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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

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Samstag, 24. Mai 2008

NEWSLETTER #134 vom 20.05.07

Von thofi, 12:30
  Der Hilferuf einer Bekannten, die die Rufbox ihres Handy nicht wieder anschalten konnte, mein ständiger Kampf gegen die richtige DHCP und IP oder IPX Einstellung meines Routers, der vergebliche Versuch, eine Rufumleitung meines Gigaset-Telefons nach Umzug aufs Handy wieder zu löschen, all das ist ärgerlich aber üblich. Wenn dann der verzweifelt suchende Blick in die Handbücher mir zwar Auskunft darüber gibt, wie weit die deutsche Sprache vergewaltigt werden kann, ich der technischen Problemlösung trotz solider akademischer Ausbildung aber keinen Schritt näher gekommen bin, ist es Zeit, den Geiz zu überwinden und die Herstellerhotline zu bemühen, kostenpflichtig natürlich. Eine lange Warteschleife erwartet mich, gefüllt mit Zahnarztwartezimmermusik, die Aufforderung, verschiedene Knöpfe zu drücken, die einen wahlweise wieder in die nächste Schleife oder ins „tütütütü“-Nirwana schickt: Alles zurück zum Anfang, gehe dabei nicht über LOS.

Aber dann endlich meldet sich eine menschliche Stimme und fragt nach Hersteller, Mitglieds-, Rechnungs- und/oder Kundennummer. Nach mühsamen Buchstabieren und wegen Hörfehler immer wieder korrigiert kommt dann Auskunft: wegen Unzuständigkeit vermittele ich zur Kollegin. Diese fragt mühsam nach den gleichen Daten, und mit etwas Glück, ist sie oder er bereits zuständig – aber bezüglich meines Problems unwissend. Natürlich wird das nicht gleich zugegeben, sondern in einem möglichst technisch klingenden Wortschwall vertuscht. Mein Hinweis, dass mir langsam das Blut kocht, und nicht nur wegen der hohen Temperaturen draußen, entgegnet meine Gesprächspartnerin „Hier bei uns in der Ukraine schneit es gerade“.

Solange unsere Technik nicht so einfach geworden ist wie das Anschalten eines TVs, sollten die Hersteller ihren Wettbewerbsvorteil in lesbaren Handbüchern und kompetenten, gut geschulten und einfach erreichbaren Servicemitarbeitern suchen, statt in teure Werbung für immer mehr Funktionen, die man immer weniger zu nutzen in der Lage ist, meint euer thofi.

GLOSSE:  Was habe ich das früher als Kind geliebt, jedes Teil aus dem großen bunten Haufen liebevoll in die Hand genommen und zu einem großen Ganzen zusammengefügt, was zusammengehörte. Ach, wie, interessant, Sie auch? Oder gehörten Sie eher zu der Sorte, die das große Ganze sorgfältig in kleine Teilchen zerkleinert und in 16.000 Säcken gestopft haben, damals, 1989, vorwiegend in Ostberlin? Nein, natürlich nicht, das will ja heute keiner mehr gewesen sein, aber Sie lieben auch das Zusammensetzen von Puzzel und Sie haben etwas freie Zeit? Dann hätte ich den richtigen Job für Sie, garantiert und fest für 800 Jahre. Solange dauert es nämlich, bis die 30 angestellten Leute alle geschredderten 600 Millionen Schnipsel von 45 Millionen Seiten geheimer Stasiunterlagen, die in den letzten Tagen der DDR noch hektisch vernichtet werden sollten, wieder lesbar zusammengesetzt worden sind, so das Fraunhofer Institut. Sie freuen sich schon auf diesen krisensicheren, langfristigen Arbeitsplatz in Nürnberg und wollen wissen, wo Sie sich da bewerben müssen? Da muss ich Sie enttäuschen. Kollege Computer wird die Arbeit der Anderen übernehmen.

Nach 10 Jahren und 323 Säcken übernimmt ein automatisiertes Scannersystem das Zusammenfügen der Puzzleseiten für die 30 Leute. 2 Jahre und 6,3 Mio. Euro später wird der Job getan sein. Für manche Opfer zu langsam, für die anderen deutlich zu schnell.