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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



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Samstag, 24. Mai 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #100 vom 18.06.05

Von thofi, 11:53
VORWORT Voraussichtlich 74 Milliarden emails werden 2005 weltweit verschickt werden, d.h. in den letzten 3 Jahren hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. Ca. 28 Mia. davon sind unerwünscht, also Spam! Ohne emails und Internet hätte sich die Globalisierung mit Waren- und Informationsaustausch ohne Begrenzung durch Zeitzonen oder Ländergrenzen nie dermaßen schnell entwickeln können (manche mögen hier sagen, leider). Während des Internetcrashs im Jahr 2000 waren ernsthafte Stimmen zu hören, die damit auch das Ende des Internets voraussagten. Die bequemen und kostenlosen emails erwiesen sich dann aber als Killerapplikation und wer mails verschickt, surft auch im Internet. Die massenhafte Verbreitung der mobilen Empfangs- und Sendemöglichkeiten von emails z.B. via der millionenfach verkaufter Blackberrys, und die Absicht von Microsoft, seinen 120 Mio. mal installierten Outlooknutzern künftig den Zugang von unterwegs zu ermöglichen, wird diesen Boom noch steigern. Ohne email-Nutzung ist man/frau heute definitiv beruflich out, aber unüberlegter Umgang damit kann Karrieren auch abrupt beenden. Nicht nur, weil das Finanzamt bei Prüfungen das Recht hat, steuerrelevante emails lesen zu dürfen, sondern weil sich die ungewollte elektronische Verbreitung von mails nicht wirklich verhindern lässt. Jede mail ist potenziell öffentlich zu machen. Das musste ein bekannter Analyst von Merrill Lynch bitter erfahren, als er 2002 öffentlich die Aktie des Internetunternehmens Infospace zum Kauf empfahl, in einer internen mail diese aber als junk (Schrott) bezeichnete. Ihn kostete das den Job, Merrill Lynch 100 Mio. US $. Oder wie einst das führende Wirtschaftsprüfungsunternehmen Arthur Andersen durch die mail einer Hausjuristin den Firmentod fand, in dem sie die Abänderung eines Dokuments empfahl, um im Enronpleite-Prozess besser auszusehen. Oder wie einst der Ölkonzern Chevron 4 Mitarbeiterinnen 2,2 Mio. US $ zahlen musste, die sich durch eine intern zirkulierende Spaßmail belästigt fühlten, in dem 25 Gründe aufgeführt waren, warum Bier besser ist als Frauen (ich dagegen kenne 25 Gründe, warum Frauen besser sind als Bier). Emails sind das mitunter ungewollte Gedächtnis einer Firma, werden meist nur archiviert, aber nur sehr selten wirklich gelöscht. Der Umgang mit diesem Massenmedium muss sehr sorgfältig bedacht werden, ganz ohne mail-Postfach zu sein, kann sich heute aber auch keiner mehr leisten. Keiner? Doch, es gibt unbedeutende Ausnahmen. Sowohl Bill Clinton damals, als auch sein Nachfolger Georg W. Busch weigern sich, selber emails zu nutzen. Da von uns keiner Präsident ist, bleibt uns nur, mails weiterhin zu verschicken, sich über Spam zu ärgern, aber beim mail-Schreiben noch mehr als sonst über das was? wie? und an wen? Gedanken zu machen, meint euer thofi. GLOSSE Sie teilen doch dessen Ansicht, da bin ich mir völlig sicher, so, wie ich Sie kenne. Ist ja auch klar, wer würde denn auch einsteigen in den neuen 850-sitzigen Airbus A380, wenn er ohne gemeinsame Regeln und vor allem ohne zentrale Kontrolle und Qualitätsüberwachung zusammengebaut worden wäre von ein paar wild zusammengewürfelten selbsternannten Fachfirmen. Sie nicht, ich nicht und Schily auch nicht. Wie, Otto? Was unser Otto Noch-Bundesinnenminister damit zu tun hat? Den plagen Ängste (was bei ihm selten vorzukommen scheint)... Wobei er bei dem Gedanken an einen Absturz des A380 vermutlich weniger nervös werden würde als beim Gedanken an ein Versagen des Internets. Keine live cams mehr, keine Erotikseiten online, kein Beepworld, keine illegalen Musik und Video downloads mehr, wieder fette Fahrpläne und Telefonbücher wälzen, unsere rund 1000 mails täglich ausdrucken, adressieren, eintüten, frankieren und ab zur Post. Ich weiß gar nicht, warum Schily das so furchtbar finden würde: Das schafft doch endlich wieder Arbeitsplätze, keine Inder mehr, die unseren einheimischen Programmierern die Aufträge wegschnappen, keine deutschen Callcenter mehr in Ungarn, die Musik und Filmindustrie atmet auf, denn auf dem Postweg gibt´s keine illegalen Downloads, die ganze Angst vor der Globalisierung? Unnötig, da unmöglich – ohne Internet. Das verstehen Sie ja noch, aber was denn der blöde Vergleich soll mit dem A380 fragen Sie? Na, Schily als Bundesinnenminister weiß eben besser als jeder andere, wie das Internet funktioniert, und das treibt ihm die Schweißperlen auf die Stirn. Das Internet ist für jeden Beamten der Horror per se und muss endlich geändert werden: Es funktioniert ohne behördliche Kontrolle oder größeren Einflussmöglichkeiten, supranational, ohne komplexes Gesetzwerk zur Regelung des Ablaufs, Aufbaus, Betriebs und Überwachung, in der unzuverlässigen Hand des Marktes. Das schreit doch regelrecht nach einer ordnenden ministerialen Hand. Eigentlich kann das Internet doch gar nicht fliegen, äh, funktionieren, so ganz ohne Kontrolle, ist sein festes Credo. Sehen Sie, Sie sind auch dessen Meinung. Hätte so mancher Ministeriale früher geahnt, was für eine Hauptschlagader der globalen Wirtschaft und Gesellschaft das Internet werden würde, hätte man doch schon beim Entstehen unerlässliche Ordnungsstrukturen einziehen, eine Internetplanungskommission gründen können, für deren Besetzung nach Parteienproporz natürlich zunächst eine Besetzungskommission gebildet werden müsste, die vorher durch eine zu wählende Arbeitsgruppe ihre Auswahlkriterien hätte ausarbeiten müssen, dann gäbe es die heutigen Probleme mit dem Netz nicht. Sehen Sie, nicht nur Sie, sondern auch wir sind diesmal dessen Meinung. Dann hätten wir tatsächlich keine Probleme damit, denn wo nichts ist, kann auch nichts schief gehen. Und der Mammutflieger Airbus A380 würde immer noch nur auf dem Reißbrett existieren.