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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



Beepworld.de - NEWSLETTER #184 vom 08.03.11

Von thofi, 08.03.2011, 20:52

VORWORT

 

Ein einzelnes Streichholz entzündete eine Revolution. Ein soziales Netzwerk half, das Feuer am Lodern zu halten, bis die Jahrzehnte alten starren Strukturen vergreister Diktaturen in Asche versanken.
Die öffentliche Selbstverbrennung eines tunesischen Gemüsehändlers als Protest gegen die Willkür des Regimes in Tunesien fegte letztlich den Diktator Ben Ali hinweg. Mubarak, der Autokrat, der Ägypten 30 Jahre mit diktatorischen Mitteln beherrschte, war der nächste, der sich der Bewegung aus dem Volk nicht mehr entgegen stemmen konnte. Libyens exzentrischer, um nicht zu sagen, geistesgestörte Gaddafi könnte der nächste sein.
Warum erst jetzt, warum nicht schon viel früher? fragen wir uns in unseren Jahrzehnte oder Jahrhunderte alten Demokratien. „Geben Sie Gedankenfreiheit“ heißt es bei Schillers „Don Carlos“ als Forderung des Volks an den König. Aber wie diese Forderung verbreiten bei zensierten gleichgeschalteten Medien, wie sie für Diktaturen üblich sind? Die Antwort: per sozialer Netze im Internet.
Der Versuch einer Revolte gegen den Wahlbetrug im Iran 2009 scheiterte. In ganz Iran waren damals nur 19.235 Twitterkonten registriert, Facebook nahezu unbekannt.
Den jetzigen Anstoß zur Revolution in Ägypten gab die „Bewegung 6. April“: Auf ihre bei Facebook gestellte Frage: „Geht ihr am 25. Januar demonstrieren?“ erhielten die Autoren binnen Kurzem zehntausende Antworten, und Hunderttausende nahmen an der Protestdemonstration „Tag des Zorns“ letztlich teil. Möglich war das nur, weil allein Facebook in Ägypten 5 Mio. Mitglieder hat. In Libyen waren im Juni 2010 dagegen nur 353.900 Libyer im ganzen Netz, das dazu noch frühzeitig abgedreht wurde, als die Unruhen diesen Januar begannen. Dort versuchen die Aufständischen Gaddafi entsprechend mit Waffengewalt zu vertreiben.
Facebook gab nicht den Anstoß für die Revolution, war aber absolut entscheidend für den Prozess als Fenster zur Welt, und als unkontrollierbare Kommunikations- und Organisationsplattform. Als die Regierung dann erkannte, dass ihr die größte Gefahr nicht von bewaffnenden Aufständigen sondern von gut ausgebildeten jungen Menschen an der Tastatur drohte und abrupt den Stecker der Handy-Netze und des Internet zog, hatte die Revolution genügend Momentum und benötigte kein Facebook mehr, um Mubarak endgültig zu stürzen.

Autokratische Regimes der ganzen Welt erkennen spätestens jetzt, dass ihrer Herrschaft von dem virtuellen Web 2.0 zunehmend reale Gefahr droht, wenn es von jungen Menschen gezielt gegen den Staat eingesetzt wird. Die Folgen können reale Veränderungen in Gesellschaft und Machtgefügen sein, wenn es auch leichter ist, per Internet Destruktion als Konstruktion zu organisieren. Regierungen der ganzen Welt werden vorsichtiger werden in der Zulassung von Internetdiensten wie Google, Facebook und Twitter und bei den Restriktionen, die sie diesen Betreibern auferlegen. Andererseits ist das Abschalten oder Behindern des Netzzugangs ein Offenbarungseid vor den Augen der Weltöffentlichkeit, schürt die Wut der jungen Protestierer noch stärker und hat, wie in Ägypten, den Sturz von Mubarak eher noch beschleunigt.

Ein Merkmal der Demokratie muss es sein, das Anrecht für jeden Bürger auf einen freien Zugang zum Internet garantieren und ermöglichen zu können,
meint Euer thofi

GLOSSE

 

Jetzt geht Ihnen auch der Allerwerteste auf Grundeis, stimmts? Was Sie das alles kosten wird, dieser Aufwand, die Chefin, und dann – Ihre Freunde, obwohl die eher. Naja, und natürlich Ihre Frau. So ganz nackt werden Sie sich fühlen. Aber nun muss ich Sie mal verteidigen. Man hat ihnen das alles auch viel zu leicht gemacht. Schließlich besteht ja jeder deutsche Text der Welt, der bereits geschriebene wie der, der noch geschrieben werden wird, aus nichts anderem als eine Aneinanderreihung von 26 Buchstaben, naja, und wie man die dann aneinanderreiht hat, darüber kann man diskutieren.
O.k., o.k. die Arbeit muss auch noch eigene Gedanken enthalten. Aber auch da muss ich Sie in Schutz nehmen. Es ist doch alles bereits gedacht worden in den vielleicht 30.000 Jahren menschlicher Kulturgeschichte, und aufgeschrieben wurde es in copy & paste- fähiger Form in den letzten 20 Jahren im Internet. Ihre Leistung besteht doch in Zeiten von Wikipedia eher darin, die Textstellen so zu kombinieren, dass selbst ihre Prüfer die verwendeten Quellen nicht identifizieren können und daher ihre eigenständige Leistung daher außerordentlich bemerkenswert finden. Na also, das ist ihnen doch gelungen. Gratuliere.
Wie? Nein, nein, da kann ich Sie beruhigen. Sie müssen jetzt nicht die Grundschule wiederholen. Da haben Sie aber etwas gründlich missverstanden in der Zeitung. Es ging da nicht um eine Abschlussarbeit in der Grundschule, sondern um eine Doktorarbeit.
Obwohl, zeigen Sie noch mal das Foto. Zeigt das nicht ihre Rektorin und Stellvertreterin? Warum nur lächeln die beiden Damen darauf so verschmitzt?

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