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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

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Freitag, 05. Juni 2009

Beepworld.de - NEWSLETTER #163 vom 05.06.09

Von thofi, 18:18

VORWORT

Innerhalb von 4 Tagen waren die notwendigen 50.000 Stimmen in Netz zusammen. Familienministerin Ursula von der Leyen, wenig liebevoll im Netz „Zensursula“ genannt, hatte ein Gesetz zu Kinderporno-Sperren im Internet geplant. Jetzt kann der Gesetzesvorschlag vorerst nicht ratifiziert und muss im Petitionsausschuss des Bundestags behandelt werden.
Ein Sieg der Cyberlibertianer gegen den inkompetenten Staat, der das wilde, grenzenlose, unabhängige, regellose freie Internet auf die im Netz als Zwergenmaß empfundene analoge Zivilisation zurück stutzen will?
Oder stemmt sich der Staat gegen die Macht einer gesetzlosen Parallelwelt, die im rechtsfreien Raum des Internets die Utopie einer egalitären Gesellschaft ohne verordnete Autoritäten und Gesetze leben will?
Jetzt erst, gut 20 Jahre nach Gründung des Internet, ist die überfällige Diskussion über die Auswirkungen der grenzenlosen Freiheit und Konsequenzen im Internet voll entbrannt.
Der Staat hat bei seinem Versuch, dem Internet jegliche Utopien auszutreiben, starke Verbündete aus einer Ecke, von der man es nicht vermutet hätte: viele Kulturschaffende, Autoren, Journalisten und Künstler, die die Lufthoheit der Laien über die Inhalte des Netz 2.0 verabscheuen. Die als gottgegeben empfundene Ordnung, wir hier die kreativen Kulturschaffenden, ihr dort die tumben passiven Kulturkonsumenten, wird durch die bloggende Verwaltungsangestellte Gabi und den Tankwart Udo, der selbst gedrehte Videos auf youtube hoch lädt, kräftig durcheinander gewirbelt. Übersehen wird dabei leicht, dass die Laien damit eine soziale, nicht künstlerische Tätigkeit ausüben. Es fehlen die Kunstabsicht und Qualitätskriterien. Letztere gehören nicht mehr zum Bildungskanon, sondern mendeln sich im Netz heraus. Steuerungsgröße dieses evolutionären Vorgangs ist die Anzahl der Follower, Leser, Klicks.
Mit nationalen Gesetzen gegen den Charme des sich selbst regulierenden Netzes ankämpfen zu wollen, Gesetze, die flächendeckend ohnehin nicht zu überwachen sind und zudem noch ausländische Anbieter begünstigt, senkt die Schwelle zum generellen Gesetzesverstoß. Das Netz kann aber einen Gruppendruck ausüben, der mächtiger als jedes Gesetz ist. Und wenn dieser öffentliche Druck schon nicht das Anbieten von kinderpornografischem und urheberrechtlich geschütztem Material verhindern kann, so zumindest teilweise die Nachfrage. Zum Aufbau dieses Gruppendrucks können wir alle, die gegen staatliche Eingriffe in die Freiheit des Internet sind, beitragen durch eindeutige Meinungsäußerungen in Foren, Blogs und Chats, meint euer thofi

GLOSSE

Sie sind erkannt, entdeckt, enttarnt. Nein, leugnen macht jetzt alles nur schlimmer. Gestehen wollen Sie? Ihren IM wollen Sie mir verraten? Ich bitte Sie, mich interessieren nur Einzelschicksale, keine Massenphänomene. Nein, entdeckt habe ich Sie durch Ihre emailadresse, bei Hotmail oder Yahoo! Und dann noch wohnen Sie in Berlin oder Bremen und sind männlichen Geschlechts!! Wie können Sie nur. Aber verraten hat Sie dann letztendlich Ihre Gewohnheit, nach Mitternacht im Netz zu surfen. Statistisch gesehen prellen Sie mit 41 %iger Wahrscheinlichkeit gerade jetzt, um 0.23 Uhr, einen online Händler um sein Geld. Es wird Ihnen ja auch so leicht gemacht, im anonymen Netz. Wenige Klicks genügen, Ware bestellt, Ware kommt. Wieso bezahlen? Den Verlust kann der Händler doch ohnehin von der Steuer absetzen. Aber, die Rettung Ihres schuldlosen Gewissens ist nahe. Sie werden bald keine Gelegenheit mehr haben, jemanden im Netz zu prellen und werden noch dazu gebracht, etwas für das Verständnis der Generationen zu tun. Mit diesen vier Risikofaktoren lässt Sie ohnehin kein online Händler mehr bestellen und Sie können sich von Ihrer Oma zeigen lassen, wie das geht, das Einkaufen, so mit Korb, auf den Markt und ins Warenhaus, Geldbörse zücken und real bezahlen.