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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



Beepworld.de - NEWSLETTER #99 vom 31.05.05

Von thofi, 24.05.2008, 11:52
VORWORT Cybersex klingt harmlos, wird aber spätestens dann gefährlich, wenn aus der virtuellen Verführung der Schritt in die reale Welt vollzogen wird. Die Polizei hat jetzt zusammen mit stern TV einen Mann zur Strecke gebracht, der sich mit Nick zwerg66 über einen Chat an junge Mädchen heranmachte, nach erotischen Anspielungen sehr deftiger Art sich dann mit einigen der jungen Chatbekanntschaften in der realen Welt traf. Durch einen Lockvogel-Nick, der sich schon im Namen als junges Mädchen ausgab, wurde der Mann dann beim vorgetäuschten Treffen gestellt. Den Reportern fiel als erstes die Kinderspielzeuge im Wagen auf. Der Mann entpuppte sich als zweifacher Familienvater und hatte als Erklärungsversuch parat „Er wolle die jungen Mädchen vor den Gefahren einer Verabredung über den Chat warnen.“ Eine rechtliche Handhabe gegen den Mann gibt es wahrscheinlich nicht. Die Polizei wird ihn wohl wieder laufen lassen müssen. In Deutschland werden jährlich fast 50 Kinder ermordet, fast jede Woche eins, das Mehrfache davon wird vermisst. Ein kurzer Aufschrei in den Zeitungen, wenn sich wie so oft wieder mal herausstellt, dass der Mörder wegen sexueller Verfehlungen schon einsaß, wegen guter Führung aber vorzeitig aus dem Gefängnis herausgelassen wurde (ich frage mich immer, wie ein solcher Häftling sich nicht gut führen kann - wie viele kleine Kinder gibt es denn im Gefängnis, an denen er sich vergehen könnte?), dann ist wieder der Alltag eingekehrt, bis zur nächsten Woche. Unsere Gesellschaft hat diese Opferzahl offensichtlich akzeptiert. Die Diskussionen scheinen mir häufiger um Resozialisierungsmöglichkeiten der Täter zu gehen, als um Opferschutz. Klar, dass es unzulässig ist, Cybersex undifferenziert in einem Atemzug mit Pädophilie und Sexualmorden an Kindern zu nennen. Pädophilie ist eine erkannte psychische Störung wie etwa Schizophrenie, kommt auch etwa gleich häufig vor in der Gesellschaft, zu etwa 1% ! Der Prozess gegen Michael Jackson hat dieses Phänomen weltweit in das Bewusstsein gerückt. Und Cybersex unter Erwachsenen ist ein Massenphänomen, das man wohl mittlerweile akzeptieren muss. Nicht aber, wenn Erwachsene sich in virtuellem Sex mit Minderjährigen einlassen. Wunden entstehen nicht nur am Körper, sondern auch an der Seele von Kindern. Wer als Kind in der spielerischen Ebene des Internet plötzlich mit dem realen sexuellen Verlangen Erwachsener konfrontiert wird, kann leicht traumatisiert werden. Kein Mensch käme auf die Idee, das Autofahren zu verbieten, nur weil damit immer wieder Leute angefahren werden. Genauso wenig sollte man Kindern oder Jugendlichen verbieten, den Chat zu nutzen aus Angst vor möglichen Gefahren. Ein paar Vorsichtsmaßnahmen sind aber dennoch angebracht: - Niemals einen Nick wählen, der das Alter beinhaltet, - sich auf keinen erotischen Chat mit deutlich Älteren einlassen, - keine Adressen herausgeben (wenn auch das deutsche Gesetz mit seiner Impressumspflicht kontraproduktiv ist) - beim ersten Treffen niemals ALLEIN auftauchen, wofür hat man Freunde oder Freundinnen? - und natürlich beim ersten Treffen immer nur öffentliche Orte wählen, dann kann man die unbegrenzten Möglichkeiten des Chats, interessante Leute aus der ganzen Welt kennenzulernen, auch unbeschwert nutzen, meint euer thofi GLOSSE Sie natürlich sind anders. Sie springen morgens hellwach aus dem Bett, gehen noch vor dem Büro joggen und schwimmen und sitzen abends während der Tagesschau auf ihrem Fitnessfahrrad. Mal angenommen, nur mal angenommen aber, Sie wären ein bisschen so wie 98% der Bevölkerung und bewegen meist nur die Kaumuskulatur, während Sie exzessiv vor dem Bildschirm sitzen, Fernsehen oder surfen, und natürlich wissen, dass Sie eigentlich, aber nur noch mal schnell diese URL aufrufen, in diese Show reinzappen, und wieder nichts Vernünftiges gemacht, wieder mal ein Abend im Sitzen verbracht – hui, reimt sich sogar. Aber nun wollen wir mal nicht ablenken. Es geht schließlich, wie Sie schon ahnen werden, wieder mal um ihre Gesundheit, ihre Sportschuhe und ihren Computer. 5000 m sind´s noch, denn der Film heute Abend hat Überlänge, dann noch schnell 800 m gesprintet, denn ihre Homepage wollten Sie doch danach auch noch grafisch aufhübschen. Und wenn Ihnen nicht mitten drin, kurz vorm Abspeichern, der Saft abgedreht werden soll, müssen Sie schon brav weiterspurten. Woher ich weiß wie viele Meter noch? Na ich doch nicht, aber ihr Sportschuh, vielmehr der Drucksensor in der Sohle, der sendet wireless brav die Schrittzahl zu einem Dekoder. Und der zählt ebenso brav nach, ob er ihnen den PC oder die Glotze für eine weitere Minute freischalten darf: 100 Schritte müssen Sie dafür schon tun. Und wenn´s nicht reicht? Na dann reicht es halt auch nicht für einen langen Abend im Sitzen. Wem wir diese marktreife Erfindung verdanken? Einer englischen Tüftlerin aus London, Mutter mehrerer Teenager, der ihre Coachpotatoes kräftig auf die Nerven ging. Nun aber mal Schluss mit dem Lesen dieses Newsletters und ab auf das Fahrrad. Heute Abend kommt doch die Fußballübertragung, und wehe, die gehen in die Verlängerung, dann ärgern Sie sich vielleicht mitten im Elfmeterschießen schwarz, wenn Sie noch nicht genügend Schritte gebunkert haben.

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