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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



Beepworld.de - NEWSLETTER #112 vom 28.01.06

Von thofi, 24.05.2008, 12:06

VORWORT

Wann ist genug genug und wie viel ist genug? Während der Internethype 2000 auf seinen Höhepunkt zusteuerte, hatten die Haffa-Brüder, die Gründer von EM.TV, schon längst große Teile ihres Aktienanteils verkauft und mehr als hundert Mio. DM in Sicherheit gebracht, während die kleinen Leute immer noch Aktien des explosionsartig gewachsenen Multimediakonzerns kauften mit der Hoffnung, damit auch ein Zipfel des großen Reichtums erhaschen zu können. Die charismatischen, gewandt und weltmännisch auftretenden Haffa-Brüder waren auf jedem Titelblatt, wie sie mit den Berühmten Deutschlands Champagner tranken, teure Zigarren rauchten und verschwenderische Parties feierten. Ein Jahr später hatten die EM.TV Aktien 98% ihres Werts verloren. 4 Jahre dauerte der Kater an der Börse, bis die Menschen sich wieder trauten, Aktien von Firmen zu kaufen, die eigentlich kein materielles Gut herstellten, das man anfassen konnte und in besten Zeiten trotzdem an der Börse mehr Wert waren als Firmen wie Daimler oder VW.
Zeitsprung zum 23. Jan 2006. Der gefeierte japanische Internet-Jungunternehmer Takafumi Horie wurde gemeinsam mit drei weiteren Managern seiner Firma Livedoor wegen des Verdachts auf Kursmanipulation sowie Bilanzfälschung in Japan in Haft genommen. In der Woche zuvor hatte der Finanzskandal bereits zu einem Börsensturz in Tokyo durch Panikverkäufe geführt. Der Computerhandel musste sogar gänzlich eingestellt werden, um den weiteren Sturz zu stoppen. Geld hatte sich der jetzt 33-jährige Universitätsabbrecher beim Gang an die Börse 1999 besorgt. Bei seiner Verhaftung umfasste sein Konzern rund 20 zusammengekaufte Firmen mit einem Umsatz von über einer halben Milliarde Euro. Seitdem versuchte er erfolglos einen bekannten Baseballclub zu kaufen, den größten privaten Fernsehsender in Japan zu übernehmen, und gar als Abgeordneter ins Parlament einzuziehen. Als die Analysten begannen an der Zukunftsfähigkeit seines Imperiums zu zweifeln, wurde offenbar als einziger Ausweg diese Finanzmanipulationen gesehen. Letzte Woche wollte keiner mehr die Aktien von Livedoor kaufen, obwohl sie bereits 60% ihres Wertes verloren hatten. Ob dem charismatischen „enfant terrible“ der japanischen Wirtschaft irgendetwas von seinem rasch zusammengezimmerten Imperium bleibt, lässt sich derzeit noch nicht sagen.
Ortssprung nach Deutschland am 20. Januar 2006: Während die Mitarbeiter von KarstadtQuelle Gehaltseinbußen hinnehmen müssen, um den Konzern zu sanieren und nicht ihren Arbeitsplatz zu verlieren, hat ihr ehemaliger Chef Deuss andere Sorgen. Der Ex-Vorstandschef klagte vor Gericht, dass der Konzern jetzt auch die Überstunden für seinen Chauffeur bezahlen solle. Er hatte bei seinem Ausscheiden ein lebenslängliches Recht auf Dienstwagen mit Chauffeur ausgehandelt. Er ist der Meinung, dazu gehöre auch die Überstundenbezahlung. Einen Vergleich lehnte er bislang ab.
Wir sind die letzten, die hart arbeitenden erfolgreichen Menschen nicht auch ein entsprechendes Einkommen gönnen, das ihnen ein neidloses Leben in Wohlstand erlaubt, aber es muss eine selbst gezogene Obergrenze der eigenen Gier nach „immer mehr“ geben, vor allem dann, wenn „immer mehr“ für sich selber möglicherweise „immer weniger“ für andere bedeutet. Zum anderen darf beim eigenen Kampf um noch mehr Wohlstand das Gefühl nicht verloren gehen, dass es bei immer mehr Leuten in Deutschland nicht um etwas mehr oder etwas weniger Geld geht, sondern häufig darum, überhaupt genug zu haben, um ein menschenwürdiges Leben führen zu können,
meint eurer thofi.

GLOSSE

Na, Sie müssen sich gerade beschweren, gerade Sie. Sie verdienen doch nun wirklich mehr als andere, auch wenn Sie meinen, dass Sie erst dann reich sind, wenn Sie endlich das verdienen, was Sie verdienen. Nehmen sie sich doch mal ein Beispiel an anderen. Nein, nicht gerade an ihrem Chef, und nein, auch nicht gerade an Karstadt´s Ex-Vorstandschef Walter Deuss, nein, natürlich auch nicht an ... Ach vergessen Sie´s. Ich meine doch nicht solche Hungerleider. Ich meine die richtig Reichen dieser Welt. An denen sollten Sie sich ein Beispiel nehmen, wie wenig die verdienen. Nehmen Sie also mal, na gut, Google. Kennen Sie doch, die an der Börse vor anderthalb Jahren mit 120 US $ gestartet sind und jetzt bei über 400 US $ liegen. Genau, und deren Gründer Larry Page, was meinen Sie, was der verdient? Falsch, nur 1 US $ Jahresgehalt! Mal rechnen, bei einem von ihm selber angegebenen Vermögen von rund 3 Milliarden US $ muss er dafür 3 Mia. Jahre gearbeitet haben. Und wie lange haben Sie gearbeitet, um sich Ihr neues Auto kaufen zu können? Höchstens 5 Jahre. Ich nenne nur Ausnahmen, meinen Sie? Ach was, was meinen Sie denn, was Steve Jobs, Gründer von Apple und Pixar im Jahr verdient? Genau, 1 US $. Nicht viel mehr sind es bei Bill Gates, und wissen Sie, was der noch von seinen 1 US $ abgibt? 1 Mia. US $, jährlich als Spenden für die, die noch weniger verdienen als er selber!

Sehen Sie, gerade Sie sollten sich nicht beschweren. Denn Sie gehören da ganz sicher nicht dazu.

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