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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



Beepworld.de - NEWSLETTER #119 vom 12.07.06

Von thofi, 24.05.2008, 12:13

VORWORT

Die WM hat es uns vorgemacht. Nationalstolz (und nicht etwa Patriotismus, das andere Länder ausgrenzt) hat das Land ergriffen. Wir sind wieder stolz auf Deutschland und wollen es nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich endlich wieder vorne sehen.
Die ersten Rufe werden laut, deshalb verstärkt deutsche Produkte zu kaufen.
Wer sich auf die Suche nach einem deutschen Handy macht, landet bei BenQ, einem asiatischen Konzern, an die Siemens seine Handysparte voriges Jahr verschenkt hat. Wer unbedingt einen deutschen PC kaufen will, kann sich nur noch den Scaleo von Fujitsu Siemens anschaffen, von dem allenfalls noch das Herstellerschild in Deutschland gefertigt wurde. Und so kann man die Liste fast beliebig fortsetzen. Selbst der Cayenne von Porsche, DEM deutschen Unternehmen, wird zu 88% im slowakischen Bratislava gefertigt, der Boxster zu 80% in Finnland.

Wir sind auch letztes Jahr wieder Exportweltmeister geworden, weil das Ausland unsere Produkte kauft bzw. genügend verdient, um sie kaufen zu können. Denn bekanntermaßen kaufen Autos keine Autos, sondern die Menschen, die daran verdienen. Bestes Beispiel ist der beispiellose Absatzerfolg deutscher Firmen in China. Das geht aber nur mit preislich auf dem Weltmarkt konkurrenzfähigen Produkten, und die können wir bei unserem hohen Lohnniveau nicht in Deutschland produzieren. Wir sollten dankbar sein, dass wir osteuropäische Billiglohnländer vor der Haustür haben, denn die Alternative hieße Lohnfertigung in Übersee oder Fernost mit entsprechenden Transportkosten.

Wenig dankbar sollten wir aber dafür sein, dass auch immer mehr Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor abgebaut werden, trotz bester Gewinne. Die Allianz ist das neueste unrühmliche Beispiel. Bei der Deutschen Bank wurde der massive Arbeitsplatzabbau gar gleichzeitig mit der Nachricht über enorme Gewinnsteigerungen bekannt gegeben. Dazu passt dann leider, dass die Dividendenzahlungen Ende der neunziger Jahre doppelt so hoch wie die gezahlten Steuern waren. Inzwischen sind sie viermal so hoch, wie in einem Artikel der neuesten Ausgabe der ZEIT nachzulesen ist.
Das Stolzsein auf und Bekenntnis zu Deutschland sollten diese Firmen nicht nur in ganzseitigen teuren Hochglanz-Werbeanzeigen oder TV Spots äußern, sondern es besser in ihrer Firmenstrategie und Personalpolitik leben, meint euer thofi.

GLOSSE

Gähn, geben Sie´s zu. Sie haben doch auch nach 4 Wochen WM die Nase voll von Zidane, Ronaldo oder gar Ballack. Naja, niemals würden Sie das ihren Arbeitskollegen so sagen, die immer noch das Spiel gegen Portugal analysieren. Modernen Fußball hätten Lahm, Frings und Klose da gezeigt? Und Podolski wurde zurecht zum Nachwuchsstar des Turniers gewählt?
Da können wir beide doch nur lachen, stimmt´s? Wir beide wissen doch um die echten Nachwuchsstars, die Helden der Zukunft, die wirklich High Tech Fußball spielen, und kennen ihre Namen, die da u.a. heißen: Robo-Dog, Aibo und Robotinho. Die werden zwar schon von ihren Trainern und Fans bejubelt, wenn Sie beim Torschuss aus einem halben Meter Entfernung sich nur auf ihren zwei oder vier Beinen halten können. Aber sie versuchen sich immerhin schon mal am Zidane-Foul und stoßen Zuschauer gegen den Brustkorb, wenn die ein orangenfarbenes T-shirt tragen, die Farbe des Balls.
Bis auf die Tatsache, dass Ballack abends genauso wenig weiter spielen kann, wie die Fußballer der Zukunft am Tage, wenn der Strom ausfällt, haben beide nicht viel Ähnlichkeit.
Wenn Klose zum Schuss gemächlich sein Bein heben, sich auf dem anderen sorgfältig um die eigene Achse drehen, und den Ball nach 20 Sekunden sensationelle 2 m weit schießen würde, würde sich der Jubel in Grenzen halten. Unsere Nachwuchsspieler aus viel Blech, Elektrik und Elektronik werden dagegen für eine solche Aktion bejubelt.
Wie, diese Spieler kennen Sie nicht? Stand nichts drüber im Kicker oder Ihrer Sport BILD? Und in Dortmund haben Sie nur das Halbfinalspiel im Stadion angeschaut und danach mit Hunderttausenden Party bis zur Totalamnesie gefeiert? Kein Wunder, dass Sie dann dort die Robocup Weltmeisterschaft mit 60 Teams aus 20 Ländern versäumt haben, die am 30.6. begonnen hat.
Aber kein Problem. Wenn Sie trotz Alkoholexzesse noch so ungefähr 30 Jahre vor sich haben, werden Sie sicher noch das erste Fußballspiel Roboter gegen Mensch erleben. Mein Tipp: 37:0.

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