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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



http://www.Beepworld.de - NEWSLETTER #41 vom 05.05.02

Von thofi, 24.05.2008, 10:52

VORWORT

 

Frustration schafft Aggression, und das passiert am PC offenbar besonders häufig. Wer hat nicht schon mal voller Wut auf die Tastatur geschlagen, weil sich eine Internetseite zu langsam oder gar nicht aufgebaut hat. Auch wenn wir wissen, dass die Tastatur sicher unschuldig daran ist, der Frust muss raus. Aber wir schlagen eben doch nicht mitten drauf, sondern knapp daneben. Trotz Schaum vorm Mund haben wir noch eine innere Hemmung, den finalen Schlag zu landen, denn unser Verstand sagt uns, der käme teuer. In Erfurt fehlte dem Täter, der 16 Menschen an seiner ehemaligen Schule erschoss, diese letzte Hemmung. In seinem Zimmer fand man die typischen PC-Spiele wie Doom und Quake, mit der jeder PC-Besitzer diese mörderische Tat ungestraft und ohne persönliche Folgen simulieren kann. Waren diese Spiele die Auslöser für diese entsetzliche Tat eines 19-jährigen? Waren es die ubiquitären brutalen Filme im Privatfernsehen, die man täglich ins Wohnzimmer geliefert bekommt, und wo Pumpguns eine häufig prominente Rolle spielen? Oder die noch grausameren Kinofilme?

Die Diskussion ist losgetreten, was ist Ursache, was ist Wirkung? Machen diese Vorbilder unsere Jugendlichen erst aggressiv oder werden die Spiele benutzt, weil die (meist männlichen) Teens so aggressiv sind?

Reflexartig kam die Reaktion, sowohl von den Spieleherstellern als auch den Privatsendern: Es gäbe keine Beweise, dass Menschen durch ihre Werke brutalisiert werden.

Vielleicht machen diese Vorbilder ausgeglichene Jugendliche wirklich nicht aggressiv, aber mein gesunder Menschenverstand sagt mir: die letzte Hemmung für ohnehin frustrierte Menschen, die wird beseitigt. Wer hundert mal den finalen Schlag beim immer realer werdenden Computerspiel ohne spürbare Konsequenzen ausgeführt hat oder erlebt, wie die letzte Hemmung -zig mal ungestraft in jedem einzelnen Kinofilm verloren wurde, der lässt als Frustrierter die Faust dann auch ganz heruntersausen, eben immer häufiger mitten auf die Tastatur und nicht knapp daneben,

meint Euer thofi.

GLOSSE

Erinnern Sie sich noch, die gute alte Zeit? Ach nee, sind Sie ja noch zu jung für, oder vielleicht doch nicht? Naja, auf jeden Fall, ich meine damit damals, als man nur erreichbar war, wenn man in der Nähe einer Telefonbuchse saß. Das waren die Dinger, die mit realen fest verdrahteten Kabeln, meist weiß, in der Wand steckten. Telefonieren angesagt war so zwischen 18.00 bis kurz vor der Tagesschau, denn dann waren die meisten privat erreichbar. Dann die heiligen 15 Minuten Tagesschau, und danach hockte man im Kaffeehaus oder der Kneipe und war ganz Ohr für die Freunde, die bei einem am Tisch saßen. Heute? Na ja, sie wissen ja selber, da muss man sich ja schon entschuldigen, wenn man über Nacht das Handy ausgeschaltet lässt. Aber im Internet surfen und chatten, das wenigstens verlangt noch das Sitzen in der Nähe dieser Telefonbuchsen, irgendwie muss man ja seinen PC mit der großen Internetgemeinde verbinden.
So, jetzt nicken Sie? Reingelegt, gehen Sie mal in Wien in Restaurants, oder Kaffeehäuser oder Hotels. Prangt an der Tür das Zeichen „Hot Spot“ von Metronet.at, können Sie beruhigt ihren Laptop mitbringen. Eine Wireless-Lan-Einsteckkarte gibt´s beim Kellner, und schon geht´s zwischen Rucolasalat und Tafelspitz ins Internet mit 11 Mbit/sec. Wie haben wir bisher eigentlich die quälend lange Wartezeit zwischen Vor- und Hauptspeise ausgehalten, mit – Moment mal, sitze gerade im Restaurant und kann nicht weiterschreiben, mein Handy klingelt. Anneliese, halt mal meine Zigarre.
 

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