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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

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Montag, 26. September 2011

Beepworld.de - NEWSLETTER #189 vom 25.09.2011

Von thofi, 11:30
VORWORT

Weg mit dem Internet! Spinnt der jetzt? Nein. Aber was würden wir alle wohl sagen, wenn sich unser heutiger Massenflugverkehr in kleinen Doppeldeckern der Gebrüder Wright abspielen müsste, mit Regeln, die für die gelegentlichen Starts oder Landungen unter Sicht auf einer Graspiste entwickelt wurden? Undenkbar? Chaotisch? Gefährlich? Genau diese Verhältnisse haben wir aber beim Internet. Vor rund 40 Jahren wurden die technischen Übereinkünfte zum Datenaustausch im Netz entwickelt, die man heute das „Internet Protokoll“ (IP) nennt. Egal ob online banking, ob Videos auf youtube oder emails, ob Kampfjetentwicklung, der Zugfahrplan oder der intelligente Stromzähler, ob Elektrizitätswerk, Verkehrsleitsystem, Geheimdienst oder Börse, alle das Internet nutzenden Dienste, Institutionen und Geräte unterliegen noch immer diesem Protokoll.
Geplant damals als Vorgabe des Militärs, auch bei Ausfällen ganzer Netzteile die Daten ihr Ziel finden zu lassen, selbstständig, grenzenlos, ohne zentrale Kontrollmöglichkeit, quasi anarchisch, fällt uns diese heute auf die Füße. Viren, Trojaner, Spam, gehackte Großunternehmen, Geheimnisdiebstahl, Cyberwar von Nationen gegen Nationen, eine ernst zu nehmende Kriegserklärung halbstarker Hacker für den 5. Nov. 2011 gegen Facebook, alles eine Folge eines Internetprotokolls, das niemals für den Austausch teilweise hochsensibler Daten von 2 Mrd. Nutzern weltweit gedacht war.

Bei einem 10 Bio. Dollar Business, das die digitale Wirtschaft dieses Jahr darstellen wird, ist ein kollektives globales „STOP“ eher unwahrscheinlich. Im Gegenteil, schon jetzt nehmen die Serverparks der großen Unternehmen wie Google, Microsoft oder Facebook die Funktion eines kollektiven Weltgedächtnisses ein, das unser Wissen nicht nur verwaltet sondern auch verantwortet: Was Suchmaschinen nicht finden, existiert auch nicht.
Nicht das Internet passt sich uns Menschen an, sondern wir passen uns dem Netz und seiner Dienste an. Wir verändern uns bis hin zu einem drohenden Verlust unserer Identität.
Schlimmer noch: Mit der flächendeckenden so bequemen Nutzung der Cloud durch Unternehmen, Gesundheitseinrichtungen, staatlichen Behörden, Privatpersonen, - lokale Daten werden ausgelagert in zentrale globale Serverfarmen von Fremdanbietern -, geht sogar die letzte Bastion, die selbstbestimmte Herrschaft über unsere eigenen Daten, verloren.
Deshalb einen Totalverzicht auf das Internet zu erwägen ist illusorisch.
Ich korrigiere mich also: Nicht weg mit dem Internet muss es heißen, sondern ein anderes Internet brauchen wir, eins das die Geburtsfehler des IP vermeidet, eins, das dem Nutzer einen Rechtsanspruch auf die Unversehrtheit seiner Daten einräumt, eins, das lokal bleibt, wo global überflüssig ist, und ein zweites, das nicht dem Massenverkehr sondern dem restriktiven Austausch hochsensibler Daten vorbehalten ist,
meint euer thofi.

GLOSSE

Sieg, das Internet hat gesiegt, die digitale Freiheit hat gesiegt, wir haben gesiegt, Sie haben gesiegt. Denn sicher haben Sie als internetaffiner Mensch diese Partei gewählt. Internet Aficionado sind Sie, sonst würden Sie ja nicht diesen, unseren Newsletter lesen. Ach, Sie wohnen gar nicht in Berlin? Seien Sie doch nicht so kleinlich. Natürlich hätten Sie „Die Piraten“ gewählt, wenn man Sie gelassen hätte. Schließlich wollen Sie nicht nochmal die Geburt einer künftigen staatstragenden Partei versäumen, wie damals bei den Grünen.
Nachdem schon damals das Ignorieren und auch das spöttische Lächeln über die „Ein-Thema-Partei“ nichts genutzt hat, haben Sie sich diesmal entschlossen, gleich auf der richtigen Seite zu stehen. Richtig gedacht: Die Grünen hatten damals zu einem vergleichbaren Zeitpunkt 4%, die Piraten jetzt 9% Wählerstimmen in Berlin. Hochgerechnet werden die Piraten die Regierung in 2017 entern, das Bundeskanzleramt in 2021.
Wir werden eine gläserne Regierung bekommen, die uns jede Stunde twittert, was sie gerade macht. Gäbe es das schon, auch bei den Franzosen, hätte uns das dann so spannende Tweets beschert wie von Strauss-Kahn „
Habe gerade ein dunkelhäutiges Zimmermädchen näher kennengelernt. In meinem Hotelzimmer, vor mir, auf den Knien. Für den Staatsanwalt: Ich glaube, eher hat sie mich gerade kennen gelernt.“
An allen hoch offiziösen Entscheidungen werden wir online beteiligt sein: Sollen beim Empfangsbankett für den Staatspräsidenten aus Burkina Faso a) Hähnchenschenkel, b) Schnitzel oder c) Hamburger serviert werden? Ein kleiner Schritt für Deutschland, aber ein riesiger für die direkte Demokratie.
Na kommen Sie, stimmen Sie mit mir ab. Klicken Sie den „I like it“ Button.