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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



Beepworld.de - NEWSLETTER #87 vom 3.10.04

Von thofi, 24.05.2008, 11:40

VORWORT

„Kaufen, kaufen, Geld ausgeben.“ Ein verächtlich und ironisch gemeinter Rat wird zur deutschen Hoffnung. „Leute, kauft mehr, um eure Arbeitsplätze zu sichern“, hieß es unlängst aus berufenem Politikermund. Henry Ford war ein kluger Mann, der prägte schon vor rund 80 Jahren den Spruch: „Man muss nicht nur Autos sondern auch die Käufer dafür produzieren“ – und zahlte seinen Fabrikarbeitern anständige Löhne.
 
Dem Einzelhandel geht es schlecht. Aber die Hiobsbotschaft kam vor ein paar Tagen von Karstadt. Die Warenhauskette muss massiv Filialen schließen bzw. verkaufen und so werden Tausende von Leute ihren Job verlieren. Wer soll denn nun künftig die glitzernden Dinge bei Karstadt/Quelle kaufen? Kameras kaufen nun mal keine Kameras.
Dabei ist der Rat volkswirtschaftlich völlig richtig – oder wie die Amerikaner in ihrer politisch unkorrekten Art sagen „Shop until you drop“. Und wenn es sich jemand leisten könnte, immer noch ordentlich auf den Putz zu hauen, dann die Deutschen. Jeder von uns hat statistisch gesehen mehr im Sparstrumpf gebunkert als die allermeisten Nationen dieser Erde. Aber aus lauter Zukunftsangst wird weiterhin Konsumverzicht geübt, notfalls bis zum bitteren Ende. Freuen können sich vor allem die Erben. Die jetzige Erbengeneration wird so viel „unverdient“ erhalten wie noch nie eine Generation vor ihnen in Deutschland. 
 
Dabei gibt es so angenehme Arten, Geld auszugeben. Die jetzt laufende Photokina in Köln ist die größte Versuchung seit der Cebit im Frühjahr. Genereller Trend ist Leistung rauf und Preise runter: Digitale Spiegelreflexkameras mit über 12 Mio. Pixels und Antishake-Technologie, Kameras im 16:9 Format für widescreen Bildschirme, 17 mmm dünne Apparate für die Hemdentasche durch neue Keramiklinsen mit höherer Lichtbrechung, Handys mit Megapixelkameras, günstige Einsteigerkameras mit 7 Mio. Pixels und und und.
 
Sollen sich unsere Kinder doch ihr Geld später selber verdienen. Wo ich in den nächsten Tagen zu finden bin, ist ja jetzt bekannt,
meint Euer thofi
GLOSSE
Ach, was könnte das Leben leicht sein, wenn doch nur UPnP nicht so zickig wäre. Um Gerüchten vorzubeugen, nein, ich habe keine neue Eskimo-Freundin, ich habe nicht mal eine komplizierte Krankheit, ich habe nur die ersten Geräte wie von Sony, Linksys und Philips mit dem neuen Industriestandard für die Vernetzung elektronischer Geräte im Haushalt. UPnP soll zusammenfügen, was zusammengehört im Haus, dort Filme auf dem Videogerät im Wohnzimmer, hier Urlaubsfotos auf der Festplatte im Arbeitszimmer, dort MP3s auf dem Laptop im Kinderzimmer, hier eine üppige CD-Sammlung, dort meine Lieblings Internetradiostationen, hier meine selbst aufgezeichneten privaten Videofilme. Aber ich liege in der Badewanne im – richtig – Badezimmer. UPnP steht für „ Und Passt nur Pegrenzt „, oder wie die Industrie den neuen Standard aber lieber nennt „Universal Plug´n Play“, und soll mir jetzt alles im Haus zusammensuchen und auf Knopfdruck überall hin abspielen, wo ein Monitor oder eine Stereoanlage steht.
Seltsam, auf der dritten e/home in Berlin bei der Vorführung durch das Fraunhofer Institut FOKUS hat das Netzwerk mit 7 eingebundenen Geräten fehlerfrei funktioniert. Leider haben die Techniker vom Institut sich geweigert, mir als ständige Einrichtung auch zuhause zwecks Fehlerbeseitigung zu Verfügung zu stehen, für den Fall der Fälle. Außerdem müsste ich mich im Badezimmer beim Baden auch erst an den ständigen Anblick eines solchen Menschen im weißen Kittel gewöhnen, nur weil ich beim Plätschern die Wassermusik von Händel aus meiner MP3 Klassiksammlung vom Laptop im Arbeitszimmer hören will. Das wäre ja noch zu ertragen – und vielleicht gibt es ja auch weibliche Techniker, die mir während der Arbeit zwischendurch noch den Rücken abschrubben könnten,
Aber dass jetzt die gesamte Hausgemeinschaft unsere gemeinsamen Abfalltonnen mit Elektronikmüll vollstopfen, das ist denn doch ein unverzeihlicher Nachteil des neuen Systems. Warum? Na, weil die lieben Nachbarn über und unter mir keine eigenen Abspielgeräte oder Medien mehr benötigen, denn bei einem schlecht zu sichernden System können Sie in ihren Wohnungen meine Musik hören, meine Bilder sehen, und sich, auweia, an meinen privaten Videofilmen ergötzen. Deshalb werde ich neuerdings wohl so freundlich gegrüßt von meinen Nachbarn? Und speziell meine sonst so kühle blonde Nachbarin Lisa klopfte mir gestern morgen kommentarlos anerkennend auf die Schulter. Das Leben kann ja so leicht sein
 

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