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Das Vorwort & Glosse aus dem Beepworld Newsletter

aus dem seit 10 Jahren erscheinenden Beepworld Newsletter



Donnerstag, 22. April 2010

Beepworld.de - NEWSLETTER #174 vom 22.04.10

Von thofi, 17:10

VORWORT

Der 1. April ist vorbei, müsste man meinen, und doch: Internet ist für mindestens die Hälfte aller Berufe mittlerweile unverzichtbar, und privat mag sich kaum einer mehr vorstellen, wie sein Leben aussehen würde, würde einem der Internetzugang gesperrt werden, lebenslang. In England ist letzte Woche ein Gesetz (digital economy bill) im Unterhaus durchgewunken worden, das genau diese Konsequenz verspricht. Es sieht praktisch die Überwachung des britischen Internet vor.
Ohne gerichtliche Untersuchung kann damit jedem, der auch nur verdächtigt wird, über das Internet illegale Inhalte herunterzuladen oder auch nur anzusehen oder Urheberrechte zu verletzen, dass der Internetzugang im Haushalt verlangsamt oder gesperrt wird. Erhebt jemand dagegen Einspruch, muss er beweisen, dass er keine illegalen Inhalte angeschaut hat.
Natürlich kommen auch die Provider nicht ungeschoren davon. Sie müssen bei Strafandrohung von bis zu 250.000 Pfund dafür sorgen, dass Ihre Kunden keine illegalen Filme, Mails oder Videos ansehen oder bei ihnen speichern. Anbieter offener Wlan-Zugänge wie Starbucks stellen zukünftig in England wohl besser Surfern Angestellte zur Seite, die ihnen über die Schulter schauen müssen.
Wohl nicht ganz unbeabsichtigt ist in dem Gesetz ausdrücklich die Möglichkeit vorgesehen, missliebige Seiten, wenn sie "schwere schädliche Auswirkungen auf Unternehmen oder Verbraucher" haben, die z.B. kompromittierende Regierungs-dokumente veröffentlichen, per Gerichtsanordnung sperren zu lassen.
Zu rechnen war damit, dass Politiker bei diesem generellen Hang zur Über-regulierung selbst kleinster Lebensbereiche ihrer Bürger der kreativen Anarchie des Internet bald einen Riegel vorschieben würde. Der Kollateralschaden ist nicht nur die totale staatliche Überwachungsmöglichkeit, denn ein solches Gesetz wie in England verlangt nach entsprechenden technischen Lösungen der inhaltlichen Kontrolle, und Gesetze machen nur Sinn, wenn ihre Einhaltung auch kontrolliert werden kann. Nein, der Gründerboom durch junge Leute, die Entwick-lung von tausenden von Lösungen rund um das Internet, die dem Bürger das Leben wesentlich erleichtern, ist nur möglich bei einem Medium, das viel Freiraum lässt für das Ausprobieren von Ideen, ohne gleich von Verbotsschildern entmutigt zu werden.
Deutschland, du hast es besser, noch. Hier hat der -zigtausendfache Protest solche legislativen Exzesse bislang verhindern können.
Der viele Jahrzehnte bei uns gültige Berufswunsch Nr. 1, Angestellter oder Beamter beim fürsorglichen Vater Staat zu werden, wurde in den letzten 10 Jahren abgelöst vom Wunsch, ein Startup zu gründen. Diese erfreuliche Entwicklung kann sich sehr schnell wieder umkehren, wenn die Überregulierung das Internet zunehmend chancenärmer macht, meint eure thofi.

GLOSSE

Und? Was sagt ihre Pflanze? Braucht Wasser? Dachte ich mir. Jemand, dem sein Hund per Twitter mitteilen muss, dass er zu lange allein zuhause war und jetzt dringend vor die Tür muss, geht auch mit Pflanzen nicht liebevoll genug um. Oder liegt es an ihrem Gewicht? Wenn ich ihre letzten paar automatischen Twittermeldungen richtig interpretiere, dann hat ihre Abmagerungsdiät im Schnitt täglich 122 Gramm Gewichtszunahme gebracht. Suboptimal, würde ich mal sagen. Woher ich das weiß?
Vielleicht sollten Sie ihre Waage mal vom Internet trennen, damit nicht jeder Gang auf dieselbe eine automatische Twittermeldung auf Kilogramm und Gramm genau auslöst. Die Firma Withings macht´s möglich – für fette 138 Euro. Etwas billiger geht´s mit BotaniCalls. Das Kit verschickt Twittermeldungen oder SMS, wenn der Feuchtigkeitsgrad der Blumenerde bedenklich sinkt oder der Wasserstand in der Hydrokultur. Noch billiger meldet sich der Hund per kleinem Kästchen am Halsband. Wau, wau, hat er vor 2 Minuten für 43 Sekunden gemacht, sagt die automatisch generierte Twittermeldung. Und bewegt hat er sich davor für 48 Minuten nicht, hat wohl geschlafen. Jetzt aber läuft er heftig hin und her. Der Bewegungssensor im Kästchen meldet es weiter. Sucht er seinen Stammbaum, der aber unglücklicherweise unten auf der Straße steht? Oops, nun steht er plötzlich still für 70 Sekunden.
Zunehmend werden immer mehr Geräte mit Wlanmodul angeboten, die ihre Messergebnisse per SMS aufs Handy oder automatisiert auf Twitter, to whom it may concern, verschicken.
Ich hätte Ihnen da ein paar weitere sinnvolle Einsatzgebiete für diese Module vorzuschlagen. Wie wäre es mit Lichtschranke für das Toilettenbecken, Vibrationssensor für das Ehebett, Akustiksensor für das Babyzimmer, Watschenerschütterungssensor für die Ärmel der Bischofssoutane. Nein, halt, letzteres nehme ich zurück, Thema verfehlt.


Dienstag, 23. März 2010

Beepworld.de - NEWSLETTER #173 vom 23.03.10

Von thofi, 15:38

VORWORT

Das ist der Stoff, aus dem große Romane gestrickt werden. Es geht um zwei Freunde, die zu Konkurrenten werden, dem Wildern im jeweils anderen Garten, um Fast-Pleiten und Krebs, um Multimultimilliarden, um viel Emotionen und, ach ja, um die Veränderung unserer Welt, technisch gesehen.

Hier Apple,1997 fast pleite und durch Steve Jobs gerettet durch den 1998 eingeführten iMac, dem 2001 gestarteten Musik-Player ipod, mittlerweile rund 250 Mio. mal verkauft, dem 2007 gelaunchten iPhone mit nunmehr 14% des Smartphonemarkts, der Musikverkaufsplattform iTunes, dann dem App Store mit bereits 151.000 mehr oder weniger nützlichen Apps im Angebot für das iPhone, und dem jüngsten Coup, dem iPad, ein tastaturloses Tablet mit Touchscreen, das auch den Buchgeschäften und Verlagen das Fürchten lehren soll.
Apple erwartet, dass mittelfristig mehr Leute mit einem Smartphone mobil ins Internet gehen als mit Laptop oder PC. Dort im mobilen Markt stecken dann auch die künftigen Werbemilliarden und die Suchmaschinenerfolge. Folgerichtig kaufte Apple zwei junge Unternehmen, die sich auf mobiles Marketing spezialisiert haben und verhandelt aktuell mit Microsoft, deren Suchmaschine BING statt Google auf Apples Smartphones vorzuinstallieren.

Um ja keine Hybris aufkommen zu lassen erkrankte Jobs 2004 an Bauchspeichel-krebs und musste 2009 eine Lebertransplantation über sich ergehen lassen.

Dort dann Google mit dessen 2001 dazu gestoßenen CEO Eric Schmidt, 2006-2009 im Aufsichtsrat von Apple direkt an der Quelle der Information, mit weitem Abstand Weltmarktführer beim klassischen Suchmaschinenmarketing.
Google wächst mit Projekten wie dem Chrome-Browser, Cloud-Apps wie Google Docs & Mobilplattformen wie Android – und attackiert das iPhone, das direkt und indirekt für 30% von Apples Umsatz steht, frontal mit seinem Anfang dieses Jahres auf den Markt gebrachten Nexus One.
Die noch vor gar nicht langer Zeit öffentlich verkündete gegenseitige Wertschätzung von Steve Jobs und Eric Schmidt ist spätestens jetzt einer persönlichen Feindschaft gewichen, denn es geht um viel, um die Art, wie wir künftig arbeiten, Medien erleben, kommunizieren, auswählen und konsumieren werden, kurz um die Veränderung unserer Welt, die sich um ein mobiles Gerät drehen wird. Und wenn Sie sich jetzt fragen, wo denn Microsoft dabei bleibt, so fragen Sie sich das zurecht,

 meint euer thofi.

 

GLOSSE

Och, was tun Sie mir leid. Rausgeschmissen hat man Sie? Seit dem Jahr 2008 waren Sie dabei, und jetzt, einfach so, raus, weg, dawai. Da müssen Sie sich schon morgens im Spiegel anschauen, um zu wissen, dass Sie trotzdem noch existieren. Da hatten sich Provider so viel Mühe gemacht, alle Daten über Sie, Wohnort, Telefon-/Fax-Handynummer, wann Sie mit wem wie lange von wo aus Sie telefoniert, geskypt haben, an wen Sie email verschickt haben, von wem Sie wie viel erhalten haben, welche Suchworte Sie bei Google eingegeben haben, ja auch wie oft Sie abends nach dem 3-Buchstabenwort gesucht haben. Und jetzt, das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe entschied diesen Monat, dass die Vorratsdatenspeicherung gegen die Verfassung verstößt. Sie ist dem Urteil zufolge mit dem Telekommunikationsgeheimnis unvereinbar. Rumms. Die Provider haben natürlich sofort reagiert und alle gesammelten Daten von ihnen gelöscht. Na, na, nicht traurig sein.
Andere springen da gerne in die Lücke und sammeln weiter. Ihre Daten sind bei denen sicher, denn die haben die so oft verbreitet, dass auch einige Mal löschen genügend Kopien zirkulieren läßt. Waren Sie Kunde bei der Telekom, oder bei Arcor oder bei Unitymedia? Gut, denn denen sind nachweislich im Jahr 2000 Millionen von Datensätze geklaut worden. Dann können Sie sich ja wieder beruhigt zurücklehnen, Sie existieren also doch noch, irgendwo, im weltweiten Netz.

Dienstag, 02. März 2010

Beepworld.de - NEWSLETTER #172 vom 02.03.10

Von thofi, 16:02

VORWORT

Die ganze Welt existiert als Parallelwelt bei Google, erfasst mit Google Street View Cams, Straße für Straße, Haus für Haus, als 360 Grad Fotos. Die ganze Welt? Nein, Deutschland leistet heldenhaften Widerstand, mit Bürgerprotesten, Politikerinterventionen und Gerichtsverfügungen.
Dabei ist Street View doch eine famose Sache. Nie mehr den geschönten Reiseprospekten glauben, sondern selber anschauen, wie die Umgebung des Ferienhotels ausschaut. Für die Suche nach dem künftigen Wohnort braucht man das eigene Haus nicht mehr zu verlassen, sondern spaziert als „gelbes Google-Männlein“ wie real durch die Straßen. Gesichter und Autokennzeichen sind durch Google automatisch unkenntlich gemacht. Geht man doch mal zu Fuß, hält man die Handykamera auf ein interessantes Gebäude und erfährt per Google alles Wissenswerte darüber und auch, ob man es mieten oder kaufen kann.
Hat also die deutsche „Angst“ vor technischen Neuerungen mal wieder übereifrig zugeschlagen? Ja und nein.

Leider ist Google Street View auch für Einbrecher und Extremisten eine große Erleichterung. Mühsames, verstecktes Observieren entfällt. Päderasten können sich über die Lage von Kindergärten mit Eingängen am PC kundig machen. Und die mannshohen Gartenzäune und Hecken überwinden die in etwa 3 m Höhe angebrachten Kameras auf Googles Street View-Autos locker. Wer suchet der findet: So manchen unfreiwilligen delikaten Zufallseinblick kann man bei etwas Geduld auf Google schon finden.

