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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



Beepworld.de - NEWSLETTER #150 vom 05.07.08

Von thofi, 05.07.2008, 15:42

Weg mit dem Internet, Handy und MP3 Player raus aus der Schule. Lehrkräfte können nur noch hilflos die Auswüchse dieser Elektronisierung beobachten, lenkend eingreifen können sie schon längst nicht mehr. An vielen Schulen wird daher die Notbremse gezogen. Und gleich alles verboten.
In Internetforen und –Chats wie dem angesagten SchuelerCC werden Mitschüler mit einer Brutalität gemobbt, die nur durch die Anonymität des Netzes erklärbar ist. Die Folgen für die Betroffenen sind dagegen noch fürchterlicher als bei uns früher auf dem Schulhof, weil jeder alles erfährt und sich jeder an der Hetzjagd ungestraft und unerkannt beteiligen kann. Auf Pausenhöfen ersetzt der abkapselnde Ohrstöpsel oder das Handy die direkte verbale Auseinandersetzung von Angesicht zu Angesicht. Hemmungen können so nicht gelernt werden. Zwergenkönig auf dem Schulhof ist, wer die neuesten Sex- oder Brutaloclips auf seinem Handy vorweisen kann.
Der Aufstieg in das nächste Level eines Games verspricht schnellere Belohnung und höheren sozialen Status in der Community als der so viel mühsamere Aufstieg in die nächste Klassen- oder gar Schulstufe. Dass Eltern und Lehrer dagegen wettern, und nicht verstehen, womit ihre Schutzbefohlenen so tagtäglich im Netz ihre Zeit verbringen, wird eher positiv wahrgenommen.
Dass da die schulrelevanten Leistungen der Schüler dramatisch sinken, der fehlende nächtliche Schlaf im Unterricht nachgeholt wird, gerade die so wichtige Sprachkompetenz leidet, und Begegnung mit der Literatur nur noch über Trickfilme oder Comics geschieht, verwundert da nicht mehr.
Auch wir als Beepworldmacher werden täglich mit Beschwerden von Mobbingopfern oder auf Mitgliedsseiten fies dargestellten Lehrern konfrontiert. Wir sind da strikt auf der Seite der Opfer.

Wenn man aber das Credo ernst nimmt, dass die Schule auf das Leben vorbereiten und ausbildungsfähig machen soll, kann das radikale Verbot mit nun mal vorhandenen elektronischen Medien nicht die Lösung sein, denn mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird der spätere Arbeitsplatz der jetzigen Schüler damit zu tun haben. Der vernünftige Umgang damit muss an der Schule genauso zum Bildungskanon gehören wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Aber überzeugend leisten können wird diesen Bildungsauftrag wohl erst eine Generation von Lehrern und auch Eltern, die selber der Versuchung als Jugendliche ausgesetzt waren.
Bis es so weit ist, werde ich mir wohl weiterhin von Schulabgängern an Hochschule oder Ausbildungsplatz Klagen anhören müssen, dass sie sich diese verlorene Zeit und Bildungschancen bitterlich zurückwünschen, bedauert euer thofi

GLOSSE:

Ich finde das praktisch. Sie doch sicher auch. Ach halt, Sie sind ja meist anderer Meinung als ich. Glauben sie nicht, dass ich das nicht gemerkt hätte. Und dann telefonieren Sie heimlich mit Ihren Komplizen, um über mich her zu ziehen. “Hör dir das mal an, Hans, was der schon wieder für einen Mist geschrieben hat. Außerdem kennt der sich immer so auffällig gut aus, was ich mit wem gerade bequatscht habe. Wie macht der das nur? Ob der bei der Telekom arbeitet?“ Aber ich bitte Sie, wenn ich bei der Telekom arbeiten würde, würde ich doch nicht hier diese Kolumne bei Beepworld schreiben müssen, sondern könnte bequem von einigen wenigen Telefonaten monatlich leben. So z.B. „Lieber Herr Aufsichtsratmitglied, durch reinen Zufall habe ich erfahren, dass Sie letzte Woche in einem Telefonat mit einem bekannten Journalisten bedauerlicherweise doch recht abfällige Bemerkungen über die Telekom gemacht haben. Und das war leider nicht das einzige Telefonat dieser Art. Haben Sie zufälligerweise gerade einen Stift zur Hand? Ich gebe ihnen jetzt meine Kontonummer durch.“
Bei der Telekom als Herr über Millionen von Telekom- und Internetverbindungen direkt an der Quelle zu arbeiten, kann wirklich praktisch sein. Das finden Sie jetzt doch sicher auch.

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