Beepworld.de - NEWSLETTER #159 vom 08.03.09
Von thofi, 10:32VORWORT
Präsident Obama tut´s und viele Millionen weltweit tun´s mit ihm, angeblich bereits 90.000 in Deutschland. Die Welt twittert wie das Gewitter. Die neueste Killerapplikation fürs Handy ist geboren.
In Zeiten, wo sich so langsam auch die Blauäugigsten fragen, ob ihre unzähligen im Internet kursierenden Daten nicht irgendwo an einer Stelle zusammengeführt werden und ihn für jeden, der dafür zahlt, völlig nackt da stehen läßt, muss man sich doch fragen: Was bringt erwachsene Leute dazu, andere mit maximal 140 Zeichen übers Internet oder gleich durch´s Handy ständig über ihre momentanen Aktivitäten auf dem Laufenden zu halten „Ich stehe gerade an der Käsetheke und frage nach 100g Appenzeller“. Und schlimmer noch, was bringt erwachsene Leute dazu, kontinuierlich wissen zu wollen, was ihre Freunde, Verwandte oder sogar wildfremde User gerade machen und wo die sich gerade befinden? „Gut zu wissen, dass du gerade an der Käsetheke stehst. Ich warte momentan an der Fleischtheke, aber 5000 km entfernt“.
Als wären die Datenkraken wie Google, Amazon und Microsoft nicht gründlich genug, liefern Twitterer jedem, der es wissen will ihre sehr persönlichen Daten frei Haus.
Hypes kommen und Hypes gehen, könnte man sich trösten. Und wie so viele mitgliederstarken Seiten fehlt es auch bei twitter.com an einem kommerzialisierbaren Geschäftsmodell. Facebook immerhin glaubt an Twitter und hat den Gründern Chris Sacca und Biz Stone 500 Mio. USD in Facebook Aktien angeboten. Die wiederum glauben nicht an Facebook, bezweifelten die Werthaltigkeit der Aktien und lehnten dankend ab.
Wäre die Stasi heute auch noch offiziell und öffentlich aktiv, wäre sie mit Hilfe von Facebook, Twitter & Co ungleich erfolgreicher als vor 20 Jahren, als sie trotz eines riesigen Spitzelapparats den Zusammenbruch der DDR weder voraus sehen noch verhindern konnte,
meint euer thofi.
GLOSSE
Nein, das darf ihr Arbeitgeber natürlich nicht. Tut er in der Regel auch nicht weil er es selten kann, rauszukriegen, was Sie denn nun für ein Wehwehchen hatten. Dabei waren Sie doch nur rein zufällig genau über die Faschingszeit krank geworden, und sahen wirklich schwer angeschlagen aus, als Sie Aschermittwoch wieder im Büro erschienen. Aber kein Problem: Attest herbeigeschafft, jeden Verdacht ausgeräumt. Ärzte können es sich heute auch nicht mehr leisten, auch nur einen einzigen Kunden, äh, Patienten zu verprellen. Es sei denn, es kennt jemand einen, der kennt jemanden in der Praxis, der einen schnellen Blick auf ihre Akte wirft, und die Diagnose im Klartext weitergibt: „Hypochonder faschiniensis“. Doch bald vorbei sind solche gefährlichen Zeiten für Sie: die elektronische Gesundheitskarte, kurz eGK, kommt. Der Gesetzgeber hat seine Arbeit erledigt, und sie können ihre Gesundheitsdaten selber in die Tasche stecken. Nur zusammen mit dem elektronischen Heilberufsausweis z.B. des Arztes gibt sie ihr kleines Faschingsgeheimnis preis. |