Also das Kind mit dem Bade ausschütten und Street View trotz seines unzweifelhaften Nutzen verbieten oder doch eher das Missbrauchspotenzial als Kollateralschäden akzeptieren.
Die Erfahrung lehrt, dass jede nützliche Technologie sich langfristig gegen jedes Verbot durchsetzt, dann aber meist unkontrollierbar. Dann lieber unter kontrollierbaren Bedingungen erlauben, sprich: Sensible öffentliche Gebäude und Einrichtungen auf den Bildern schwärzen, Recht auf individuelle Schwärzung des eigenen Heimes, Kameras nur auf Fußgängerhöhe erlauben. Wer dann immer noch einen Blick über die Hecke auf die sonnenbadende Nachbarin erhaschen will, muss dazu wie früher üblich heimlich auf die Leiter steigen,
meint Euer thofi.

GLOSSE

Haben Sie schon Ihren alten Stahlhelm und Ihre Militärgrundausrüstung aus dem Keller geholt? Ach so, Sie haben nicht gedient? Und Sie lehnen Krieg aus grundsätzlichen Erwägungen ab? Nutzt Ihnen nichts, Sie befinden sich bereits mitten im Krieg, mit den USA. Haben Sie nicht mitbekommen? Keinen Schuss gehört, keine Explosionen?
In welchem Jahrhundert leben Sie denn? Verbündete, noch dazu NATO Partner führen doch keinen Krieg gegeneinander mit Schusswaffen o.ä. altmodischem Zeugs. Der Krieg tobt, aber mit Informationen, genauer gesagt mit europäischen Bankdaten. Sie haben doch bestimmt unlängst per SWIFT Geld an Ihre Schwester in der Schweiz überwiesen, damit sie sich was Schönes zum Geburtstag kaufen kann. Sehen Sie, das war subversiv, Sie Möchtegern-Pazifist. Sie haben den Amis damit Munition geliefert. Denn alle diese Geldtransaktionen werden von den Amis eingesehen. Sie könnten ja jemanden kennen, der einen kennt, der mal in Afghanistan war. Und der könnte dort ja einem Terroristen begegnet sein, der ihn gebeten hat, doch bitte sein schmutziges Drogengeld außer Landes zu bringen, in die friedliche Schweiz über den Umweg des naiven Deutschlands zwecks Verschleierung, also per Swift-Überweisung. Und daher muss die USA natürlich Einblick in alle Überweisungen einsehen können, nicht nur die, die von hier über den großen Teich wandern, sondern auch die innerhalb Europas ausgetauscht werden. Es könnte ja, wie gesagt, da kennt jemand einen, der kennt...
Solange das privatwirtschaftliche Unternehmen SWIFT ihre Server in den USA hatten, hat das ja seit Sept 2001 auch ohne Widerstand und Aufsehen funktioniert, nur jetzt hat SWIFT seine Server in die Niederlande geholt und weigert sich, ohne die Zustimmung des EU Parlaments (Lissabonvertrag lässt grüßen) diesen Zugriff auf Kontodaten von EU-Bürgern dem amerikanischen Geheimdienst weiter zu erlauben. USA sind not amused, und die EU Parlamentarier auch nicht. Und so droht das EU-Parlament das Abkommen platzen zu lassen, sollte von den EU-Polizeiministerien und den USA nicht noch ein Mindestmaß von Bürgerrecht (von Auskunft bis zu Klagemöglichkeiten) im Gesetz berücksichtigt werden. Und die USA drohen, diplomatisch nett verpackt natürlich, zurück.
Also, ganz schnell jetzt noch ihrer Schwester alles Geld, das Sie haben, an den Augen des großen transatlantischen Bruders vorbei überweisen, für die nächsten 50 Geburtstage, denn wer weiß, wann die EU Parlamentarier gegenüber den USA wieder einknicken.

Beepworld.de - NEWSLETTER #171 vom 26.01.10

Von thofi, 15:05

VORWORT

Das ist schon ein seltsames Ding mit der Privatsphäre. Ich buchstabiere: P-R-I-V-A-T-S-P-H-Ä-R-E, da die meisten Jüngeren der Facebook-, Youtube- und Twittergeneration das Wort gar nicht mehr kennen.

Ein Foto mit heruntergelassenen Hosen auf der Klobrille sitzend ist für viele kein Aufreger mehr, wird man aber abgelichtet in der Kirche betend ist das höchst privat und wird als peinlich angesehen.
Hobbies im öffentlichen Facebook-Profil anzugeben wie „Koma saufen, Mädchen anmachen, Jungs abschleppen“, sexuelle Präferenzen, Körbchengröße, Anzahl der Sexualpartner, alles total normal.
Wenn das von der Mehrheit geteilt wird, was Mark Zuckerberg, jugendlicher Milliardär weil Gründer von Facebook sagt, ist das eine Kulturrevolution „Privatsphäre ist keine soziale Norm mehr“. Die Innenminister dagegen, die mit Macht den Nacktscanner an Flughäfen und gefährdeten öffentlichen Gebäuden durchsetzen wollen, wird es freuen.
Immer noch respektieren die meisten aber Privates, solange es eingebettet in einen Zusammenhang ist, d.h. Beten in einer Bar und Fluchen in einer Kirche ist auch heute noch sozial inakzeptabel, umgekehrt ist es natürlich o.k. Fröhliche Fotos einer wilden Party publiziert auf einer Partywebsite ist für die meisten Teilnehmer ein großer Spaß. Dieselben Fotos aber beim Googlen vom künftigen Arbeitgeber gefunden, losgelöst vom Zusammenhang, ist sicher keinem der Abgelichteten Recht.
Das Problem aber ist, dass das Internet alles Private auf ewig isoliert öffentlich macht und damit seines Kontexts beraubt.
Deshalb haben wir bei Beepworld alle persönlichen Abfragen, soweit es nicht das Gesetz oder der technische Betrieb erfordert, bei der Anmeldung rausgenommen,
ein kleiner Beitrag, um allen Mitgliedern das Wort „Privatsphäre“ wieder in den aktiven Wortschatz zurückzubringen,
meint Euer thofi

GLOSSE

Wie, wieso ich Sie so persönlich anspreche? Ich kenne Sie nicht? Verehrter Herr, verehrte Dame, das können wir ändern. Geben Sie mir einfach mal kurz Ihren neuen elektronischen Personalausweis ePA zum Auslesen an meinem PC, den sich nach jetziger Planung jeder Bürger ab November ausstellen lassen kann, und ich verrate Ihnen Dinge über Sie, die nicht mal Sie selber kannten. Name und Adresse, kennen Sie natürlich. Geschlecht? Ja. Geburtsdatum und Körpergröße, kennen Sie, wollten Sie aber eigentlich für sich behalten. Biometrische Daten ihres Gesichts? Naja, unvermeidbar beim Rasieren, Haarkämmen oder Hut Zurechtrücken täglich vor Augen. Kreditwürdigkeit? Zum Tanken reicht es gerade noch.
Ich verrate Ihnen aber noch mehr über sich, in Zusammenhang mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte, die ich mit Ihrem ePA gleich mit authentifizieren kann. Aha, wohl häufiger Saunagänger bei Ihrer exzessiven Verschreibung von Fusspilzsalben, und die Gnädigste war schon lange nicht mehr beim Gynäkologen? Naja, wo nichts benutzt wird, kann auch nichts kaputt gehen. Und wenn wir schon mal dabei sind kann ich auch gleich mal mit Ihrem ePA Ihre Steuerdaten auf Elster und Arbeitsdaten auf ELENA authentifizieren. Zweimal von Ihrem Arbeitgeber abgemahnt, aber trotzdem frisch eine neue Hypothek aufgenommen? Arm dran, kann ich aus Einsicht in Ihre gesamten drei Karten nur schließen.

Na gut, Sie haben recht, ohne Ihr 6 stelliges Passwort (wie lautet nochmal der Mädchenname Ihrer Mutter mit 6 Buchstaben?) kann ich mit Ihrem ePA nicht viel anfangen. Sie aber, und das ist durchaus praktisch, emails ver- und entschlüsseln, und zur Authentisierung in E-Commerce- und E-Government-Anwendungen nutzen.
Sie schreckt das Missbrauchspotenzial nicht, sagen Sie? Ja, sind Sie naiv oder unverbesserlich obrigkeitsgläubig? Weder noch? Recht haben Sie.
Lassen Sie uns gemeinsam an die Fehlbarkeit der Programmierer glauben. Wenn beim letzten Jahreswechsel 2010 durch das Verwechseln einer Dezimal- mit einer Hexadezimalzahl ein einzelner Programmierer gut 30 Mio. Geldkarten unbrauchbar machen und damit tagelang Bezahlen und Geldabheben von ebenso vielen Menschen verhindern konnte, sind wir bester Hoffnung, dass es sobald nicht zu dem ePA kommt.

Beepworld.de - NEWSLETTER #170 vom 29.12.09

Von thofi, 13:08

VORWORT

Was haben sich die Menschen nur zu Weihnachten verschenkt, als es weder Laptops, Handys, MP3 Player, Navisysteme noch digitale Kameras gab? Socken, Krawatten, Bücher und selbstgehäkelte Topflappen? Was wird wohl auf unseren Gabentischen in 10 Jahren liegen? 
Lassen Sie mich an der Schwelle zu 2010 einen Blick in die Zukunft wagen: Körperliche Präsenz ist immer weniger nötig je stärker die Welt vernetzt ist mit leistungsfähigen drahtlosen Netzen. Jeder hat seinen eigenen, amtlich registrierten Avatar, gesteuert durch einen Ganzkörperanzug, versehen mit allen Sinnen wie Sicht, Geruch, Geschmack, Gehör und Vibration/Tastsinn. Damit kann man jeden Punkt der Erde vom heimischen Wohnzimmer aus in Echtzeit besuchen, sich dort mit allen Sinnen umtun, handeln und mit anderen interagieren. 
Ausbildung, Schul- und Unibesuchen mit Vorlesungen und Laborexperimenten sind so komplett von zuhause aus möglich. Freundschaften werden wie jetzt schon per Facebook auf der ganzen Welt gepflegt, personalisiert durch die Avatare. Auf der anderen Seite rücken Menschen immer näher in Kleinstgruppen zusammen, in Familien, Cliquen, immer kleinteiligere, ausgrenzende Interessensgemeinschaften, um das vorhandene und durch Avatare nicht gestillte Bedürfnis nach echter menschlicher Nähe zu befriedigen. 
Navigationssysteme zeigen in Echtzeit die reale 3D Umgebung an und erlauben einen Blick um die nächste dunkle Straßenecke. 
Geräte werden ausschließlich per Sprache oder Touchscreen gesteuert. Tastaturen und Knöpfe verschwinden komplett. Die Kommunikations- und Medienzentrale eines jeden Menschen trägt er bei sich, eine sprachgesteuerte, winzige Art von Handy, „Do-Me“ genannt, das über ein Metropolenumspannendes Netz zu allen persönlichen, auch medizinischen Daten, über „Clouds“, vernetzten Serverparks, und all seiner Medien Zugang hat. Das Bild wird in 3D Höchstauflösung in Leinwandgröße über eine Art Brillengestell auf die Netzhaut gespiegelt.

