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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

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Samstag, 24. Mai 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #124 vom 22.11.06

Von thofi, 12:18

VORWORT

Für die neue Sony Playstation zelteten kürzlich Tausende von Japaner teilweise Tage vor den Geschäften, um als erste in den Besitz dieser Spielekonsole zu kommen. Bei der Auslieferung der Microsoft Xbox 360 vor ein paar Monaten wurden die ersten Geräte bei eBay für einen saftigen Aufpreis ersteigert.
Die Realitätstreue und Auflösung dieser Maschinen ist kaum mehr zu überbieten.
Und dann dies: Der durchschnittliche 10-jährige Junge (Beispiel Dortmund) verbringt nach einer neuesten Medienwirkungs-Studie (Prof. Ch. Pfeiffer) 1140 Stunden jährlich im Unterricht, aber 1430 Stunden an der heimischen Spielkonsole und vor dem Fernseher. 64% haben einen eigenen Fernseher in ihrem Zimmer, 56% eine eigene Spielkonsole, damit wesentlich häufiger als Mädchen. Bei Mädchen ist die Spielleidenschaft wesentlich geringer ausgeprägt, auch spielen sie wesentlich seltener nicht altersgemäße (ab 18) Spiele.
Mehr Jungen gehen auf die Hauptschule, bleiben sitzen, brechen die Schule ab, bekommen seltener Gymnasialempfehlungen, haben schlechtere Noten als Mädchen. Hier ist laut dieser Studie ein direkter Zusammenhang zu sehen.

In Deutsch, Sachkunde und Mathematik liegen die Leistungen bei den Viertklässlern statistisch signifikant eine halbe Note unter dem Durchschnitt, wenn der Schüler ein solches Gerät im Zimmer stehen hat. Schüler, die darüber hinaus häufig Spiele ab 18 nutzen, liegen sogar eine ganze Note darunter.
Neben der vergeudeten Zeit fragt man sich auch, in welchem Ausmaß die emotionalen Erlebnisse von Action, Gewalt und Horror andere reale Erlebnisse verdrängen? Wie gering ist die emotionale Erschütterung, ausgelöst durch das Lesen eines Buchs, einem Aha-Erlebnis bei einem Erkenntnisgewinn oder dem Lob des Lehrers wegen einer guten Schulleistung gegenüber einem erfolgreich durchgespielten brutalstmöglichen „Grand Theft Auto“, „Backyard Wrestling“ oder „Der Pate“?

Wo können Jungs noch ihre ganz normale männliche Aggressivität real einsetzen und ausprobieren? Bei welcher Gelegenheit können sie sie real beherrschen lernen, ihre Männerrolle finden und erproben? Wann erforschen die Jugendlichen noch die Außenwelt, wo können sie noch draußen auf der Straße spielen? Ist die Wirklichkeit so uninteressant geworden für die Kinder, so wenig anregend, oder so abschreckend, dass sie ihr die virtuelle Welt vorziehen? Bereitet die Gesellschaft ihre nachwachsenden Generationen auf ein zunehmend unwirtlicheres Leben in der Realität vor, dem man nur noch in der Virtualität entkommen kann?

Lieber früh Energie und Zeit in die Erziehung stecken, auch mal durch gelegentliche „NEIN“ krachende Auseinandersetzungen mit den Kindern aushalten, als später auch mit doppelten Anstrengungen die Jugendlichen nicht mehr aus ihrer Medienverwahrlosung herausholen zu können,
meint euer thofi.

GLOSSE

Sie liebäugeln doch mit dem neuen Betriebssystem MS Vista, gelle? Aha, wieder so ein passiver Friedensaktivist. So darf ich Sie doch bezeichnen, oder? Im Prinzip treten Sie aktiv für den Frieden ein, aber da ist der Job, die Kinder, der Verein, daher eher passiv. Dabei könnten Sie so leicht passiv aktiv gegen den Krieg eintreten. Was MS Vista mit Krieg oder Frieden zu tun hat?
Nun machen Sie mal die Augen zu, um die Tagesschaubilder aus dem Irak, Afghanistan, Darfur usw. usw. zu verdrängen und denken sie kreativ. Krieg findet doch längst wieder zwischen den sog. entwickelten Ländern statt. Das nennt sich allgemein Wirtschaftskrieg, psst, darf man zwischen Verbündeten aber nicht so nennen. Die meisten Botschaftsposten sind solche vorgeschobenen Kampfposten in feindlichem wirtschaftlichen Freundesland. Da wird gegenseitig spioniert, fotografiert, abgehört, was das Zeug hält, um an Blaupausen für die neueste U-Bootgeneration, Expansionspläne der multinationalen Konzerne, den pharmakologischen Durchbruch gegen Darmkrebs, den Schaltplan für den Superprozessor, neueste Verschlüsselungsalgorithmen ranzukommen. Wie mühsam, aufwändig und gefährlich und wie umständlich ist das.
Jetzt aber mit dem neuen MS Vista haben die Jungs mit Schlapphut und Laptop, die James Bonds dieser Welt, endlich ausgedient. Denn die entwickelten Länder dieser Welt geben den Amis jetzt freiwillig und proaktiv den Zugang zu ihren Computern, auf denen all diese (wirtschafts-) kriegsentscheidenden Informationen lagern. Das neue Vista verlangt einen regelmäßigen automatisierten Austausch der Lizenzdaten mit Microsoft, ein Scheunentor für neugierige Datenschnüffler.

Da schauen wir doch einfach mal in den Quellcode von MS Vista und lesen, was so alles abgefragt werden kann, wenn die Verbindung zu den Unternehmensservern schon mal aufgebaut ist. Ach so, geht nicht. Da zahlt Microsoft lieber täglich rund 2 Mio. Euro Strafe, als die Auflage der EU nach Offenlegung nachzukommen.

Sehen Sie, und da kommen wieder Sie ins Spiel. Sie können endlich aktiv kriegsentscheidend handeln, einfach, indem Sie - nichts ändern.