auch nicht. Wenn sich zwischen 2 und 4 Millionen Gläubige auf den Weg nach Rom machen, um Papst Johannes Paul II die letzte Ehre zu erweisen, dann zeigt das mancherlei: Die Anerkennung für einen Papst, der unbeirrbar (manche sagen auch, in den letzten Jahren starrsinnig) zu seinen hohen moralischen Ansprüchen an die Gesellschaft und jeden einzelnen Menschen gestanden hat, für die letzte moralische Instanz auf dieser an integren Persönlichkeiten so arm gewordenen Welt, für einen Menschen, der in seinem öffentlich zur Schau gestellten Siechtum gezeigt hat, dass Leiden und Tod Teil des Lebens ist. Es zeigt aber auch die zunehmende Sehnsucht der Menschen nach einem spirituellen Sinn im Leben, der jenseits von überhand genommenen materiellen Prioritäten liegt. Fast untergegangen ist dabei die Nachricht, dass letzte Woche auch noch Fürst Rainier III von Monaco gestorben ist, und unter großen Anteilnahme der Öffentlichkeit in Deutschland der Berliner Entertainer Harald Juhnke sowie der Schriftsteller Max von der Grün. Was das alles mit dem Internet zu tun hat? Nichts, gar nichts, und das ist das Schöne. Es vermittelt nur die Gewissheit, dass zumindest der Tod zeigt, dass es noch ein reales Leben neben dem virtuellen gibt. Und das ist beruhigend, meint eure thofi. GLOSSE Ja warum tun Sie es denn nicht? Sie haben doch allen Grund dazu und die Aussichten auf Erfolg sind doch hervorragend. Also, ich versteh Sie nicht. 3000 Euro sind doch kein Pappenstil. Und Sie befinden sich doch in guter, ja sogar in bester Gesellschaft. Über 100.000 Leuten soll es gegangen sein wie Ihnen. Die Bilder gefielen Ihnen, angeklickt, doch kurz war das Vergnügen und lang die Reue. Denn die Reue kam spätestens mit der nächsten Telefonrechnung. Wie gesagt, 3000 Euro, für eine kostenpflichtige Internetverbindung, vulgo Dialer genannt, die man Ihnen rechtskräftig präsentierte. Und jetzt, wo die Staatsanwaltschaft Osnabrück endlich gegen sechs Beschuldigten wegen bandenmäßigen Computerbetrugs mit einer Schadenssumme von rund 20 Mio. Euro ermittelt, wollen Sie nicht helfen und Anzeige erstatten? Dabei hat man es mit Ihnen doch wirklich schlimm getrieben. Zunächst ordnungsgemäß angezeigte Dialer-Programme haben beim Herunterladen des ersten Photos die Sicherheitseinstellungen des Computers so verändert, dass Dialerschutzprogramme ausgeschaltet wurden und weitere Seiten mit hohen Gebühren nicht mehr angezeigt wurden. Einige Bilder sind sogar 850.000 mal aufgerufen worden. Aber auch hier befinden Sie sich in guter, ja sogar in bester Gesellschaft. Bisher haben sich nur sehr wenige der Geprellten bei der Polizei unter www.dialer-os.de.gg gemeldet. Warum? Ja, besprechen Sie das doch erst mal mit Ihrer Frau und erläutern Sie ihr mal, für welche Spezialbilder weiblicher Anatomie (mitunter auch männlicher gleichzeitig auf dem Foto) aus dem Internet Sie die 3000 Euro zahlen mussten. Und wenn Sie das ohne Scheidungsandrohung geschafft haben, dann steht doch einer Anzeige mit notwendiger ausführlicher Schadensschilderung bei der Justiz nichts mehr im Wege. Oberstaatsanwalt Lewandrowski in Osnabrück freut sich schon auf Sie.