Also, in 10 Jahren ist nix mehr mit einem last minute Geschenk von der Tankstelle für den Liebsten, sondern... Am besten, ihr sprecht mir nach “Führe mich zu dem Geschäft in meiner Nähe, wo es das günstigste Do-Me in Blau metallic gibt“,
spekuliert Euer thofi

GLOSSE

Das waren also nicht Sie, der da in Kopenhagen gegen den geringen Fortschritt bei den Umweltschutzbeschlüssen demonstriert hat? Und Tränengas kennen Sie nur vom Zwiebelschneiden? Wie, Sie waren überhaupt noch nie in Kopenhagen? 
Und Ihre Twitternachricht an alle ihre Follower „Lasst die Regierungschefs über die Nichtbeschlüsse Tränen vergießen“ ? Achso, die stammt schon von Ihnen, war aber nur ein allgemeiner Kommentar von der heimischen Couch aus getwittert?
Durch das neue Geo-tagging bei Twitter nimmt Ihnen das aber niemand mehr ab, von wegen, noch nie in Kopenhagen gewesen. Die Twitternachricht wurde aber von dort, in verdächtiger Nähe zum Tagungsort der Regierungschefs abgeschickt. Und wie man überhaupt von diesem Ihren tweed erfahren kann, wo Ihre Follower doch alle handverlesen sind? 
Ja, da sind die amerikanischen Kollegen von der Schlapphutfraktion doch deutlich weiter. Warum wohl hat der CIA über Ihre Beteiligungsgesellschaft In-Q-Tel in die Softwareschmiede Visible Technologies investiert, das sich auf die Auswertung sozialer Internetangebote spezialisiert hat? Kein Tweed und kein Facebookeintrag bleiben mehr unbemerkt. In letzter Zeit sind mehrfach Fälle in den USA bekanntgeworden waren, in denen Daten aus sozialen Netzen bei polizeilichen Ermittlungen eingesetzt wurden. 
Und seither weiß auch der letzte CIA Beamte, wo Kopenhagen liegt. 

Donnerstag, 26. November 2009

Beepworld.de - NEWSLETTER #169 vom 25.11.09

Von thofi, 23:47

VORWORT

Nobelpreisträger Bertrand Russell (1872-1970) hat uns das Ziel für das Internetzeitalter vorgegeben: der große britische Mathematiker und Philosoph hielt 4 Stunden Arbeit pro Tag für ausreichend. Zu seiner Zeit war das eine utopische Vorstellung, aber der enorme Produktivitätsschub durch das Internet, der immer mehr Arbeit mit immer weniger Arbeitskräften erledigt, könnte diese sympathische Vision endlich wahr werden lassen. Die zu Russells Jugendzeit durchgesetzte Elektrifizierung vernichtete damals unzählige Arbeitsplätze, ließ aber viel mehr neue, andere, produktivere, entstehen. Anders heute: Die durch das Internet überflüssig gewordenen Stellen bei Reisebüros, Banken, Börse, Handel, Musik- und Buchgeschäften, Versicherungen, Zeitungen usw. können aber eher nicht im gleichen Ausmaß ersetzt werden. Massenweise entstandene unqualifizierte Stellen bei Callcenter sind dafür sicher kein Ersatz.

So ist der neueste Hype, das cloud computing, geeignet, der Produktivität von Unternehmen einen enormen Schub zu verpassen. Durch „cloud computing“- Plattformen wie z.B. Force.com kann die Softwareentwicklungsgeschwindigkeit verfünffacht und die Kosten halbiert werden, was die Produktivität durch die schneller dem Markt z.V. stehenden neuen Programme wiederum massiv erhöht. Hausinterne IT und Rechenzentren werden überflüssig, da Programme und Daten verteilt in der „Wolke“ von Servern wie denen von Google oder Microsoft liegen und auf die von jedem Standort in der Welt aus zugegriffen werden kann. Unternehmen können blitzschnelle Bedarfsanpassungen vornehmen und damit unproduktive, teure Leerlaufkapazitäten vermeiden.

Produktivitätssteigerung bedeutet weniger Arbeit, verteilt auf mehr Schultern, was uns dem Russell´chen Ideal der 4 Stunden deutlich näher bringen würde. Passives Konsumieren als alleiniger Lebensinhalt würde durch weniger verfügbares Einkommen aus der Mode kommen müssen, aber Kultur gestalten und erleben, Bildung erwerben, soziale Kontakte pflegen, gemeinnützige freiwillige Arbeit leisten, Sport treiben, sowie reisen würde unser Leben stattdessen sinnvoller machen und viele neue Stellen in einer entsprechenden Dienstleistungsgesellschaft schaffen,
erträumt euer thofi.

GLOSSE

Was sitzen Sie hier denn so träge auf Ihrem Sessel vor dem PC rum und rühren keinen Finger, Sie Couchpotatoe? Und was haben Sie denn dazu noch für eine lächerliche Badekappe auf? Haben Sie denn sonst nicht zu tun, eine email schreiben, einen Behördenbrief verfassen, oder wenigstens ein Computerspiel spielen? Ja? Was heißt hier Ja? Einfach nur so, Ja? Ja, Sie machen das alles gerade? Sehe ich aber nichts von.
Sie denken den Buchstaben und schon erscheint er auf dem Computerbildschirm? Jaja, ich rufe gleich die Ghostbuster für Sie. Brauche ich nicht, können Sie auch selber machen? Es reicht, wenn Sie an die Telefonnummer denken und schon wählt Ihr PC diese? Ja ja, mir reichts auch gleich mit Ihnen. Sie treiben mir ja die Schweißperlen auf die Stirn. Machen Sie doch wenigstens mal das Fenster auf, mit Ihrer Badekappe auf dem Schädel müssen Sie doch auch tierisch schwitzen. Was, ich soll mal stille sein für einen Moment, Sie müssen sich darauf konzentrieren, an das Öffnen des Fensters zu denken?
In welchem abgefahrenen science fiction Film von morgen sind wir denn? Iss nich morgen, ist schon heute möglich?
Ist es tatsächlich. Die österreichische Firma g.tec hat mit einer speziellen Kappe ein System zur Marktreife gebracht, das all dies erlaubt. Buchstaben, die über den Bildschirm laufen, können ausgewählt werden kraft der Gedanken, die über Elektroden in der Kappe registriert werden. Ein paar Minuten Training reichen aus, um das Schreiben von emails, oder das Auslösen von Steuerbefehlen zum elektrischen Fensteröffnen o.ä. zu erreichen. Für Sprach- und Bewegungsbehinderte kann dies zu einer enormen Erleichterung werden.
Für Nutzer von Computerspielen kommt ab Mitte Dezember die Schnittstelle Epoc auf den Markt. Das Gerät könnte schon bald die Spieleindustrie revolutionieren: Denkt der Spieler daran, in einem Spiel eine Kiste anzuheben, so geschieht dies auf dem Monitor wie von Geisterhand.
Nur weil jemand keine Hand rührt, heißt das nicht, dass sie nichts bewegen, so viel weiß ich jetzt.

Samstag, 24. Oktober 2009

Beepworld.de - NEWSLETTER #168 vom 24.10.09

Von thofi, 18:01

VORWORT

Der große Bruder beobachtet uns schon länger und die kleine Schwester gleich dazu. Was in den letzten Jahren und Monaten an technischen Möglichkeiten geschaffen wurden, uns simsenden, mobil-telefonierenden, Internet-nutzenden, Kreditkarten-zahlenden und Auto-fahrenden Bürgern lückenlos überwachen zu können, ist je nach Sichtweise fantastisch oder alarmierend. Und die Erfahrung lehrt, was technisch machbar ist, wird auch eingesetzt, erhoben, gesammelt, ausgewertet und genutzt. Der Gesetzgeber hechelt nur noch hinterher, um den Gesetzeshütern den Einsatz des technisch Möglichen legal zu ermöglichen. Notfalls hilft der Hinweis auf den 11. September, um zögernden Abgeordneten Gesetzesverschärfungen und Einschränkungen von Bürgerrechten plausibel zu machen.
Was der Gesetzgeber an Zweitnutzung der massenhaft und nahezu flächendeckend erhobenen Daten über uns nicht erlaubt, wird trotzdem verwertet. Illegal versteht sich, was aber für uns, den betroffenen Bürger, wenig Unterschied ausmacht.
Allein in jüngster Zeit sind durch Datenskandale in die Presse geraten: u.a. der Finanzdienstleister AMD, die Telekom und T-Mobile gleich mehrmals, die Deutsche Bahn, Landesbank Berlin, SchuelerVZ, Süddeutsche und Nordwestdeutsche Klassenlotterie. Verbraucherschützern gelang es jüngst innerhalb von zwei Tagen persönliche Daten von sechs Millionen Bundesbürgern zu kaufen, darunter vier Millionen mit Kontodaten. Dafür musste der Testkäufer nur 850 Euro bezahlen müssen. Der Schaden wäre bei Missbrauch dagegen in die -zig Millionen gegangen.

Bei Beepworld haben nur wenige Personen Zugang zu den personenbezogenen Datenbanken. Ein Leck wäre damit leicht einer Person zuzuordnen. Wohl auch deshalb, aber auch wegen unserer hochgerüsteten Sicherheitstechnik mit doppelter Firewall usw. hat es in den 10 Jahren des Bestehens bei Beepworld noch nie ein Problem mit den Daten unserer Mitglieder gegeben.
Und Beepworld setzt gegen die Datensammelwut ein Zeichen und wird im Laufe des Novembers sein Anmeldeformular umstellen, so dass bei der Neuanmeldung einer privaten Homepage nur noch die technisch unverzichtbaren Daten wie Mitgliedsname, Passwort und eMail-Adresse angegeben werden müssen,
kündigt Euer thofi an.

GLOSSE

Haben Sie denn schon zugeschlagen? Nein, nicht so mit der Faust, ich denke da eher an ihre Brieftasche. Ich meine wegen des neuen Windows Betriebssystems, denn dafür brauchen Sie ganz sicher Ihre prall gefüllte Brieftasche. Was sehe ich, da zeigen sich aber schon deutliche Abnutzungserscheinungen. Nein, ich meine nicht bei Windows Vista, sondern an Ihrer Brieftasche. Vista kann ich doch wohl nicht gemeint haben, denn Abnutzungsspuren bedeuten, dass man es vorher kräftig genutzt hat, und das schließt Vista aus technischen Gründen ja denn wohl eindeutig aus.
Dafür gibt´s ja jetzt das neue Betriebssystem, mit dem innovativen Namen Windows 7. Haalt, lassen Sie ihre Brieftasche bloß draußen, denn die Vollversion kostet von 200 Euro an aufwärts. Dabei ist noch immer die Schleifspur im Leder sichtbar, als Sie 2007 ähnlich viel Kohle für Windows Vista hingeblättert haben, von den Kosten für die vielen Stunden des Umrüstens der Programme von Ihrem geliebten XP Rechner auf den neuen Vista-Rechner ganz zu schweigen. Das musste ja sein, denn Vista verlangt nun mal Hochleistungs-Hardware.
Und diese tiefe Kratzspur? Ach so, die stammt von den großen Scheinen, die Sie damals, 2002, beim Wechsel von Windows ME auf Windows XP hingeblättert haben. Na das musste ja auch sein, denn XP war ja wirklich schneller und stabiler als ME.
Sie meinen, lange macht das Ihre Brieftasche nicht mehr mit? Sie Ärmster, Sie dauern mich, daher gebe ich Ihnen hier einen kostenlosen Brieftaschenüberlebenstipp:
Machen Sie Ihren Rechner platt, spielen Sie Windows XP sowie alle drei z.V. stehenden Servicepacks auf und freuen Sie sich an dem schnellsten Windows, das es bis zum heutigen Tag gibt, denn alle Tests zeigen: Windows 7 ist zwar schneller als Vista, wozu nicht viel gehört, aber immer noch langsamer als XP. Und jetzt können Sie zuschlagen, mit der Faust auf den Tisch, vor Freude.

