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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

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Freitag, 18. Oktober 2013

Beepworld.de - NEWSLETTER #201 vom 22.09.2013

Von thofi, 11:32

VORWORT
Wenn Sie sich entscheiden müssten, weniger Privatsphäre und Datenschutz oder weniger Sicherheit, wofür wären Sie? Darauf nämlich läuft es in der gegenwärtigen Diskussion hinaus:
Nach Edward Snowdens abenteuerlichen Enthüllungen von flächendeckender, Globus umspannender Belauschung aller digital kommunizierender Menschen, Freund oder Feind, Computer, politischer Gremien und Unternehmen durch die Geheimdienste dieser Welt, unter der Federführung des amerikanischen Geheimdienstes, der NSA. Läuft es tatsächlich darauf hinaus? Glauben lassen will man uns das. Innenminister Friedrich hat für uns entschieden: Sicherheit ist ein Supergrundrecht, steht also über allen anderen. Übersetzt heißt das: Entsprechend muss Sicherheit mit allen Mitteln erreicht werden! Wenn aber jedes Mittel recht ist im Kampf gegen das Böse, unterscheiden sich bald die Guten nicht mehr von den Bösen, die sie verhindern wollen.
Schauen wir mal genauer hin: Seit dem Anschlag 2001 auf das World Trade Center in New York, dem Ereignis, das eine beispiellose gesetzliche Einschränkung der Bürgerrechte, dem sog. Patriot Act, zur Folge hatte, hat es in den USA ca. 30 Tote durch Terroranschläge gegeben. Im selben Zeitraum sind aber über 300.000 Menschen in den USA durch Schusswaffen ums Leben gekommen. Der Patriot Act mit seinem ohnehin minimalen Rest an verbliebenen Bürgerrechten, wohlgemerkt für Amerikaner nicht für Ausländer, ist seither noch deutlich verschärft worden, wird aber trotzdem nachgewiesener Maßen völlig missachtet von der NSA; der Besitz und Gebrauch von Schusswaffen aber bleibt unverändert legal.
Das darf uns nicht wundern, denn bei der flächendeckenden Überwachung geht es um viel mehr als um die von uns kleingeistigen Bürgern naiv eingeforderten albernen Bürgerrechte. Hier werden die Brückenposten für den schwelenden Cyberkrieg eingerammt, strategische Ziele ausgespäht, Vorbereitungen getroffen, um über eingeschleuste Trojaner und unter aktiver Hilfe großer amerikanischer Softwareunternehmen in Softwareprogramme eingebaute Hintertüren für die NSA auf Knopfdruck physische Zerstörungen auslösen zu können. „Strategische Ziele“, das klingt so abstrakt, sind aber sehr konkret: Staudämme, Kraftwerke, Flieger, Schiffe usw. Allein die Folgen eines provozierten mehrtägigen Ausfalls der Stromnetze eines gesamten Landes sind kaum aus zu denken. Wie das geht hat uns der erfolgreiche vermutlich amerikanisch-israelische Einsatz des eingeschleusten „Stuxnet“ Schadprogramms gezeigt, der einen Großteil iranischer Ultrazentrifugen, notwendig für die Uranreicherung für Atomwaffen, durch Überlastung zerstört hat.
Angemessen der Größe seiner Aufgabe ist die finanzielle Ausstattung des amerikanischen Geheimdienstes: Das Budget nur allein der NSA betrug 2011 10,5 Mrd. US $, ziemlich genau ein Viertel des gesamten deutschen Verteidigungsbudgets.
Auch Wirtschafts-/Technologiespionage gehört zu mehr als Kollateralschäden der Massenausspähung von Freund und Feind, ist durchaus auch ein Mittel der Cyber-Kriegsführung. 2012 wurde EADS, der Mutterkonzern von Airbus, per eingeschleuster Software von in den USA stehenden Servern angegriffen und sensible Daten zur technischen Entwicklung gestohlen. Ein Schuft, der da an den amerikanischen Wettbewerber Boeing denkt. Medien berichteten, dass die NSA Ende der 90er Jahre das deutsche Windenergie Unternehmen Enercon mit Hilfe von Echelon abgehört und die so gewonnenen Daten dem amerikanischen Mitbewerber Kenetech übermittelt haben soll.
Habe ich alles überzeugend dargestellt? Vielleicht, aber was mich umtreibt ist der Gedanke: Der Whistleblower Snowdon hat uns vom Apfel der Erkenntnis essen lassen, und jetzt haben wir den (Obst-) Salat. Hätte sich für uns im Alltag irgendwas zum Schlechteren geändert, wenn wir es nicht erfahren hätten? Würden wir nicht glücklicher bleiben, wenn wir unsere Emails, Telefonate und online Bankgeschäfte immer noch für sicher halten würden, fragt sich Euer thofi?

GLOSSE

Irgendwie tief in ihrem Innersten glauben das doch auch Sie. Sie bauen darauf, wortwörtlich. Ihnen geht es besser als ihren Eltern, und Ihre Kinder werden Sie selbst im Lebensstandard übertrumpfen. Glauben Sie.
Immer besser, höher, weiter, vorwärts immer, ruckwärts nimmer. Das haben auch vor Ihnen schon viele gedacht, große Nationen, große Männer, große Unternehmen. Was ist mit denen? Bedeutungslos geworden, gescheitert, Pleite gegangen. Das große Reich der Antike, die Griechen, und heute? Naja, wissen Sie ja selber. Die Ägypter, die Perser, und heute? Naja. Die militärische Supermacht USA, und heute? Naja.
Der große Ackermann von der Deutschen Bank? Und jetzt? Naja.
AOL, Yahoo, Lycos, Sony, Nokia, Blackberry, StudiVZ und heute? Naja.
But, there is one more thing. Richtig. Sicher war er ein großer Mann, der Apple zweimal gerettet hat: Steven Jobs. Apple, cooles Design, teuer aber technologisch führend: MAC, iPod, iPhone, iPad. Er machte Apple zur wertvollsten Firma der Welt. Nach seinem Tod? Naja. Börsenkurs halbiert, iPhone bald nur noch unter “ferner liefen”. Neue coole Produkte? Fehlanzeige. Ich will Sie jetzt nicht mit Steven Jobs in einem Atemzug nennen, aber zu denken sollte ihnen das schon geben, dass es niemals immer nur nach oben geht.
Mit diesem depressiven Resume will ich Sie jetzt natürlich nicht verabschieden.
Glauben Sie einfach an den Kondratjew-Zyklus, der das Auf und Ab der Wirtschaftsentwicklung in 40-60 Jahre langen Zyklen beschreibt. Wir befinden uns gerade innerhalb des Zyklus der Informationstechnologie in dessen Abschwungphase. Achtung, jetzt kommt die positive Nachricht. Es war schon immer so: innerhalb des Abschwungs ist die neue Aufschwungtechnologie bereits im Entstehen. Jetzt brauchen Sie nur noch heraus zu finden, welches die neue Zukunftstechnologie sein wird, früh zu investieren, und bei Ihnen wird es materiell nur noch bergauf gehen. Bis ans Ende aller Tage.