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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



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Dienstag, 02. März 2010

Beepworld.de - NEWSLETTER #170 vom 29.12.09

Von thofi, 13:08

VORWORT

Was haben sich die Menschen nur zu Weihnachten verschenkt, als es weder Laptops, Handys, MP3 Player, Navisysteme noch digitale Kameras gab? Socken, Krawatten, Bücher und selbstgehäkelte Topflappen? Was wird wohl auf unseren Gabentischen in 10 Jahren liegen? 
Lassen Sie mich an der Schwelle zu 2010 einen Blick in die Zukunft wagen: Körperliche Präsenz ist immer weniger nötig je stärker die Welt vernetzt ist mit leistungsfähigen drahtlosen Netzen. Jeder hat seinen eigenen, amtlich registrierten Avatar, gesteuert durch einen Ganzkörperanzug, versehen mit allen Sinnen wie Sicht, Geruch, Geschmack, Gehör und Vibration/Tastsinn. Damit kann man jeden Punkt der Erde vom heimischen Wohnzimmer aus in Echtzeit besuchen, sich dort mit allen Sinnen umtun, handeln und mit anderen interagieren. 
Ausbildung, Schul- und Unibesuchen mit Vorlesungen und Laborexperimenten sind so komplett von zuhause aus möglich. Freundschaften werden wie jetzt schon per Facebook auf der ganzen Welt gepflegt, personalisiert durch die Avatare. Auf der anderen Seite rücken Menschen immer näher in Kleinstgruppen zusammen, in Familien, Cliquen, immer kleinteiligere, ausgrenzende Interessensgemeinschaften, um das vorhandene und durch Avatare nicht gestillte Bedürfnis nach echter menschlicher Nähe zu befriedigen. 
Navigationssysteme zeigen in Echtzeit die reale 3D Umgebung an und erlauben einen Blick um die nächste dunkle Straßenecke. 
Geräte werden ausschließlich per Sprache oder Touchscreen gesteuert. Tastaturen und Knöpfe verschwinden komplett. Die Kommunikations- und Medienzentrale eines jeden Menschen trägt er bei sich, eine sprachgesteuerte, winzige Art von Handy, „Do-Me“ genannt, das über ein Metropolenumspannendes Netz zu allen persönlichen, auch medizinischen Daten, über „Clouds“, vernetzten Serverparks, und all seiner Medien Zugang hat. Das Bild wird in 3D Höchstauflösung in Leinwandgröße über eine Art Brillengestell auf die Netzhaut gespiegelt.

Also, in 10 Jahren ist nix mehr mit einem last minute Geschenk von der Tankstelle für den Liebsten, sondern... Am besten, ihr sprecht mir nach “Führe mich zu dem Geschäft in meiner Nähe, wo es das günstigste Do-Me in Blau metallic gibt“,
spekuliert Euer thofi

GLOSSE

Das waren also nicht Sie, der da in Kopenhagen gegen den geringen Fortschritt bei den Umweltschutzbeschlüssen demonstriert hat? Und Tränengas kennen Sie nur vom Zwiebelschneiden? Wie, Sie waren überhaupt noch nie in Kopenhagen? 
Und Ihre Twitternachricht an alle ihre Follower „Lasst die Regierungschefs über die Nichtbeschlüsse Tränen vergießen“ ? Achso, die stammt schon von Ihnen, war aber nur ein allgemeiner Kommentar von der heimischen Couch aus getwittert?
Durch das neue Geo-tagging bei Twitter nimmt Ihnen das aber niemand mehr ab, von wegen, noch nie in Kopenhagen gewesen. Die Twitternachricht wurde aber von dort, in verdächtiger Nähe zum Tagungsort der Regierungschefs abgeschickt. Und wie man überhaupt von diesem Ihren tweed erfahren kann, wo Ihre Follower doch alle handverlesen sind? 
Ja, da sind die amerikanischen Kollegen von der Schlapphutfraktion doch deutlich weiter. Warum wohl hat der CIA über Ihre Beteiligungsgesellschaft In-Q-Tel in die Softwareschmiede Visible Technologies investiert, das sich auf die Auswertung sozialer Internetangebote spezialisiert hat? Kein Tweed und kein Facebookeintrag bleiben mehr unbemerkt. In letzter Zeit sind mehrfach Fälle in den USA bekanntgeworden waren, in denen Daten aus sozialen Netzen bei polizeilichen Ermittlungen eingesetzt wurden. 
Und seither weiß auch der letzte CIA Beamte, wo Kopenhagen liegt.