 

Freitag, 02. Oktober 2009

Beepworld.de - NEWSLETTER #167 vom 02.10.09

Von thofi, 17:27

VORWORT

Pirate Bay, einst die größte Filesharing Seite und unter den 100 meist aufgerufenen Websites weltweit, war Geburtshelfer der politischen Piratenpartei in Schweden. Weil die Gründer der Pirate Bay in Schweden wegen Urheberrechtsverletzungen unter äußerst turbulenten, teilweise wohl rechtswidrigen Umständen verurteilt wurden, bekam die kleine schwedische Piratenpartei schlagartig einen riesigen Zulauf. Bei der Europawahl in diesem Frühjahr erreichte Sie aus dem Stand 7,4% aller Stimmen in Schweden.
Und in Deutschland? Die Piratenpartei nach schwedischem Vorbild, gegründet durch Jens Seipenbusch erzielte auf Anhieb bei der Bundestagswahl 2% aller Stimmen. Man kann daraus schließen, dass 845.904 deutschen Wahlberechtigten die „Stärkung der Bürgerrechte in der Informationsgesellschaft sowie freier Zugang zu Wissen und Kultur“, die einzigen beiden Wahlprogrammpunkte der Partei, die wichtigsten Anliegen sind.
Die Piratenpartei sollte sich herzlich für die Geburtshilfe bei Innenminister Schäuble und Familienministerin Ursula von der Leyen mit ihren Vorstößen gegen die Freiheit der Bürgerrechte bedanken. Es reicht eben nicht immer, für Gesetzesänderungen nur die Mehrheit im Bundestag zu haben. Mitunter lohnt es sich sogar, auch die Mehrheit in der Bevölkerung zu suchen,
meint Euer thofi

GLOSSE

Ja, bis bald, denn ich kann doch davon ausgehen, dass Sie auch teilnehmen werden, oder? Nötig hätten Sie es sicherlich. Schauen Sie sich doch nur mal im Spiegel an. Ein typischer Junkie mit unübersehbaren Symptomen. Leichter Tremor in der Stimme nach nur 10 Minuten Entzug, wirr suchender Blick, ständig tastende Hände, Blick nach unten, wenn Ihnen reale Menschen begegnen.
Aber das sage ich Ihnen, das wird bitter, der Entzug. Denn der Staat Washington ist nicht direkt um die Ecke. Aber idyllisch ist es dort auf den 5 Hektar Naturreservat. Da lässt es sich schon die 45 Tage aushalten, die die Therapie dauert. Auch die 10.000 Euro dafür sind sicher kein Pappenstiel, aber jeden Cent wert. Zumindest meinen das die Eltern in den USA, die ihre computersüchtigen Kinder dort massenweise ins Therapiezentrum „restart“ schicken, wenn Sie sonst keinen Ausweg sehen, um sie wieder ins normale Leben mit normalen Sozialkontakten zu bringen.
Immerhin kriegen Sie dafür den totalen Entzug: Kein MP3-Player, kein Handy, kein Laptop, kein PC, keine Spielekonsole und kein Internet, ja, richtig gehört, KEIN Internet. Korrekt, das bedeutet, keine emails, keine SMS, kein Twittern, kein Solando.
Lohnt sich doch für Sie, um Sie von Ihrer Computersucht zu befreien. Und die 10.000 Euro machen Sie doch locker locker, bei ihrem Verdienst!! Was arbeiten Sie noch mal? Oh, Spielesoftwareentwickler? Oooops.

Montag, 07. September 2009

Beepworld.de - NEWSLETTER #166 vom 04.09.09

Von thofi, 14:13

VORWORT

Wer von den vielen Millionen Internetusern hat schon mal den großen Betrug erlebt, wem sind die über das Netz eingegebenen Konto- oder Kreditkartendaten missbraucht worden? Anders als man überall lesen kann, passiert das statistisch zwar häufig, aber dem Einzelnen selten. Was aber nahezu jeder schon mal erlebt hat, sind die vielen kleinen Tricks von manchen Providern. Meist handelt es sich nur um kleine Beträge, aber vor allem ärgerlich, weil man für dumm verkauft wird. Die Beträge sind zu klein, um damit vor Gericht zu ziehen, und das scheint das Kalkül zu sein. Eine kleine Auswahl meiner eigenen Erfahrung der letzten paar Wochen gefällig?

- Deutscher Vodafone UMTS Datenstick genutzt in Österreich: Es werden 24 Stunden Laufzeit zum Festpreis angegeben, keine weitere Einschränkung genannt. Nach ca. 8 Stunden sind die 24 Stunden um mit der Begründung „Ihre 50MB sind verbraucht“. Gut, dass Vodafone von dieser Datenvolumenbeschränkung wusste, ich als User erhielt dazu vorher keinen Hinweis, oder stand da was dazu in den vielen kleingeschriebenen Seiten der AGB?.

- Vodafones tolles Reiseversprechen für deutsches Handy in Austria: „Willkommen in Österreich. .. Für Anrufe nach D zahlen Sie Minutenpreise wie zuhause +75 Ct/Anruf. .. Ankommende Anrufe ebenfalls 75Ct/Anruf.“ Ich bin hellauf begeistert ob dieser Großzügigkeit, wenn man mal die Strafgebühr von 75 Cent selbst für einen 1 Minutenanruf vergisst.

- A1 (mobilcom) Sim in meinem österreichischen Handy: Ich rufe damit gelegentlich mein deutsches Handy an, weil ich auf dem Display meine österreichische Handynummer anzeigen lassen will, wenn ich sie vergessen habe, hebe aber natürlich nicht ab. Trotzdem werden mir jedes Mal 45 Cent abgerechnet. Lapidare Antwort auf meine schriftliche Beschwerde bei A1: Wir können kein Problem mit Ihrer Abrechnung feststellen. Heißt übersetzt: Diesen Trick haben wir doch schon immer so gemacht.

- 1&1 Mitteilung an alle Domainpaketkunden: „Im Zuge der Paketaufwertung ändert sich der Preis für alle Verträge Ihres Tarifes "1&1 Internet-Adresse" auf je 3,99 EUR/Monat (inkl. MwSt.). Preisänderungen treten jeweils mit der nächsten regulären Abrechnung in Kraft - frühestens jedoch ab dem 01.10.2009. Sie können dieser Vertragsänderung und der einhergehenden Zusatzleistung innerhalb einer Frist von 4 Wochen schriftlich widersprechen.“
Wie, 1&1 kündigt einseitig den Vertrag mit dem Kunden und der Kunde kriegt den doppelten Preis aufgebrummt, wenn er nicht ganz schnell schriftlich kündigt? Wegen 3,99 Euro im Monat einen Anwalt bemühen? Macht ja keiner und das weiß 1&1.

Ob sich der Vertrauensverlust aufwiegen lässt durch die paar Euro mehr, die manche Provider dem Kunden mit diesen kleinen Tricks aus den Rippen pressen, wage ich ernsthaft zu bezweifeln, meint euer thofi

GLOSSE

Ich weiss, ja, Sie haben es schon vorher gewusst. Noch vor der ARD, vor dem ZDF, ja sogar vor dem Bundepräsidenten. Sie wussten, dass Horst Köhler sein Amt behalten würde, noch bevor er selber es erfuhr, Sie kannten den Ausgang der Europawahl und zuletzt das Ergebnis der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und im Saarland, noch bevor die Wahlurnen geschlossen wurden. Wer hat Ihnen das nur zugezwitschert? Klar doch, Twitter hat mal wieder gezwitschert, wie so oft, weil diejenigen, die die Befragung der Wähler direkt nach dem Urnengang am Wahltag ausgewertet haben, mal wieder nicht die Finger ruhig halten konnten und gleich alles auf ihr Handy der gierig wartenden Twittergemeinde zugeführt haben, und damit die ersten Wahlprognosen um über eine Stunde bei gleicher Genauigkeit abgehängt haben.
Sie wollen aber noch früher das Wahlergebnis wissen, um mit Ihrem ausgeprägten Mitleidsgefühl den Minderheitsparteien wie der SPD im letzten Moment doch noch Ihre Stimme zu schenken? Oder vielleicht noch viel früher? Tage früher? Ja, wozu wählen Sie denn dann überhaupt noch, wozu wählt denn da die ganze Republik noch? Twitter mit ein paar Tausend zufällig ausgewählten Wählern weiss es doch schon vorher mit wenigen Prozentpunkten Ungenauigkeit. Oder wissen Sie was, wir verzichten sogar auf Twitter und ziehen wie beim Lotto die diesmaligen Wahlsiegerparteien, unter Aufsicht eines Notars natürlich. Zu viel Zufall für Ihren Geschmack? Dann eben noch gerechter, wir bestimmen im Rotationsverfahren alle 4 Jahre andere Parteienkombinationen als Wahlsieger. Und das überraschende, es würde sich nichts Grundlegendes an der Politik ändern. Ja, nu weisse bescheid, aber jeder, nicht nur Sie.

Samstag, 01. August 2009

Beepworld.de - NEWSLETTER #165 vom 01.08.09

Von thofi, 11:17

VORWORT

Während in diesen Tagen fast alle, die es sich leisten können, den Bauch in südlichen Gefilden in die pralle Sonne strecken, das Handy ausgeschaltet, den Laptop mit leerem Akku in die Ecke verbannt und die Armbanduhr abgestreift haben, kennt die Computerwelt keine Pause.
Was flüstert man sich im Netz aktuell so zu? Noch im letzten Jahr hat Yahoo stolz Microsofts Angebot über 40 Mrd. Dollar abgelehnt, jetzt zeigt sich die neue Yahoo Chefin Bartz weniger spröde und stimmt einer engen Zusammenarbeit mit Microsoft bei Suchmaschinen und Onlinewerbung zu. Microsofts Bing wird nun die alleinige Suchmaschine für die Yahoo-Seiten sein. Yahoo wird dafür exklusiv den Vertrieb für alle Online-Suchanzeigen für Premium-Kunden beider Firmen übernehmen. Während sich Microsoft auch mit dem missglückten Betriebssystem Vista eine ordentliche Delle in den Umsätzen (- 6%) und beim Gewinn (-32%) holte und erstmalig einen groß angelegten Arbeitsplatzabbau verkünden musste, hatte sich Yahoo schon vorher nur durch einen harten Sparkurs vor dem Komplettabsturz mit jetzt „nur noch“ -13% Umsatzrückgang retten können. Mir fällt dazu ein: Wenn ein Blinder und ein Lahmer sich zusammentun wird daraus noch längst kein Supermann.
Wenn dem Quasi-Monopolist Google dadurch aber Konkurrenz, wenn auch von anderen – schwächelnden - Monopolisten, erwächst, ist der Versuch positiv zu bewerten. Das kommerzielle Internet ist ohnehin längst von Großkonzernen und Monopolisten beherrscht und diktiert deren Preise. Es existiert nahezu parallel zur freien Amateurszene, die ihre Inhalte gratis im Netz anbieten. Nicht immer ist letzteres nur Schrott, der massenweise das Netz verstopft. Hoffen wir, dass sich die Gewichte im Internet nicht weiter zugunsten von Google, Microsoft, Yahoo, United Internet und Co. verschieben.
Beepworld mit seiner Community stellt da als kundennahes Familienunternehmen ein tapferes gallisches Dorf dar, das sich gegen die übermächtigen Römer behauptet, und das seit 10 Jahren, im Netz eine Ewigkeit. Und wir sind uns sicher, dass wir auch in den nächsten 10 Jahren nichts zu befürchten haben, außer dass uns der Himmel auf den Kopf fällt, meint euer thofi

GLOSSE

Ist das nicht nett? Da sollten Sie sich aber bedanken. Bei wem? Na bei der Regierung, wegen des Gesetzes zur Kinderpornosperre, das gerade im Bundestag verabschiedet wurde. Nein, nicht weil ihr streitsüchtiger Nachbar jetzt davon abgehalten wird, sich Kinderpornos im Netz anzuschauen, sondern weil mit Hilfe der Regierung sein Konto geplündert werden, und er deshalb nicht mehr so boshaft am Gartenzaun stehen und Sie braungebrannt fragen kann “Na Herr Nachbar, wieder mal auf Malle gewesen? WIR waren ja gerade auf Kreuzfahrt in Alaska.” Das Geld hat er dann nicht mehr, weil ihm Hacker per Phishingseiten sein Bankkonto leer geräumt haben. Sie gönnen das ihrem Nachbarn zwar, aber verstehen nicht so ganz, die Regierung, Kinderporno, Nachbar, Phishing? Na ist doch ganz einfach. Hacker haben schon jetzt auf das neue Gesetz verstärkt reagiert und freie DNS Server angeboten, die erlauben, dass man ohne IP Spuren zu hinterlassen im Netz surft und damit auch trotz Sperren auf Kinderpornoseiten kommt. Da ihr Nachbar das bestimmt macht, fällt er auch auf die Umleitung vielgenutzter Seiten durch diese freien DNS Server auf Hackerseiten rein, die den Originalseiten wie Deutsche Bank usw. täuschend ähnlich sehen. Mit den gephishten Daten wird sein Konto abgeräumt, und ihr Nachbar hat kein Geld mehr für Alaska, vermutlich nicht mal mehr für Mallorca. Wenn Sie natürlich auf gute nachbarliche Beziehungen aus sind, könnten Sie ihm ja einfach sagen, dass er einen der vielen DNS Server von Deutschen Unis nutzen soll, die nämlich nicht der BKA-Blockade unterliegen. Aber dann steht ihr Nachbar wieder am Gartenzaun und prahlt ..

