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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



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Samstag, 24. Mai 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #110 vom 20.12.05

Von thofi, 12:04

VORWORT

Auf rund 600.000 CDs, voll gestopft mit im Internet angefallenen Verbindungsdaten, darf der deutsche Staat nach einer neuen EU Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung künftig zurückgreifen, um nach elektronischen Spuren von Terroristen zu suchen. So viele Internet-Daten fallen in Deutschland an, pro Sekunde wohlgemerkt. Und die Speicherung soll für 15.724.800 Sekunden, gleich 6 Monate verpflichtend gemacht werden. Die Kosten in Millionenhöhe bleiben beim Provider hängen. Auch eine Möglichkeit, die Wirtschaft anzukurbeln: Es werden riesige Mengen an Speichermedien benötigt und der entsprechende Lagerraum gleich dazu. Schluss mit Räumeleerstand in Ballungszentren. Wie die Ermittlungsbehörden diese riesigen Datenmengen auswerten wollen, weiß noch keiner, aber sehr wahrscheinlich so wie bisher: Wir von Beepworld erhalten fast täglich emails von diesen Herren mit der „Bitte“, verpflichtend nach Paragraph 4711 ihnen freundlicherweise Auskunft zu erteilen zu...
Es zwängt sich der Verdacht auf, dass sich die Europäischen Staaten im Fahrwasser der USA unter dem Deckmäntelchen der Terrorismusabwehr immer mehr Überwachungsmöglichkeiten an der digitalen Welt sichern wollen und tun.
Das komplette Bild aber ergibt sich erst, wenn man alle Mosaiksteinchen zusammenfügt, soweit sie jetzt schon sichtbar sind. Die Handyverbindungsdaten werden ohnehin schon mit 100m genauer Ortsangabe gespeichert. Unsere Straßenmautanlagen können problemlos zur Fahndung flüchtiger Verbrecher verwendet werden (oder auch nicht-flüchtiger Nicht-Verbrecher). Die Videoanlagen, die mittlerweile die meisten öffentlichen Plätze 24 Stunden am Tag im Blickfeld haben, werden ganz offen zur Überwachung eingesetzt, und zwar ALLER Bürger, die sich dort aufhalten. Aber wir wissen ja alle: wer unschuldig ist, hat durch die Behörden nichts zu befürchten.
Das sagte sich sicher auch der Deutsche El Masri, der nach eigenen Angaben von der CIA am Silvestertag 2003 in Mazedonien gefangen genommen, nach Afghanistan verschleppt und erst fünf Monate später wieder frei gelassen wurde.
Israel, ein Land, dem das Thema Terrorismus nicht gerade fremd ist, kennt keine Vorratsspeicherung. Bestehende Möglichkeiten reichen da aus. Die Ressourcen zum Durchforsten von 600.000 CDs jede Sekunde werden dort besser genutzt, nämlich zur effektiven Terrorabwehr,
meint eurer thofi.

GLOSSE

Sie also nicht? Ha, man soll zur Weihnachtszeit nicht lügen. Sie auch nicht, und auch nicht außerhalb der Weihnachtszeit, aber das wäre Stoff für eine andere Glosse. Also ich wette 10 zu 1, dass Sie doch, denn eins ist klar, Sie könnten auch anders:

1. sich warm anziehen, Parkplatz suchen oder in überfüllte Bahnen zwängen
2. ein paar große Taschen besorgen
3. sich am Geldautomaten in die Schlange einreihen, ganz viel große Scheine ziehen, sehr gut verstauen, damit kleine flinke Hände ihnen die Scheine nicht wieder entziehen,
4. sich in die Massendemos für Recht auf ungehemmten Konsum in den Warenhäusern und Fachgeschäften stürzen,
5. sich einen Wühltischkampf um die Aufmerksamkeit der äußerst raren Spezies „Verkäufer“ oder gar hihi, ich habe gehört, die soll es tatsächlich auch in einigen Läden geben, „Experten“ liefern,
6. das kaufen, was der Konsumtempel noch auf Lager hat und nicht das, was auf ihrem Einkaufszettel stand,
7. um sich dann endlich, endlich der letzten Herausforderung zu stellen, die die zivilisierte Gesellschaft noch zu bieten hat: bis zu den Kassen des Geschäftes an einem Adventssamstag vorzudringen.
Ich bin kein Wahrsager, aber ich wette, dass Sie als typischer Beepworld-Glossenleser eher ein CyberMonday-Käufer sind, Ihre Weihnachtseinkäufe also so abliefen:
1. , 4. und 5.
2., 3., 6. und 7. überspringen
8. sich am Montag auf der Arbeitsstelle an den PC setzen, und all die schönen Dinge, die Sie sich am Samstag in den Geschäften zeigen ließen und wofür Sie die Kapazität der Verkäufer überbeansprucht haben, in aller Ruhe (Arbeitszeit geht ja zu Lasten ihres Arbeitgebers) bei Amazon, Otto oder Dell online bestellen, Kreditkartennummern eingeben, ENTER drücken und sich zufrieden zurücklehnen. Irgendwoher müssen ja die 30% online Umsatzzuwächse an den jeweiligen 4 Adventsmontagen kommen.
Na sehen Sie, jetzt verstehen wir uns. Und jetzt wünschen wir alle gemeinsam den grundlos teuren Warenhausbetreibern und Fachhändlern ein fröhliches Weihnachten.