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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



NEWSLETTER #136 vom 8.07.07

Von thofi, 24.05.2008, 12:33

Deutschland ist beim Anspruch auf Datenschutz ganz vorn. Wir leisten uns sogar einen Datenschutzbeauftragten bei der Bundesregierung, dessen Aufgabe es ist, mit seinen Mannen tag- und nacht darüber zu wachen, dass die auch grundgesetzlich geschützte Privatsphäre des Bundesbürgers vor den begehrlichen Augen so mancher Behörde gewahrt bleibt. Allerdings klafft in unserem Land der Anspruch und die Wirklichkeit meilenweit auseinander. Nicht nur dass seit mehreren Jahren bereits geübte, gesetzlich auf sehr wackligen Füßen stehendes Ausspionieren privater PCs per Internet, sondern jetzt auch der neueste Vorstoß des Bundesjustizministerium, eine 6-monatige Vorratsspeicherung aller Kommunikationsdaten aller Bürger auch ohne Anfangsverdacht gesetzlich durchzudrücken, ist unserem Datenschutzbeauftragten keinen größeren Protest wert. Dazu gehört auch ein Passus, wonach auch Anbieter von E-Mail-Konten künftig Kundendaten erheben und so Nutzer eindeutig identifizieren sollen. Natürlich betrifft das dann nur die Dummen, die sich bei einem europäischen Provider ein email Konto anlegen. Außereuropäische Provider würden dieser Pflicht dann natürlich nicht unterliegen.

Dazu musste erst der Konzerndatenschutzbeauftragte von Google, der Jurist Peter Fleischer, empört an die Öffentlichkeit treten, um diese Pläne in den Fokus unserer Medien zu rücken, die bisher auffällig schweigsam zu diesem Thema waren. Fischer sieht Deutschland ohnehin beim Schutz der Privatsphäre am hinteren Ende, so in einem Interview mit der New York Times.

Dass die enormen Kosten für das Sammeln und Speichern der Daten über jede Nutzung von Telefon, Handy, E-Mail und Internet auf 6-Monate-Vorrat von den Providern getragen werden sollen, letztlich also von deren Kunden, ist eine zusätzliche Zumutung. Wir Bürger sollen damit die Kosten für die Verletzung unserer Privatsphäre auch noch selber zahlen.

Erst Googles Androhung, als Protest gegen die Pläne seinen email Dienst G mail ganz einzustampfen, hat die Diskussion erstmals öffentlich richtig in Gang gesetzt und so manchem erstmals die Augen geöffnet, wie nahe George Orwell’s Szenario „1984“ bereits ist,

meint euer thofi.

GLOSSE:   Das ist Ihnen doch sicher auch schon passiert, das mit der Festplatte. Ihr Laptop verträgt nun mal weder Kaffee auf der Tastatur noch einen Sturz aus Tischhöhe. Weiss ja jedes Kind. Also machen Sie als jemand der noch in preußischem Ordnungssinn erzogen wurde sicher regelmäßig eine Sicherungskopie von dem Festplatteninhalt. Schließlich sollen Ihre unwiederbringlichen Fotos von den 21 Familenurlauben auf Mallorca der Nachwelt möglichst lange erhalten bleiben.

Sie wollen sicher gehen und nehmen dafür Bänder, denn noch hat niemand nachprüfen können, ob die CD- und DVD-ROMS wirklich 100 Jahre verläßlich die Daten halten. Braver Bürger. Und da der 22ste Familienurlaub, wo? richtig, auf Mallorca ansteht, müssen Sie ihre übervolle Festplatte durch eine größere ersetzen. Kein Problem. Sie haben ja gerade alles gesichert – auf sicheren Bändern.

Also weg mit der Alten und her mit der Neuen. Nein, entgegen anderslautenden Gerüchten ist damit nicht ihre beste aller guten Ehefrauen gemeint, sondern ihre Festplatte. Und jetzt wieder her mit den 21 Familienurlaubsdokumentationen auf Mallorca, zurück auf die neue, schöne, große Platte. Ein Knopfdruck genügt und es passiert bei Ihnen ? Nichts! Gar nichts! Bänder unlesbar. 21 Familienurlaube auf Mallorca müssen nachgeholt werden.

Sehen Sie, jetzt kennen Sie den Unterschied zwischen Amateuren und Profis. Was ihnen ihre Urlaubsfotos sind, sind dem Bundesverteidigungsministerium Auslandseinsätze der Bundeswehr z.B. im Kosovo und Afghanistan, genau genommen der gesamte Bestand an Geheimdienstinformationen. Und da ihre Mallorcaurlaube vielleicht, ich behaupte das jetzt einfach mal so, nicht ganz so brisant waren wie die der Bundeswehr im Ausland haben die ja auch für die Datensicherung eine ganze Behörde eingerichtet, das "Zentrum für Nachrichtenwesen der Bundeswehr". Deren einzige Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass diese brisanten Daten und Aufzeichungen nicht, niemals, unter keinen Umständen verloren gehen. Und das ist denen ja auch fast gelungen, naja, bis auf den gesamten Bestand an Geheimdienstinformationen aus den Jahren 1999 bis 2003. Weg, Bänder nicht mehr lesbar, und dann die nicht mehr lesbaren Kassetten entsprechend der gültigen Vorschriften zum Umgang mit Verschlusssachen am 4. Juli 2005 vernichtet. Ist ja auch richtig, denn sonst könnten böse Buben solche weggeworfenen unlesbaren Bänder ja mit ein paar einfachen Methoden wieder lesbar machen und wüssten dann, was das in Afghanistan eingesetzte deutsche "Kommando Spezialkräfte (KSK)" mit dem damaligen Häftling Murat Kurnaz in Kandahar tatsächlich gemacht hat.

Also, nehmen Sie sich ein Beispiel an den Profis. Sie wollen nicht ewig an Ihre durchzechte Nacht am Ballermann auf Fotos ihres 19. Mallorcaurlaubs erinnert werden? Ist leider beim Anlegen einer Sicherheitskopie zerstört worden. Amateurhaft? Ganz im Gegenteil!

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