Montag, 22. Juni 2009

Beepworld.de - NEWSLETTER #164 vom 22.06.09

Von thofi, 17:54
VORWORT:

Wie wurden früher eigentlich Revolutionen organisiert ohne das Internet, ohne Twitter, youtube und Facebook? Vielleicht scheiterten deshalb auch so viele. Scheitern kann sie immer noch, die Revolution im Iran. Wir haben in diesen Tagen die einmalige Möglichkeit, einer Revolution beim Werden, dem making of, zuzuschauen. Begonnen als Protest gegen Stimmenraub bei der offensichtlichen Wahlfälschung durch den herrschenden Präsidenten, entwickelt sich ein Volksaufstand gegen eine faktische Diktatur und für das Selbstbestimmungsrecht der Menschen, Kernforderungen für jede Demokratie.
Was die Machthaber im Iran durch völliges Verbot der Berichterstattung durch ausländische Journalisten und zeitweisem Abdrehen von Handy-Netzen mit allen Mitteln versucht haben zu verhindern, ist ihnen beim Internet nicht gelungen. In youtube können wir auf Hunderten von Amateurvideos den Aufstand, die Brände, die Prügelorgien und die Schüsse auf Demonstranten life verfolgen und per Twitter als Follower in Stakkatosatzfragmenten unmittelbar von den Ereignissen auf den Straßen Teherans erfahren.
Ein würdevoller, kraftvoller Vorgang, die Faszination der Demokratie zu erleben, die Menschen dazu bringt, sich gegen die volle Staatsgewalt unter akuter Lebensgefahr aufzulehnen. Was für ein Kontrast, wenn man die jämmerliche, mutlose Beteiligung von 43% an der gerade gelaufenen Europawahl vor Augen hat,
bedauert euer thofi

GLOSSE

Sie sind doch ein Fan von sozialen Gemeinschaften, wollten schon immer dazu gehören, zu einer großen, bedeutenden Gruppe. Jetzt gehören Sie dazu, zu den 150 Mio. weltweit, zu den 50.000 täglich. Naja, nicht Sie persönlich, aber Ihr PC. Aber versklavt haben Sie ihn. Sie haben doch die email angenommen, sozusagen das Trojanische Pferd zur Haustür reingelassen, indem Sie die angehängte .exe, .com oder .bat Datei geöffnet haben. Und seither erhalten viele Millionen Menschen von Ihnen emails. Wie, davon wissen Sie nichts? Haben Sie sich noch nie gewundert, dass Ihr PC auch dann im Internet rödelt, wenn Sie Ihm eigentlich nichts zu tun gegeben haben? Sie wissen auch nichts davon, dass Ihr PC regen Kontakt zu dem Programmierer des Trojaners hat und sich dort immer wieder neue Aufgaben und Empfängeradressenlisten abholt?
Gratuliere, damit gehören Sie wirklich einer großen Community an, den rund 150 Mio. unwissenden Menschen weltweit, deren PC´s bereits von der Spammafia gekapert wurde und für deren Spambotarmee rekrutiert wurde.
Sagen Sie jetzt nichts, lassen Sie z.B. das Gratisprogramm gmer.exe sprechen, ob Ihr PC tatsächlich schon der Armee angehört.

Freitag, 05. Juni 2009

Beepworld.de - NEWSLETTER #163 vom 05.06.09

Von thofi, 18:18

VORWORT

Innerhalb von 4 Tagen waren die notwendigen 50.000 Stimmen in Netz zusammen. Familienministerin Ursula von der Leyen, wenig liebevoll im Netz „Zensursula“ genannt, hatte ein Gesetz zu Kinderporno-Sperren im Internet geplant. Jetzt kann der Gesetzesvorschlag vorerst nicht ratifiziert und muss im Petitionsausschuss des Bundestags behandelt werden.
Ein Sieg der Cyberlibertianer gegen den inkompetenten Staat, der das wilde, grenzenlose, unabhängige, regellose freie Internet auf die im Netz als Zwergenmaß empfundene analoge Zivilisation zurück stutzen will?
Oder stemmt sich der Staat gegen die Macht einer gesetzlosen Parallelwelt, die im rechtsfreien Raum des Internets die Utopie einer egalitären Gesellschaft ohne verordnete Autoritäten und Gesetze leben will?
Jetzt erst, gut 20 Jahre nach Gründung des Internet, ist die überfällige Diskussion über die Auswirkungen der grenzenlosen Freiheit und Konsequenzen im Internet voll entbrannt.
Der Staat hat bei seinem Versuch, dem Internet jegliche Utopien auszutreiben, starke Verbündete aus einer Ecke, von der man es nicht vermutet hätte: viele Kulturschaffende, Autoren, Journalisten und Künstler, die die Lufthoheit der Laien über die Inhalte des Netz 2.0 verabscheuen. Die als gottgegeben empfundene Ordnung, wir hier die kreativen Kulturschaffenden, ihr dort die tumben passiven Kulturkonsumenten, wird durch die bloggende Verwaltungsangestellte Gabi und den Tankwart Udo, der selbst gedrehte Videos auf youtube hoch lädt, kräftig durcheinander gewirbelt. Übersehen wird dabei leicht, dass die Laien damit eine soziale, nicht künstlerische Tätigkeit ausüben. Es fehlen die Kunstabsicht und Qualitätskriterien. Letztere gehören nicht mehr zum Bildungskanon, sondern mendeln sich im Netz heraus. Steuerungsgröße dieses evolutionären Vorgangs ist die Anzahl der Follower, Leser, Klicks.
Mit nationalen Gesetzen gegen den Charme des sich selbst regulierenden Netzes ankämpfen zu wollen, Gesetze, die flächendeckend ohnehin nicht zu überwachen sind und zudem noch ausländische Anbieter begünstigt, senkt die Schwelle zum generellen Gesetzesverstoß. Das Netz kann aber einen Gruppendruck ausüben, der mächtiger als jedes Gesetz ist. Und wenn dieser öffentliche Druck schon nicht das Anbieten von kinderpornografischem und urheberrechtlich geschütztem Material verhindern kann, so zumindest teilweise die Nachfrage. Zum Aufbau dieses Gruppendrucks können wir alle, die gegen staatliche Eingriffe in die Freiheit des Internet sind, beitragen durch eindeutige Meinungsäußerungen in Foren, Blogs und Chats, meint euer thofi

GLOSSE

Sie sind erkannt, entdeckt, enttarnt. Nein, leugnen macht jetzt alles nur schlimmer. Gestehen wollen Sie? Ihren IM wollen Sie mir verraten? Ich bitte Sie, mich interessieren nur Einzelschicksale, keine Massenphänomene. Nein, entdeckt habe ich Sie durch Ihre emailadresse, bei Hotmail oder Yahoo! Und dann noch wohnen Sie in Berlin oder Bremen und sind männlichen Geschlechts!! Wie können Sie nur. Aber verraten hat Sie dann letztendlich Ihre Gewohnheit, nach Mitternacht im Netz zu surfen. Statistisch gesehen prellen Sie mit 41 %iger Wahrscheinlichkeit gerade jetzt, um 0.23 Uhr, einen online Händler um sein Geld. Es wird Ihnen ja auch so leicht gemacht, im anonymen Netz. Wenige Klicks genügen, Ware bestellt, Ware kommt. Wieso bezahlen? Den Verlust kann der Händler doch ohnehin von der Steuer absetzen. Aber, die Rettung Ihres schuldlosen Gewissens ist nahe. Sie werden bald keine Gelegenheit mehr haben, jemanden im Netz zu prellen und werden noch dazu gebracht, etwas für das Verständnis der Generationen zu tun. Mit diesen vier Risikofaktoren lässt Sie ohnehin kein online Händler mehr bestellen und Sie können sich von Ihrer Oma zeigen lassen, wie das geht, das Einkaufen, so mit Korb, auf den Markt und ins Warenhaus, Geldbörse zücken und real bezahlen.

Mittwoch, 13. Mai 2009

Beepworld.de - NEWSLETTER #162 vom 13.05.09

Von thofi, 14:14

VORWORT

Sich im Internet dauerhaft als Unternehmen zu behaupten ist etwa so wie freihändig stehend auf einer Achterbahn viele Runden bei vollem Tempo zu überstehen. Viele sind abgestürzt. Wer spricht heute noch von Compuserve, einer der Pioniere oder gar von Lycos? Yahoo ist auf rasantem Weg nach unten und AOL, war da was? Und dann war da doch mal der hochgerühmte börsennotierte Intershop, dessen junger Gründer mit Helmut Kohl auf Politikreise gehen durfte?

In Zeiten des ubiquitären Internets sind so manche Startups schnell aufgestiegen und viele noch schneller abgestürzt. Youtube und Twitter mögen ja täglich -zig Millionen Nutzer weltweit haben, Facebook 200 Mio. Mitglieder, aber bei diesen gigantischen Ausgaben für Server, Traffic und Service aus dem gratis Internet die notwendigen Einnahmen zu ziehen, das ist all diesen Bigshots noch nicht gelungen. Wer clever war, ist rechtzeitig an die Börse gegangen oder hat zum günstigen Zeitpunkt verkauft und anderen das Problem der Einnahmengenerierung überlassen. Die Kölner Samwer-Brüder, Gründer von Alando und Jamba, waren da besonders erfolgreich und haben 100 Mio. DM bzw. 270 Mio. US Dollar eingesackt.

Seinen zehnten Geburtstag in dieser heißen Branche feiern zu können, und dabei die Zukunft noch vor sich zu haben wie jetzt Beepworld zählt schon etwas.
Beepworld kennen zwar die meisten Jugendlichen, ist aber als Familienbetrieb eher nicht interessant für die Investoren, die spätestens innerhalb von 3 Jahre ihren Einsatz vervielfacht haben möchten. Deshalb nannte Spiegel online Beepworld ja unlängst auch den „hidden Champ“.

Knapp 16 Jahre erst war David Finkenstädt jung und noch Schüler, als er 1999 aus Faulheit den kostenlosen Homepagebaukasten www.Beepworld.de gründete, um nicht dauernd einzelne Homepages für Freunde erstellen zu müssen. Dass daraus einmal 3,7 Mio. Mitgliederseiten werden würden, ahnte er damals sicher nicht. Jetzt ist David 25 und kann nach 10 Jahren auf 3,7 Mio. private und gewerbliche Mitgliedsseiten in Deutschland, Österreich, Schweiz, Commonwealth, Italien und Polen zurückblicken. Professionelle Onlineshops und eigene Domains gehören ebenso zum erweiterten Angebot wie die Möglichkeit, sich genauso einfach ein eigenes Weblog zu erstellen. Wer Freunde sucht und Freundschaften pflegen möchte, ist bei Beepworlds sozialem Netzwerk www.yourfriends.de als Teil des Metanetzwerks www.Solando.net gut aufgehoben. All diese Dienstleistungen bietet Davids Unternehmen auch anderen als „White Label“ Lösung an. Große Umfragepanel für Online-Marktforschung rundet die Leistungspalette ab.

