Beepworld.de - NEWSLETTER #180 vom 11.10.10
Von thofi, 16:57VORWORT
6. September 2007. Israelische Kampfbomber zerstören erfolgreich eine entstehende syrische Kernenergieanlage, völlig unbemerkt durch die teure syrische Flugabwehr. Statt herannahenden Bombern zeigte deren Radar eine friedliche Simulation, durch eingeschleuste sog. Logikbomben israelischer Militärhacker ferngesteuert.
26. September 2010. Die Inbetriebnahme des iranischen Atomkraftwerks Bushehr wird durch einen vermutlich über verseuchte USB Sticks eingeschleusten Computerwurm namens Stuxnet um mehrere Monate verzögert. Es ist die größte Schadsoftwareoperation der Geschichte. Experten sagen, dass nur Staaten wie USA und Israel in der Lage sind, Cyberattacken dieser Komplexität durchzuführen.
Standen wir nicht fast alle mal auf der Straße und haben gegen atomare Aufrüstung demonstriert? Ich kann Sie beruhigen, die A-Bombe ist out. Der Krieg der Zukunft wird völlig geräuschlos und deutlich effizienter, wenn auch nicht weniger verlustreich mit der @-Bombe ausgetragen: Atomkraftwerke versagen, Flieger stürzen ab, Energie-, Telefon- und Computernetze sowie das Finanzsystem brechen zusammen: die gesamte Infrastruktur einer modernen Gesellschaft versagt mit anarchistischen Folgen wie Pleitewellen, Hungersnöten, Plünderungen und Aufruhr.
Die Streitkräfte der USA und viele andere Staaten haben längst ihre Online-Armeen in Stellung gebracht. Auch Deutschland plant ein solches Kommando. Das Ziel ist die Dominanz im globalen Cyberspace. Aktiv sind diese Hacker in Uniform aber bereits heute, in Friedenszeiten. Sie schleusen jetzt schon winzige Schadprogramme, sog. Logikbomben, in die Steuerungssoftware strategisch wichtiger Systeme des möglichen Gegners, die im Konfliktfall dann ferngesteuert die Steuerungssoftware unter Kontrolle bringen. Da wird auch vor befreundeten Staaten nicht halt gemacht, wie der chinesische Hackerangriff auf deutsche Hightech-Unternehmen und sogar dem Kanzleramt 2007 beweist.
Wenn der Cyberkrieg geschlagen, Internet und Infrastruktur weltweit zerstört ist, wird Krieg wieder mit Steinäxten ausgetragen werden statt mit Bomben oder der Tastatur, aber Krieg schafft sich trotzdem nicht ab, solange der Mensch die Erde bevölkert, meint euer thofi.
GLOSSE
Sie sind doch auch einer, stimmts? Ein ganz heimlicher, wenn alle schlafen, dann erst legen Sie so richtig los. Leicht verschämt lesen Sie die Nachrichten über den diesjährigen Literaturnobelpreisträger. Llosa aus Peru. Peru? Rein strategisch, ihr Interesse, versteht sich. Sie müssen sich ja über ihre Konkurrenten informieren. Sehe ich genauso. Mist, letztes Jahr war mit Herta Müller schon jemand aus Deutschland dran. Da müssen Sie noch etwas warten, bis wieder ein Autor aus Deutschland fällig ist. Aber Sie brauchen ja ohnehin noch Zeit. So, den Buchtitel ihres geplanten Werks haben Sie schon? „Das Buch“ wollen Sie es nennen. Kurz, griffig, programmatisch, leicht in alle Weltsprachen zu übersetzen, muss einfach was werden? Aha. Warum dann aber so heimlich?
Ihre Frau fragt, welcher Verleger ihren Seelenerguss drucken lassen will? Wie unsensibel, ihre Frau. Nun hören Sie bloß nicht auf sie. Die immer mit ihrer Sicherheitsnadel, mit der sie Ihre hehren Träume platzen lässt.
Wer braucht denn heute noch einen Verleger? Wir leben doch in der Welt 2.0, der Mitmachwelt. Erst haben die Schnappschüsse von Millionen von Fritzchen Müllers die professionellen Fotografen an den Rand der Pleite gebracht, dann die unzähligen Amateurvideos auf Youtube die ausgebildeten Kameramänner. Musikgruppen hebeln über das Internet die traditionellen Vertriebswege der Musikindustrie aus. Journalisten und Zeitungsmacher müssen mit der Konkurrenz der Hunderttausende von Blogger und Freizeitschreiber leben. Und jetzt dies, die letzte Bastion ist gefallen. Das Buch 2.0 ist da, das selbstpublizierte Buch in einem eBook Format.
Wissen Sie schon längst? Sie haben schon einen Vertrag mit Books on Demand, Tredition und Epubli zum Vertrieb über Amazon oder Apples iBook-Store?
Ehrensache, sobald Ihr Buch verfügbar ist, werde ich es herunterladen, und das von meinen 20 anderen Freunden auch, sowie die von den 100 Bekannten und den 1000 Facebookfreunden, und den Millionen Fritzschen Müllers dieser Welt. Lesen? Nein lesen kann ich die natürlich nicht. Keine Zeit, wissen Sie, ich schreibe gerade, ja, ein Buch, nachts, wenn alle anderen schlafen. Und ein origineller Buchtitel ist mir auch gerade spontan eingefallen. Ich nenne es „Das Buch“. Kurz, griffig, programmatisch, leicht in alle Weltsprachen zu übersetzen. Muss einfach was werden.