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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



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Samstag, 24. Mai 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #107 vom 31.10.05

Von thofi, 12:01
VORWORT Was haben wir uns früher mit den Hausaufgaben gehetzt, um schnell aus unserem Zimmer raus ins Freie zu kommen, Fußball mit den Kumpels zu spielen, ins Schwimmbad mit der Freundin zu gehen oder mit der Clique zum Baggersee zu radeln. Heute hetzen sich viele Jugendliche, um schnell ins Zimmer zu kommen, den PC anzuwerfen, die mailbox abzufragen und im Netzwerk zu zocken. Die Mütter beklagen sich heute über ihre blassen, bewegungsfeindlichen Kinder, die Tag für Tag ganz allein im Zimmer sitzen, gelegentlich grundlos loskichern, unwillig knurren, wenn sie real angesprochen werden, wild auf die Tastatur einhämmern, umhüllt von ohrenbetäubendem surround sound aus allen Ecken des Zimmers, und die das Essen am liebsten auf der Tastatur einnehmen würden. Zwar ist die Vereinsamung einer ganzen Internet-Generation, wie von Psychologen, Soziologen und Eltern prophezeit wurde, nicht eingetreten, aber der alarmierende Bewegungsmangel verbunden mit zunehmender Fettleibigkeit ist real: Die Bundeswehr beklagte sich jüngst über immer dickere und immer unbeweglichere Rekruten, die kaum mehr ihre 20 Liegestütze schaffen. Die langjährigen Musterungsergebnisse zeigen wohl eindeutig einen Abfall der körperlichen Verfassung bei der Internet- und Playstation-Generation gegenüber früheren Rekruten-Generationen. Eine Verschlechterung der sozialen Bindungsfähigkeit und fehlende Fertigkeiten für das künftige Berufsleben dagegen lassen sich nicht beweisen. Eher im Gegenteil, meine ich. Die Anzahl der sozialen Kontakte steigt durch die technischen Möglichkeiten: Kontakt halten unterwegs per SMS oder Handy, am PC im Chat und Instant messenger (und das möglichst gleichzeitig mit 10 Buddys), und im Internet beim Netzwerk spielen. Der künftige Beruf verlangt sicher weniger die Fertigkeit, Traktor zu fahren, als mit Informationsfülle umzugehen, Unwesentliches vom Wesentlichen zu unterscheiden, sich sehr schnell einen Informationsüberblick zu verschaffen. Und genau das ist eine der Fertigkeiten, die sich Kids heute im Internet selbst früh beibringen müssen, sonst droht der Informations-Overkill. Ist diese mail spam oder von einem Freund? Welche dieser 200 Googleantworten sind sinnvoll für meine Suchanfrage? Wo in Deutschland finde ich die günstigste Digitalkamera? Welcher der 2000 unterschiedlichen Handytarife ist für mich der Geeigneste? Und da machen die jüngeren Kids den Eltern heute bereits was vor: „Lass mich mal machen, Papa, das geht schneller.“ Kann man sich mehr wünschen, als dass die eigenen Kinder mit der Zukunft besser zurecht kommen als man selber, fragt euer thofi? GLOSSE Was halten Sie von Wahrsagern? Nein, nicht Jasagern, ich will ausnahmsweise mal nicht von der Politik sprechen. Ich rede von Wahrsagern, lassen Sie mich ihnen mal wahrsagen: Und das geht so. Sie beantworten mir ein paar Fragen und ich sage Ihnen, ob Sie Männlein oder Weiblein sind? Los geht´s: Sie sind beim Ego-Shooter immer auf der Seite des Opfers? Ihnen fällt beim Stichwort „Sony“ eher das Karaoke-Spiel „SingStar“ ein statt Playstation2? Sie spielen lieber „Nintendogs“ statt wilder Ballerspiele? Sie waren noch nie auf der Games Convention in Leipzig? Ha, meine Glaskugel klart auf, und es erscheint, es erscheint – ein wunderschönes, blondgelocktes, langhaariges, schlankes Mädel. So sehen Sie nicht aus? Naja, aber nahe dran. Die paar Kilo und Jahre mehr! Wenn Sie alles mit „Ja“ beantwortet haben, sind Sie weiblich, davon bin nicht nur ich überzeugt, sondern auch die Spieleindustrie. Die weiß aufgrund groß angelegter Studien nämlich, was Sie als Frau wollen. Nein, jetzt nicht erröten. Ich kann zwar wahrsagen, aber nicht ihre Gedanken lesen, obwohl…. Naja, das fuchst die Spieleindustrie schon lange, dass sie mit ihren Produkten nur die eine Hälfte, den verspielteren Teil der Menschheit erreichen und bisher nicht auch an die Geldbörsen der Mädels rankommen konnten. Die Zigarettenindustrie hat ja vorgemacht, wie man erfolgreich die Mädels verführt. Mittlerweile sieht man ja bald mehr Mädchen als Jungen rauchen. Jetzt hat Sony reagiert, mit der ersten online spielbaren Seifenoper, diversen Quizspielen im Netz, dem Musikspiel „Buzz“ und dem „Eye-Toy Kinetic“. Andere Anbieter haben ebenfalls typische Spiele für Mädels in der Entwicklung, oder das, was die nahezu ausschließlich männlichen Programmierer und Entscheider für typisch weiblich halten. Die sollten mich mal fragen. Ich könnte Sony wahrsagen: Meine Glaskugel klart auf, und ich sehe, ich sehe – einen gefiederlosen Geier kreisen.