Beepworld ist es als eine der wenigen Internetplattformen gelungen, sich von der Abhängigkeit von Werbeeinnahmen zu befreien und über Mitgliedsgebühren ein solides Standbein zu schaffen, was sich angesichts eines stagnierenden online Werbemarkts als enormer (Überlebens-)Vorteil erweist.
Wachstum ist vor allem noch im Ausland möglich. Deshalb werden noch Franchisenehmer in weiteren großen Sprachräumen gesucht.
Aber immer schön einen soliden Schritt nach dem anderen, dann kann einem auch die Wirtschaftskrise wenig anhaben. Wie heißt es so schön bei den Amis „If you want to get everything - you end up with getting nothing“, meint euer thofi

GLOSSE

Wie, Sie haben noch immer ein Bankkonto? Aber ich bitte Sie, in welchem Entwicklungsland leben Sie denn? Das ist ein ganz einfaches Rechenexempel, und wenn Sie schon an veralteten Systemen hängen, rechnen werden Sie doch wohl können: Schauen Sie doch z.B. mal nach Indien. Da ist man Ihnen weit voraus und nutzt das Handy als mobiles Bankkonto. 450 Mio. Menschen unterhalb der Armutsgrenze ohne Chance, jemals eine Bank von innen sehen zu dürfen, aber 300 Mio. davon haben ein Handy. Weltweit gibt es rund 4 Mrd. Handys, um Zehnerpotenzen mehr als es Bankkontos gibt. 1.3 Mrd davon tragen das Logo von Nokia. Also nur logisch, dass Nokia sich am mobilen Bezahldienst Obopay beteiligt hat, der es Kunden erlaubt, Geld untereinander bargeldlos per Handy über SMS oder email zu transferieren und damit z.B. Rechnungen zu begleichen. Und nein, es ist kein Zufall, dass Obopay in Redwood City in Kalifornien gegründet wurde, einem anderen Land mit einer stark wachsenden Anzahl armer Menschen, die sich kein Bankkonto leisten können.

Donnerstag, 23. April 2009

Beepworld.de - NEWSLETTER #161 vom 20.04.09

Von thofi, 11:09

VORWORT

Keine 14 Jahre alt und schon hat es unsere Gesellschaft weltweit revolutioniert: das Internet. Rund 1,5 Mrd. Menschen sind auf unserem Globus bereits online, knapp ein Viertel der Weltbevölkerung. Wie würde jemand, der Anfang der neunziger Jahre ins Koma geriet und erst jetzt aufgewacht wäre, die Welt wahrnehmen?
Filme und TV sehen, Musik und Radio hören? Internet PC anschalten, denn es gibt doch Youtube und itunes. Zum Einkaufen vor die Tür? Nein, dank Amazon. Auto oder Haus kaufen oder verkaufen? Mit Auto- oder Immoscout24 geht´s ohne einen Tropfen Benzin dafür verfahren zu müssen.
Behördengänge, Steuererklärungen? Online, Dank Elster und Co. Zum Partner Kennenlernen in die Disko? Zu verraucht. 1,8 Mio. Einsame haben einen Partner bereits über online Datingservices gefunden. Briefe schreiben, eintüten, Briefmarke drauf und ab zum nächsten Postkasten? Quatsch, Emails per Internet!
Reisen buchen? Online PC statt im Reisebüro eine magere Auswahl vorgesetzt zu bekommen dank opodo.de, Lastminute.de o.ä. Telefonieren, Freunde wiedersehen? VoIP und Skype mit Webcam ersetzen den Gang vor die Tür und den Griff zum Hörer.
In Urlaubserinnerungen schwelgen und den Freunden Fotos und Videos zeigen? Das geht doch mit Fotoblogs und Youtube ganz ohne einen Berg Kartoffelchips spendieren zu müssen.
Für Überweisungen zur Bank tigern? Online Banking heißt das (riskante) Zauberwort. Roulette oder Pokern? Die Spielhöllen haben ihren Sitz auf Aruba und Cayman Inseln, von dessen Schönheiten der online Spieler aber wenig mitbekommt.
Geschäftstreffen mit Businessfreunden? Personal rekrutieren? Mit Urlaubsbekanntschaften im Kontakt bleiben? Facebook mit 200 Mio. Mitglieder erspart uns viel Geld für lästige Besuchsreisen. Ob die Rechnung allerdings auch für die Facebook-Eigner aufgeht ist eher zweifelhaft. Riesige Ausgaben für immer neue Server & Personal stehen kaum nennenswerte Einkünfte aus Werbung und Premiummitgliedschaften gegenüber.
Die Welt von oben, von unter Wasser, der Flug in den Weltraum, zum Mond und Mars? Google erspart das Flugtraining. Bücher lesen? Statt in verstaubten finsteren Bibliotheken zu hocken am heimischen PC alle Bücher der Welt gratis auf Google lesen. Museen und Gemäldegalerien besuchen? Gratis auf Google klicken. Google earth beherrscht die Erde, der Mutterkonzern das Internet. Immer mehr Informationen liegen in der Hand immer weniger Unternehmen, die spätestens mittelfristig damit Geld machen wollen und sie werden es, weil sie es können. Denn auf den Informations- und Dienstleistungskanal Internet kann die Welt nicht mehr verzichten, so wenig wie der Junkie auf die tägliche Spritze,
meint euer thofi

GLOSSE

Halt, stopp. Nicht. Legen Sie sie wieder hin, die Gabel, oder wollen Sie eine Patentverletzungsklage riskieren? Das Schweinesteak ist aber doch gerade so saftig und so zart? Oh, oh, das schmeckt nach Monsanto-Patent. Dann eben Gemüse, denken Sie? Der besonders vitaminreiche Brokkoli, die unmatschbaren Tomaten oder Salatköpfen mit den zusätzlichen Blättern? Stooop. Patente drauf. Na, dann eben Milch, die cremige, die sich besonders gut zur Joghurt-Herstellung eignet? Ja wollen Sie sich denn um Kopf und Kragen essen? Überall sind Genvarianten beteiligt, auf die Monsanto, Newsham Choice Genetics und Co. Patente eingereicht haben, für das Rind sogar 260.000 Genvarianten laut Greenpeace. Vor dem Europäischen Patentamt EPA, und diese ist dabei, die Patente auch tatsächlich zu erteilen.
Was denn Schweine in dieser Computerglosse zu suchen haben, fragen Sie sich, während Sie an einem patentfreien Glas Wasser nuckeln? Der Vordenker für freie Software und Gründer der Free Software Foundation, Richard Stallman, sieht in beiden Fällen den Verbraucher betroffen, also Sie und mich. Die EPA hat bereits zehntausende Softwarepatente unter dem irreführenden Begriff "computerimplementierte Erfindungen" zugelassen und bedroht damit zunehmend kleine und mittelständische Softwareschmieden in iIhrer Existenz, die zwangsläufig bereits vorhandene Codezeilen verwenden müssen, wenn sie das Programmieren nicht völlig neu erfinden wollen.
Und Sie, nachdem ich Sie vom Essen abgeschreckt habe, sollten jetzt gut aufpassen, wenn Sie auf der Tastatur ein paar Zeilen HTML oder Pearl Code zurecht zimmern. Erst einige tausend Patentschriften lesen um sicher zu gehen, dass Sie damit kein, meist amerikanisches, Patent auf irgendein Softwareschnipsel verletzen. Sonst erhalten Sie zuhause Besuch von teuren amerikanischen Anwälten in noch teureren Anzügen. Vielleicht lassen die sich ja ein Schweineschnitzel von Ihnen servieren. Sie wissen schon, das besonders zarte, saftige.

Mittwoch, 22. April 2009

Beepworld.de - NEWSLETTER #160 vom 23.03.09

Von thofi, 11:06

Vorwort

Und wieder ein tödlicher Amoklauf an einer Schule, wieder ein männlicher, einzelgängerischer Jugendlicher der Täter, der am Vorabend seiner Tat FarCry 2 auf seinem PC gespielt hat, und wieder die Diskussion, ob Computerspiele für diese realen Gewaltexzesse verantwortlich gemacht werden können. Rund jeder zweite zehnjährige Junge spielt Computerspiele, die erst ab 18 freigegeben sind, also ein weitgehend erwachsenes Gehirn mit reifer Moral und entwickeltem Charakter voraussetzen. Trotzdem liegen zwischen dem Amoklauf in Winnenden und dem in Bad Reichenhall 10, und dem in Erfurt 7 Jahre. Die Gemeinsamkeit der Täter ist nicht die extensive Computerspielpraxis sondern alle drei waren geübt im Umgang mit realen Waffen durch Mitgliedschaft in Schützenvereinen.
Primär muss also beim zu leichten Zugang Jugendlicher zu realen Waffen angesetzt werden, um künftige Amokläufe zu verhindern.
Und doch sind damit die Computerspiele nicht aus dem Schneider. Ich erlebe in meiner privaten Umgebung bei viel zu vielen Kindern und Jugendlichen eine "Medienverwahrlosung", die unbedingt gestoppt werden muss. Alles, was im Übermaß genossen wird, führt zur Abstumpfung, bei Erwachsenen, mehr noch aber bei noch nicht fertig entwickelten Gehirnen von unter 18-jährigen: Seien es Tötungsorgien auf Videos, harte Pornos, die mittlerweile völlig frei im Internet zugängig sind, oder eben Gewaltvideospiele. Abstumpfung birgt die größte Gefahr, da die Gefühle und Leiden des Beobachteten, ob echt oder gespielt, diese Menschen nicht mehr erreicht.

Dieser Medienverwahrlosung der Kinder und Jugendlichen entgegenzuwirken ist nun einmal primär die Aufgabe des Elternhauses und nur indirekt die des Staates, z.B. durch vermehrtes Angebot von Ganztagesschulen und kostenlosen Freizeitstätten. Viele Eltern fühlen sich mit ihrer Aufgabe überfordert und sagen, dass sich ihr Kind nichts mehr verbieten lässt. Natürlich lässt es sich von Eltern nichts verbieten, wenn es nicht auf der anderen Seite gelernt hat, dass die Eltern ihnen auch etwas aktiv erlauben und Alternativen zum Medienkonsum bieten. Ein ständiges „Nein“ in der Erziehung führt ebenfalls zur Abstumpfung und erreicht die Kinder, die Jugendlichen nicht mehr,
befürchtet euer thofi

Glosse

Zu spät, um Jahre zu spät kommt das für Sie. Schade eigentlich, denn Sie hätten es perfekt gebrauchen könnten, klar, damals, als ihre Kinder noch klein waren. Aber wieso eigentlich zu spät? Auch jetzt, wo ihre lebenslustige jüngere Frau durchaus noch knackig ist, und bei Ihnen, Verzeihung, höchstens noch die Gelenke knacken, da könnten Sie es einsetzen.
Ihrer Frau dienen Sie es als ultramodernes Armband an, legen es ihr an, bevor Sie zu einem Plausch mit ihrer Freundin aufbricht, und Sie tragen aus Solidarität gleich eins mit. Dass Ihres gelegentlich piepst und blinkt bekommt sie ja gar nicht mit, denn das tut es ja nur, wenn Sie sich aus einem gewissen, von ihnen vorgegebenen Radius entfernt. Die Richtung und Entfernung, in die sich die Beste aller Ehefrauen begeben hat, zeigt ihnen ihr Armband auch noch an. Sie können ihr damit unauffällig folgen und einen entfernten Blick wagen - auf den 3-Tagebart des lächelnden Gegenübers ihrer Frau beim Cafe Latte schlürfen. Jetzt können Sie wirklich stolz sein auf ihre Frau, welche elegante Erscheinung, wie weiblich sie wirkt, und wie sie ihr Gegenüber, wohl ihre Freundin, anstrahlt, die doch da eher recht unweiblich und herb männlich aussieht.

