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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



Beepworld.de - NEWSLETTER #161 vom 20.04.09

Von thofi, 23.04.2009, 11:09

VORWORT

Keine 14 Jahre alt und schon hat es unsere Gesellschaft weltweit revolutioniert: das Internet. Rund 1,5 Mrd. Menschen sind auf unserem Globus bereits online, knapp ein Viertel der Weltbevölkerung. Wie würde jemand, der Anfang der neunziger Jahre ins Koma geriet und erst jetzt aufgewacht wäre, die Welt wahrnehmen?
Filme und TV sehen, Musik und Radio hören? Internet PC anschalten, denn es gibt doch Youtube und itunes. Zum Einkaufen vor die Tür? Nein, dank Amazon. Auto oder Haus kaufen oder verkaufen? Mit Auto- oder Immoscout24 geht´s ohne einen Tropfen Benzin dafür verfahren zu müssen.
Behördengänge, Steuererklärungen? Online, Dank Elster und Co. Zum Partner Kennenlernen in die Disko? Zu verraucht. 1,8 Mio. Einsame haben einen Partner bereits über online Datingservices gefunden. Briefe schreiben, eintüten, Briefmarke drauf und ab zum nächsten Postkasten? Quatsch, Emails per Internet!
Reisen buchen? Online PC statt im Reisebüro eine magere Auswahl vorgesetzt zu bekommen dank opodo.de, Lastminute.de o.ä. Telefonieren, Freunde wiedersehen? VoIP und Skype mit Webcam ersetzen den Gang vor die Tür und den Griff zum Hörer.
In Urlaubserinnerungen schwelgen und den Freunden Fotos und Videos zeigen? Das geht doch mit Fotoblogs und Youtube ganz ohne einen Berg Kartoffelchips spendieren zu müssen.
Für Überweisungen zur Bank tigern? Online Banking heißt das (riskante) Zauberwort. Roulette oder Pokern? Die Spielhöllen haben ihren Sitz auf Aruba und Cayman Inseln, von dessen Schönheiten der online Spieler aber wenig mitbekommt.
Geschäftstreffen mit Businessfreunden? Personal rekrutieren? Mit Urlaubsbekanntschaften im Kontakt bleiben? Facebook mit 200 Mio. Mitglieder erspart uns viel Geld für lästige Besuchsreisen. Ob die Rechnung allerdings auch für die Facebook-Eigner aufgeht ist eher zweifelhaft. Riesige Ausgaben für immer neue Server & Personal stehen kaum nennenswerte Einkünfte aus Werbung und Premiummitgliedschaften gegenüber.
Die Welt von oben, von unter Wasser, der Flug in den Weltraum, zum Mond und Mars? Google erspart das Flugtraining. Bücher lesen? Statt in verstaubten finsteren Bibliotheken zu hocken am heimischen PC alle Bücher der Welt gratis auf Google lesen. Museen und Gemäldegalerien besuchen? Gratis auf Google klicken. Google earth beherrscht die Erde, der Mutterkonzern das Internet. Immer mehr Informationen liegen in der Hand immer weniger Unternehmen, die spätestens mittelfristig damit Geld machen wollen und sie werden es, weil sie es können. Denn auf den Informations- und Dienstleistungskanal Internet kann die Welt nicht mehr verzichten, so wenig wie der Junkie auf die tägliche Spritze,
meint euer thofi

GLOSSE

Halt, stopp. Nicht. Legen Sie sie wieder hin, die Gabel, oder wollen Sie eine Patentverletzungsklage riskieren? Das Schweinesteak ist aber doch gerade so saftig und so zart? Oh, oh, das schmeckt nach Monsanto-Patent. Dann eben Gemüse, denken Sie? Der besonders vitaminreiche Brokkoli, die unmatschbaren Tomaten oder Salatköpfen mit den zusätzlichen Blättern? Stooop. Patente drauf. Na, dann eben Milch, die cremige, die sich besonders gut zur Joghurt-Herstellung eignet? Ja wollen Sie sich denn um Kopf und Kragen essen? Überall sind Genvarianten beteiligt, auf die Monsanto, Newsham Choice Genetics und Co. Patente eingereicht haben, für das Rind sogar 260.000 Genvarianten laut Greenpeace. Vor dem Europäischen Patentamt EPA, und diese ist dabei, die Patente auch tatsächlich zu erteilen.
Was denn Schweine in dieser Computerglosse zu suchen haben, fragen Sie sich, während Sie an einem patentfreien Glas Wasser nuckeln? Der Vordenker für freie Software und Gründer der Free Software Foundation, Richard Stallman, sieht in beiden Fällen den Verbraucher betroffen, also Sie und mich. Die EPA hat bereits zehntausende Softwarepatente unter dem irreführenden Begriff "computerimplementierte Erfindungen" zugelassen und bedroht damit zunehmend kleine und mittelständische Softwareschmieden in iIhrer Existenz, die zwangsläufig bereits vorhandene Codezeilen verwenden müssen, wenn sie das Programmieren nicht völlig neu erfinden wollen.
Und Sie, nachdem ich Sie vom Essen abgeschreckt habe, sollten jetzt gut aufpassen, wenn Sie auf der Tastatur ein paar Zeilen HTML oder Pearl Code zurecht zimmern. Erst einige tausend Patentschriften lesen um sicher zu gehen, dass Sie damit kein, meist amerikanisches, Patent auf irgendein Softwareschnipsel verletzen. Sonst erhalten Sie zuhause Besuch von teuren amerikanischen Anwälten in noch teureren Anzügen. Vielleicht lassen die sich ja ein Schweineschnitzel von Ihnen servieren. Sie wissen schon, das besonders zarte, saftige.

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