Beepworld.de - NEWSLETTER #175 vom 21.05.10
Von thofi, 09:34VORWORT
Manchmal hat der Stammtisch eben doch recht. Was technisch möglich ist, wird auch gemacht, Gesetzeslage hin oder her, ungläubiges Kopfschütteln her oder hin. Und wenn Missbrauch aufgedeckt wird, wie jetzt bei Googles Street View Aktion, bei der neben Straßenbilder auch IPs offener WLAN (Drahtlos-) -Netze, und noch schlimmer, auch darüber versendete Inhalte wie emails aufgezeichnet wurden, dann wird gerade nur so viel zugegeben wie ohnehin bekannt.
Wie wenig sich solche globalen Monopolunternehmen wie Google, Marktwert 114 Mrd. US $, um die nationale Politik scheren, zeigt sich auch hier wieder. Google, dessen Wahlspruch „Don´t be evil“ (Tu nichts Böses) ist, verletzt offen den Datenschutz nach deutscher Gesetzeslage, gibt genau auch dies brav zu, entschuldigt sich für diese versehentliche Panne und sichert Löschung dieser Daten zu. Versehentlich ist wohl nur, dass dieser Missbrauch aufgeflogen ist. Aber natürlich lassen wir auch bei Google die Unschuldsvermutung gelten, bis zum nächsten Versehen.
Noch im Gespräch mit unserer couragierten Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner vor 2 Wochen hatte der Konzern abgestritten, dass außer Netzwerk- und IP-Adressen auch andere persönliche Daten gespeichert worden seien.
Aber lassen wir den Google Chef Eric Schmidt zum Thema Privatsphäre selber zu Wort kommen “Wenn es da etwas gibt, von dem du nicht möchtest, dass es die Welt erfährt, solltest du es vielleicht gar nicht erst tun.“ Der Mann hat offenbar noch nie in der Nase gepopelt.
Und schon wird sich am Stammtisch gefragt, welche weiteren „Pannen“ bei Google schlummern, die natürlich nur auffliegen können, wenn irgendjemand die richtigen Fragen stellt. Street View Cars scannen ja noch draußen vor der Tür, dabei haben wir alle Google doch schon längst zu uns nach Hause rein gelassen und hoffen, dass es dort nicht gegen unser Wissen und unseren Willen herumschnüffelt mit Zugriff von Picasa, google maps, youtube, toolbar, search, iGoogle, mail, books usw. usw. usw. auf unsere Rechner,
meint eure thofi.
GLOSSE
Ja, ich weiss ja, die Zeiten sind krisenhaft. Erst die Immobilienkrise, dann die Bankenkrise, in Folge die Wirtschaftskrise, dann die Griechenlandkrise, in Folge die Eurokrise und jetzt droht die Inflation. Und da sollen Sie noch irgendjemanden dazu bewegen können, Ihnen Ihre Produkte ab zu kaufen? Klar wissen Sie wie das Verkaufen geht. Sie werfen 100 Euro für Werbung raus und hoffen, damit 200 Euro wieder einnehmen zu können.
Gewiss doch, es sind harte Zeiten - aber nur für die, die nicht genug Fantasie haben. Nehmen Sie doch da einfach mal so als Beispiel einen gewissen Steve Jobs. Ist ja egal, ob Sie ihn kennen oder nicht. Der hat nicht nur Apple gegründet, sondern ist auch noch bzw. wieder deren Chefguru. Der will im Sommer sein neues iPhone 4G unter die Leute bringen. Das ist so eine Art Handy, wissen Sie? Kennen Sie nicht? Macht nichts, keiner kennt es, denn sein Innenleben, ja sogar sein Aussehen ist besser gehütet, als die Kontodaten der Telekomkunden. Ach so, ne, vielleicht kein so glücklicher Vergleich. Weil der gewisse Herr Jobs aber zu knauserig ist, viele Millionen in die Hand zu nehmen, um das Gerät PR-mäßig ordentlich zu pushen, nimmt er den Prototyp und lässt es verlieren, in einer Kneipe. Vielleicht war ja alles auch ganz anders. Naja, egal, bleiben wir bei den Fakten. Sie können sich die Situation vorstellen, überarbeiteter Apple-Hardwareentwickler, spät abends und müde, noch einen Absacker und dann bleibt es auf den Tresen liegen. Kommt vor. Darauf gelangt das Gerät mirakulöser weise zum einflussreichen Technologieblog Gizmodo, das ausführlich darüber berichtet. Da viele Techjournalisten bei Gizmodo abschreiben, schmunzelt über die Story blitzschnell die ganze Welt. Gratis, versteht sich. Nachdem sich der erste Hype gelegt hat, klagt Apple gegen Gizmodo auf Herausgabe, Gizmodo berichtet darüber, und, naja, der Rest ist wie gehabt. Die Welt erregt sich darüber. Gratis, versteht sich. Und die Vorbestellungen für das neue iPhone steigen in astronomische Höhen.
Und Sie lamentieren immer noch über die Wirtschaftskrise und die teure PR? Wie uncool.