Vielleicht hätte ich Sie ja vor zweckentfremdeter Nutzung warnen soll. Denn das Funkarmband wurde ja eigentlich entwickelt, um Eltern zu helfen, ihre Kinder an überlaufenen öffentlichen Orten wie Einkaufszentren, Kinderspielplätzen oder Badestränden nicht zu verlieren. Zu kaufen ist es von der Limal GmbH für 59,90 Euro.
Doch nicht zu spät und auch nicht zu teuer für Sie. Eine Scheidung ist deutlich teurer.


Dienstag, 10. März 2009

Beepworld.de - NEWSLETTER #159 vom 08.03.09

Von thofi, 10:32

VORWORT

Präsident Obama tut´s und viele Millionen weltweit tun´s mit ihm, angeblich bereits 90.000 in Deutschland. Die Welt twittert wie das Gewitter. Die neueste Killerapplikation fürs Handy ist geboren.
In Zeiten, wo sich so langsam auch die Blauäugigsten fragen, ob ihre unzähligen im Internet kursierenden Daten nicht irgendwo an einer Stelle zusammengeführt werden und ihn für jeden, der dafür zahlt, völlig nackt da stehen läßt, muss man sich doch fragen: Was bringt erwachsene Leute dazu, andere mit maximal 140 Zeichen übers Internet oder gleich durch´s Handy ständig über ihre momentanen Aktivitäten auf dem Laufenden zu halten „Ich stehe gerade an der Käsetheke und frage nach 100g Appenzeller“. Und schlimmer noch, was bringt erwachsene Leute dazu, kontinuierlich wissen zu wollen, was ihre Freunde, Verwandte oder sogar wildfremde User gerade machen und wo die sich gerade befinden? „Gut zu wissen, dass du gerade an der Käsetheke stehst. Ich warte momentan an der Fleischtheke, aber 5000 km entfernt“.
Als wären die Datenkraken wie Google, Amazon und Microsoft nicht gründlich genug, liefern Twitterer jedem, der es wissen will ihre sehr persönlichen Daten frei Haus.
Hypes kommen und Hypes gehen, könnte man sich trösten. Und wie so viele mitgliederstarken Seiten fehlt es auch bei twitter.com an einem kommerzialisierbaren Geschäftsmodell. Facebook immerhin glaubt an Twitter und hat den Gründern Chris Sacca und Biz Stone 500 Mio. USD in Facebook Aktien angeboten. Die wiederum glauben nicht an Facebook, bezweifelten die Werthaltigkeit der Aktien und lehnten dankend ab.
Wäre die Stasi heute auch noch offiziell und öffentlich aktiv, wäre sie mit Hilfe von Facebook, Twitter & Co ungleich erfolgreicher als vor 20 Jahren, als sie trotz eines riesigen Spitzelapparats den Zusammenbruch der DDR weder voraus sehen noch verhindern konnte,
meint euer thofi.

 

GLOSSE

Nein, das darf ihr Arbeitgeber natürlich nicht. Tut er in der Regel auch nicht weil er es selten kann, rauszukriegen, was Sie denn nun für ein Wehwehchen hatten. Dabei waren Sie doch nur rein zufällig genau über die Faschingszeit krank geworden, und sahen wirklich schwer angeschlagen aus, als Sie Aschermittwoch wieder im Büro erschienen. Aber kein Problem: Attest herbeigeschafft, jeden Verdacht ausgeräumt. Ärzte können es sich heute auch nicht mehr leisten, auch nur einen einzigen Kunden, äh, Patienten zu verprellen. Es sei denn, es kennt jemand einen, der kennt jemanden in der Praxis, der einen schnellen Blick auf ihre Akte wirft, und die Diagnose im Klartext weitergibt: „Hypochonder faschiniensis“. Doch bald vorbei sind solche gefährlichen Zeiten für Sie: die elektronische Gesundheitskarte, kurz eGK, kommt. Der Gesetzgeber hat seine Arbeit erledigt, und sie können ihre Gesundheitsdaten selber in die Tasche stecken. Nur zusammen mit dem elektronischen Heilberufsausweis z.B. des Arztes gibt sie ihr kleines Faschingsgeheimnis preis.
Ja, ich weiß, die Einführung der eGK wurde bereits vor längerem angekündigt. Aber erst hatten die Politiker Bedenken, dann die Techniker, dann die Ärzte, dann die Patienten und die allgemeinen Bedenkenträger ohnehin, und flugs waren 15 Jahre um.
Aber jetzt, jetzt geht es tatsächlich los. Wenn da nicht die Ärzte wären, die über die Anschaffungskosten des Lesegerätes & der Software klagen, und die selbsternannten Datenschützer, die die Datensicherheit bedenkend den Kopf wiegen.
Recht haben sie, nur eins ist noch unsicherer: Die bisherigen Karteikarten, die im Klartext für jeden lesbar ungeschützt in unverschlossenen Praxisschränken ihre gesamte Krankheitsgeschichte enthält, und eben auch ihre Diagnose: „Hypochonder faschiniensis“


   

Sonntag, 15. Februar 2009

Beepworld.de - NEWSLETTER #158 vom 13.02.09

Von thofi, 20:05

VORWORT

Wer ist noch nicht gemobbt worden in seinem Leben, als Schüler, Student, als Mitarbeiter? Schlimmer noch, wer kann von sich behaupten, noch nicht gemobbt zu haben, einen Mitschüler, einen Kollegen, meist nicht mit böser Absicht, eher als gedankenloser „Spaß“? Für die Gemoppten wächst sich Mobbing aber, wenn es häufiger geschieht, zum Dauerstress aus. Nur zuhause hat der Gemoppte Ruhe.
So aber war es, bevor das Internet als ideales Medium zum Mobben anderer entdeckt wurde. Jetzt dauert der Stress 24 Stunden an, 7 Tage in der Woche. Verunstaltete Fotos, abfällige Bemerkungen, verzerrte Berichte aus dem Alltag, von jedem jederzeit zu lesen. Ein Entrinnen gibt es nicht.

Mit dem "Safer Internet Day" am 10. Februar hat die EU-Kommission dem Cyber-Mobbing den Kampf angesagt. Sie will gemeinsam mit den wichtigsten Anbietern sozialer Online-Netzwerke Kinder und Jugendliche im Internet stärker schützen. Vorgesehen ist, dass unter Dreizehnjährige von sozialen Netzwerken im Internet ausgeschlossen werden, die Profile von Teenagern nicht mehr über Suchmaschinen auffindbar sein und dass Alarmbuttons installiert werden sollen, mit dem schnell und unkompliziert Missbrauch gemeldet werden kann.

Auch Beepworld erhält täglich teilweise erschütternde Mails, die um Hilfe gegen Mobbingseiten bitten. Unsere Firmenpolitik ist in diesen Fällen ganz einfach: Wir löschen oder sperren ohne Gnade Seiten, die andere mobben und geben bei Anfrage durch Behörden auch ohne zu zögern die Bestandsdaten des Mitglieds heraus, so dass es zur Rechenschaft gezogen werden kann.
Aber Mobbing im realen Leben kann nur jeder von uns individuell verhindern, in dem man aus der Riege der schweigenden Dulder aufsteht und zivilcouragiert dagegen anspricht,

meint euer thofi.

GLOSSE

Wie konnten Sie nur auf solche Abwege geraten? Autoseiten, Fußballseiten, na ja, auch mal ein wenig Schlüpfrigeres aus dem Internet, so abends, wenn ihre Frau bereits schläft, reden wir nicht drüber, haben wir Verständnis für. Aber dann jetzt dies: „Die Webseite, die Sie gerade aufgerufen haben, enthält kinderpornografische Inhalte!“ Bong, das sitzt tief, tief in den Datenspeichern der Kriminalpolizei, ab jetzt, ihre IP Adresse. Klar, wir glauben ihnen, dass Sie einfach einem Erotiklink gefolgt sind, der Sie in diese widerwärtigen Tiefen geleitet haben, aber glaubt Ihnen auch unsere Familienministerin? Solche Zugriffe sollen nach ihr gespeichert, Anbieter solcher Seiten das Internet mit Hilfe der Provider ganz gesperrt werden, sofern man ihrer wegen Sitz in Deutschland habhaft werden kann. Ansonsten soll zumindest der obige Warnhinweis eingeblendet werden, auf Basis einer schwarzen Liste, die die Provider untereinander abgleichen.
Den Internetzugang gänzlich zu sperren ist ja bereits für exzessive Nutzer von Tauschbörsen, Musik- und Filmpiraten und für illegale Glücksspiele in Diskussion.
Wenn das technische Modul zur kompletten Sperrung von Internetzugängen erst mal steht, hätte ich noch ein paar hilfreiche Vorschläge für die schwarze Liste, die endlich das Internet zu einer blitzsauberen, anständigen, politisch moderaten, aggressionsfreien sauberen Welt, geeignet für Kinder ab dem 3. Lebensjahr, werden lässt, fast wie das richtige Leben. Als da wären:

Schweinefleischverweigerer; männliche Iran- oder Syrienreisende; Kopftuchträgerinnen; alle Männer mit Vornamen Mohammed; Vollbartträger (Islamistenverdacht); alle Käufer von Rasensprenger; Unkraut-EX- Käufer(Rohstoff für Sprengstoff); Käufer von Flugsimulatoren (ich erinnere nur an den 11. September); alle Schuhträger (eine neuerdings beliebte handfeste politische Waffe gegen unliebsame Regierungschefs); Regierungskritiker generell, insbesondere die von links, rechts oder der intellektuellen Mitte; Titanicleser; Bastler (könnten sich ja Bombenbastler darunter befinden); Gürtelträger (Sprengstoffgürtel!!) sowie Erotikfilmliebhaber (Achtung, könnte explizite Bilder enthalten und den Fortpflanzungstrieb anregen; explizite brutale Tötungsfilme dagegen wie "The Passion of the Christ", „Shining“ usw. sind künstlerisch wertvoll und gehören selbstverständlich auf die weiße Liste).
Ja, wenn die Ministerin auf mich hören würde, könnten auch Sie nie mehr auf Abwege geraten und ihr Internetzugang bleibt ihnen - sicher.

Mittwoch, 21. Januar 2009

Beepworld.de - NEWSLETTER #157 vom 20.01.08

Von thofi, 20:01

VORWORT

Wann endlich ist es wieder Weihnachten? Die vielen spannenden neuen Geräte, die Anfang Januar auf der weltweit größten Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas gezeigt wurden, kann man sich eigentlich nur schenken lassen.
Als da wären: Laptops mit Quadcore-Prozessoren (4 Prozessorenkerne), so schnell, dass endlich auch das ressourcenfressende Vista auf Laptops eingesetzt werden könnte. Braucht aber nicht mehr, da der wesentlich ressourcenschonendere Vista-Nachfolger Windows 7 offenbar doch schon Ende dieses Jahres zum Einsatz kommen wird. Über das kurze erfolglose Leben des Megaflops Vista sollte dann ganz schnell der Mantel des Vergessens gedeckt werden.

