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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

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Samstag, 24. Mai 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #115 vom 17.04.06

Von thofi, 12:09

VORWORT

Wer schon mal versucht hat, bei einer Neuinstallation von Windows XP ohne passenden Maustreiber auf den PC Einfluss zu nehmen, weiß, auf welche Umwege via Tastatur man da angewiesen ist. Und wenn das Keyboard selber noch nicht über den richtigen Treiber mit dem PC verbunden ist, bleibt der klügste Computer mit den intelligentesten Programmen nutzlos, eben weil man mit den Befehlen seine Zentraleinheit nicht erreichen kann.


In diesen Tagen und Wochen machen sich viele kluge Leute aus Politik, Jugendämtern, Schulbehörden und Schulen verzweifelt Gedanken, wie man die aggressiven Vorkommnisse zwischen und von Schülern an der Rütli-Hauptschule in Berlin und anderen Brennpunktschulen (meistens mit Migrationshintergrund) künftig verhindern kann; wie man eine eingestandene gescheiterte Integrationspolitik möglichst ab sofort erfolgreicher machen kann.

Ob jedem klar ist, dass da ein gewaltiges und gewalttätiges Konfliktpotenzial auch bei den friedlichen Deutschen heranwächst, die bald nicht mehr akzeptieren werden, dass Reallohn und Rente immer stärker schrumpfen, ihnen immer höhere Sozialbeiträge abgeknöpft werden, sie aber teilweise in ihrem eigenen Wohnumfeld gefühlt zur Minderheit werden? Viele kennen Beispiele integrationsunwilliger Ausländer, deren Familien teilweise seit 2 oder 3 Generationen von der Sozialhilfe leben. Hier wächst Ausländerhass heran.

Der aus der Politik bekannt gewordene vorgeschlagene Strafenkatalog für Verweigerung freiwilliger Integration dieser ausländischen Schüler ist lang und brutalst möglich. Zudem deckt er sich meist nicht mit herrschendem Recht.
Gemeinsam ist all diesen Vorschlägen, dass hier am Seil geschoben werden soll, und nicht am Seil gezogen.
Es sollen gesetzgeberische externe Lösungen übergestülpt werden, die allein schon deswegen nicht greifen können, weil sie der Lebenswirklichkeit der Betroffenen kaum entsprechen und vor allem diese schlicht nicht erreichen.
Diese betroffenen Jugendlichen lassen sich nicht mehr lenken von ihren Eltern, nicht von ihren Lehrern, nicht von Jugendamtsangestellten und schon mal gar nicht von Politikern. Kaum ein Erwachsener dringt noch durch in ihre Lebenswelt.
Sie zu erreichen ist aber der allererste und notwendigste Schritt, um zu erfahren, was in ihnen vorgeht, ihnen ihre Lage bewusst zu machen, und um dann Einfluss nehmen zu können.
In dieser geschlossenen Welt haben nur andere Jugendliche auf Jugendliche Einfluss. Der Weg dazu führt über das Internet, über Chatrooms und Foren, wo sich Gleichaltrige austauschen, wo entschieden wird, was cool ist und was nicht.

Dieses Medium, von den meisten Erwachsenen fast ausschließlich kritisch beäugt als genutzte rechtsfreie Zone von Jugendlichen, aus dem sie illegale Musikdownloads, Porno- und Gewaltvideos beziehen, scheint aber gleichzeitig auch der erfolgversprechendste– und bislang völlig jungfräuliche - Weg, diese betroffenen Jugendlichen zu erreichen.
Selbst die intelligentesten Vorschläge können nur greifen, wenn man die Betroffenen, deren Verhalten es primär zu verändern gilt, erreicht,  und zwar über deren Kommunikationswege, meint euer thofi.

GLOSSE

Nein, diesmal nicht. Sicher haben Sie erwartet, dass ich wie gewohnt in dieser Glosse über Gates und die Welt lästere. Nein, diesmal nicht. Warum? Weil es auch mal Positives zu berichten gibt. Ja, wirklich.
Wir haben über einen Preisträger zu berichten, den Sie auch kennen, ganz privat vom Besuch an ihrer Haustür, vom suchenden Blick in ihr Fahrzeug, vom überraschenden Anklopfen an ihrer Bürotür. Wenn Sie das goutieren, habe ich eine gute Nachricht für Sie. Bald werden Sie noch viel häufiger Besuch von dem Preisträger bekommen, z.B. wenn Sie mobil telefonieren, im Internet surfen, oder Sie auf dem stillen Örtchen… Nein, halt, letzteres nun doch nicht, NOCH nicht, möchte ich betonen. Das ist vermutlich die letzte preisträgerfreie Zone in ihrem Leben.
Sie kennen einen solchen omnipräsenten Preisträger nicht? Nein? Doch! Denken Sie mal nach. Wer begegnet Ihnen drohend auf Schritt und Tritt? Wer schwärmte in einem TV Werbespot von ihrem knackigen Hintern? Na, haben Sie´s? Wie, Sie kennen nur die GEZ, die ihnen ständig auf der Pelle hockt? Bravo, jetzt haben Sie´s. Die CHIP hat auf der CeBit 2006 der Gebühreneinzugzentrale gerade die silberne Scheibenbremse vergeben, den in der Industrie wenig geliebten aber stark beachteten Preis der „Bremse des Jahres“.
Wie die GEZ zu dieser Auszeichnung gekommen ist? Wer ab nächsten Jahr alle Nutzer kriminalisiert, die ihr Handy nicht als Fernsehgerät bei der GEZ anmelden, oder die ihren Internetanschluss nicht in der gleichen TV Kategorie der GEZ melden, und damit die Wachstumsmotoren Internet und Mobilfunk gezielt ausbremst, verdient schon eine solche Auszeichnung.
Nun reden Sie sich mal nicht heraus. Was heißt das, Sie nutzen das Handy zum telefonieren und nicht zum TV sehen? Aber Ihr Handy kann GPRS oder UMTS, und damit KÖNNTEN Sie doch fernsehen? Und Sie haben noch nie davon gehört, dass Sie über das Internet ebenfalls das Öffentlich-Rechtliche auf ihren Monitor leiten könnten? Wie, Sie arbeiten nur mit dem Internet und vergnügen sich damit nicht? Oder Sie wohnen gar noch bei Ihren Eltern? Na, dann greift die GEZ doch umso mehr zu. Privat dürfen Sie ja ein Zweitgerät haben, aber wenn Sie das Internet beruflich nutzen oder ein Handy haben, dann mal schnell her mit den 17,03 Euro GEZ Gebühren monatlich. Oder sagen Sie sich etwa, diesmal nicht?