Wer´s gerne kleiner aber länger hätte, der ist mit den neuen leichten Netbooks gut bedient. Über 6 Stunden Akkubetrieb, aber komplett ausgelegt auf das Internet. Die kleinere Tastatur stört da auch nicht mehr, denn der Touchscreen setzt sich auch bei den Portablen durch. Was uns zu den Bildschirmen bringt. Der 200 Hz LCD Fernseher erobert dieses Jahr die Wohnzimmer mit kristallklaren Bildern, preislich durchaus erschwinglich. Sony macht´s vor. Wer´s besonders groß mag: LED Beamer, die robusten Projektoren für das Heimkino, fallen unter die 500 Euro Marke. Und wer gerne schwarz sieht: Die neuen LED TVs mit Backlight glänzen nicht nur mit brillanten Farben und perfektem Schwarz, sondern sparen auch noch Strom, letzteres ohnehin ein großes Thema auf der CES.

Wer´s noch schärfer will, muss sich bis zum Herbst gedulden, wenn Sony und Samsung den ersten 30 Zoll OLED-TVs auf den Markt bringen. Dünn und biegsam wie eine Folie, aber scharf wie eine Nahaufnahme von Dolly Parton. Schon jetzt mal den Kleinkredit bei der Bank beantragen.

Einsparen kann man ja wieder bei dem Kauf eines der neuen Abspielgeräte für Blu-ray Scheiben, die so langsam unter den Taschengeldparagraphen fallen. TDK ist es gelungen, auf einer sechslagigen Scheibe 200 GB unterzubringen. Im Jahr 2010 sollen bereits 400 GB Scheiben auf den Markt kommen.

Aber der wirkliche Megatrend auf der CES ist die Vernetzung so ziemlich sämtlicher Gebrauchsgeräte mit dem Internet. Kühlschränke, Kaffeemaschinen, TVs und Kameras, und das Stromnetz nicht zu vergessen, per Handy aus dem Urlaub zu steuern. „Alle Geräte müssten künftig einen einfachen Zugang zu sozialen Netzwerken im Internet bieten und den Austausch von Inhalten ermöglichen“, sagte Sony-Chef Howard Stringer in der Eröffnungsrede.

Kühlschränke aller Welt, vereinigt euch, meint dazu euer thofi.

 GLOSSE:

Sagen Sie mal, haben Sie Ihr Auto falsch geparkt? Ihre Steuererklärung ein paar Tage zu spät abgegeben? GEZ Gebühren nicht bezahlt? Oder warum ist Ihr Internet gesperrt? Da schließen Sie einfach einen anderen Vertrag bei einem anderen Provider ab, meinen Sie? Denkste. Alle gegen einen, heißt die Devise dank schwarzer Listen. Zumindest in Frankreich, noch.
Aber sehen Sie schon das begehrliche Blitzen in den Augen unserer Bürokraten? Endlich ein Druckmittel, das zieht. Internet gesperrt, man könnte auch sagen: Lebensader durchtrennt, Arterius interruptus, ins Höhlenmenschzeitalter zurückgeworfen, gesellschaftlicher Tod, verordneter Autismus, kurz: Undenkbar, dann lieber das nutzlose Lan-Kabel um den Hals geschlungen und lange genug daran gezogen.
Wie denn jemand auf eine so grausame Idee kommen kann? Eine Französin war´s. Die Justizministerin. Sie möchte das französische Gesetzesvorhaben "Creation et Internet" durchpeitschen, das es erlaubt, Musikpiraten, die im Netz Songs oder Filme illegal downloaden, das Internet zu sperren. Ich bin dagegen, meine Tante ist dagegen, und die EU auch. Aber die Grand Nation Frankreich hört nicht auf uns.
Sie haben aber nicht im Netz illegal gesaugt? Aber ich bitte Sie, Sie kennen doch das Leben. Was technisch machbar ist wird auch gemacht, früher oder später. Und wenn die Behörden einmal das Instrument der Internetsperre in der Hand hält, dann.. Na sie wissen schon. Haben Sie schon ihr letztes Knöllchen bezahlt?

Sonntag, 28. Dezember 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #156 vom 24.12.08

Von thofi, 17:32

VORWORT:

Ein friedliches Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Neues Jahr, klar, wünschen wir Ihnen auch. Was wir allerdings von nicht wenigen Beepworld-Mitgliedern seit ein paar Tagen und Wochen per email erfahren, liest sich anders: „Bitte, sperren sie nicht unsere Homepage. Mein Mann ist plötzlich arbeitslos geworden, und Hartz IV wurde noch nicht überwiesen. Können Sie die Abbuchung nicht auf nach Weihnachten verschieben? Wenn wir jetzt noch unsere HP verlieren, weiß doch gar keiner mehr, dass es uns noch gibt. Denn Ausgehen können wir uns längst nicht mehr leisten.“
Willkommen bei der real existierenden Finanz- und Wirtschaftskrise, die weder Rücksicht auf dieses, und evtl. auch nicht auf das nächste Weihnachtsfest nimmt. Die ganze Welt ist in den letzten Wochen um Billionen ärmer geworden, und keiner weiß, wer das Geld jetzt hat. Keiner, lautet die Antwort, weil es vorher auch gar nicht in Scheinen und Münzen existierte, sondern nur als Zahlen im Computer. Die sind jetzt einfach etwas kleiner geworden.
Wer das nicht versteht, befindet sich in guter Gesellschaft. Auch die Banker und Politiker mussten zugeben, dass das System bis zum Kollaps keiner mehr so vollständig begriffen hatte.
Unsere anfangs zitierten Mitglieder verstehen nur eins: bezahlen müssen wie immer sie es, mit Ihrem Job, Ihrer Zukunft, Ihrem Seelenfrieden. Mit welcher überzeugenden Antwort ist Barack Obama doch gleich bis ins Weiße Haus gelangt? Change.
In diesem Sinne, ein friedliches Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Neues Jahr, wünscht euer thofi.

GLOSSE:

He, ja, Sie meine ich. Psst, aber keinem weitersagen. Ich habe eine ganz heißen Tipp für Sie. Aber erst mal eine Bestandsaufnahme: Ihr Aktiendepot? Ein Desaster. Ihre Immobilien in Florida? Unverkäuflich. Ihre Staatspapiere von Island? Staatsbankrott droht. Ihre Bankenpapiere von Lehman Brothers? Lehman who? Längst Geschichte, die Bank. Ihre Ehe? Ach so, nein, die tut hier nichts zur Sache.

Und jetzt kommt mein Angebot. Ich biete Ihnen eine Beteiligung an einem ganz hippen Unternehmen und nach nur 2 Jahren verzinst sich ihr eingebrachtes Geld bereits mit 2% vom Umsatz. Wie, Sie ziehen sich ihre Hose doch nicht mit der Kneifzange an? Na, nun werden sie aber mal nicht grob.

Andere haben bei diesen Konditionen mit Kusshand zugegriffen. Z.B. Microsoft, Sie wissen schon, dieses Unternehmen, das früher mal Weltmarktführer bei Software und Betriebssystemen war, bis Bill Gates dann Vista rausbrachte und andere Open Office, also in der grauen Vor-Google-Zeit. Microsoft hat sich 2007 an Facebook beteiligt, bei einer Firmenbewertung von 15 Mrd. US Dollar. Und Facebook macht mittlerweile 300 Mio. USD Umsatz, nicht etwas Gewinn, also 2% vom eingesetzten Kapital. Dagegen verzinst sich das Sparbuch wie ein Hochrisikopapier.
Dann waren da noch die anderen hippen Web 2.0 Unternehmen wie MySpace, und LinkedIn, und Jive, und YouTube und, und, und, die selbst ich Ihnen nicht anbieten würde ohne rot zu werden. Denn die stehen mit ihrem Geschäftsmodell 1. Werbung, 2. Werbung und 3. Werbung eher noch schlechter da. Entlassungen, Investorenrückzüge, die ganze Palette halt, die wir mit Platzen der Web 1.0 Blase im Jahr 2000 schon mal hatten.
Na sicher erinnern Sie sich noch daran. Wie damals deren Web 1.0 Geschäftsmodell 1. Werbung, 2. Werbung, 3. Werbung vom CCC, sprich, Caviar, Champagner und Claudia Schiffer nach kurzer Blüte zum BBB konvertierte, sprich Brot, Bier und Blödchen.
Psst, aber keinem weitersagen. Ich habe da ein klasse Investment für Sie. Eine ganz hippe Web 3.0 Geschäftsidee. In ein paar Jahren, wenn sich keiner mehr an 2009 erinnert, können Sie damit ganz viel Geld machen. Nur schnell müssen Sie sein.

 

Montag, 01. Dezember 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #155 vom 28.11.08 - 3.668.000 Mitglieder

Von thofi, 23:17

VORWORT: Es gibt doch noch Hoffnung. Man stelle sich mal vor: Terroristen, die mit den neuesten elektronischen Geräten und Wissen ausgestattet sind, um logistisch hochkomplexe Anschläge wie die vom 11. Sept. ausführen zu können, sollen laut neuem deutschen BKA Gesetz durch ein online-Schnüffelerlaubnisgesetz ausspioniert werden können. Dass ein Linuxbetriebssystem, gebootet von einer CD ausreicht, um diesem staatlichen Spähangriff zu umgehen, darf man getrost als Grundwissen von Terroristen ansehen. Damit wirkt das Gesetz eben doch nur bei dem Teenager, der seinen Freunden imponieren will und eine zusammengeklaute, handgestrickte Anleitung zum Atombombenbau mit Funktionsgarantie ins Netz stellt. Dafür ein Gesetz zu schaffen, das den Behörden die online-Durchsuchung der PCs aller Bürger ermöglicht (neben diversen anderen weitgehenden Eingriffen in unsere Privatsphäre), und damit tiefe Grundrechtseingriffe zulassen soll, ist völlig unverhältnismäßig.
Würde dieses Gesetz so ratifiziert werden, hätte der Staat die Privatsphäre seiner Bürger auf ein noch nie da gewesenes Minimum geschrumpft.
Beim deutschen Bundestag war das neue BKA Gesetz nach intensiver parteiinterner Lobbyarbeit schon durch gewunken worden. Hätten die Jusos der sächsischen und schleswig-holsteinischen SPD nicht nachträglich noch Nachbesserungen gefordert und den Vermittlungsausschuss angerufen, hätte unser Grundrecht auf Unverletzlichkeit der Privatsphäre z.B. der eigenen Wohnung, jetzt bereits nur noch auf dem Papier gestanden. Manchmal kommt Hoffnung aus einer Ecke, von der man nichts mehr erwartet hat,
meint euer thofi.

 

GLOSSE:

Na klar haben Sie auch schon darüber gelacht. Viagra für Ihre Liebste, Brustvergrößerung für Sie: Per email, mit persönlicher Ansprache (woher kennen die nur den Vornamen Ihrer Freundin?). Und selbst umgekehrt wäre das Angebot wenig passend gewesen. Sie sind mit den 85 C Ihrer Freundin recht zufrieden, und diese mit Ihrer Ausdauer. Nur kann keiner täglich tausendmal lachen, auch Sie nicht, denn so oft landet dieser Spam mittlerweile im Postfach.
Na klar doch, da sind wir uns einig, hinter dieser illegalen Mailflut steckt garantiert die Russenmafia, finstere Rumänen aus den dunkelsten Karpaten oder vodkazugedröhnte Ukrainer.
Ich zerstöre Ihnen nur ungern Ihre Vorurteile, muss aber jetzt sein: vor Kurzem ist einer der weltweit ganz großen Spamschleudern lahmgelegt worden. Die Betreiber residierten in einem stinknormalen 10-stöckigem Bürohaus im – Silikon Valley/Kalifornien, in direkter Nachbarschaft zu Google, Microsoft, Intel und Co. Als die Polizei die Server lahmgelegt hatte, fiel das Spamvolumen weltweit um 60%.
Was die Spammer davon haben? Das haben sich kalifornische Forscher kürzlich auch gefragt und hatten sich einen Monat lang in eins der größten Spamversendenetzwerke reingehackt und darüber auf der ACM in Arlington berichtet: 12,5 Mio. Produktwerbemails müssen rausgeblasen werden, damit im Durchschnitt ein Kunde darauf reagiert und kauft. Bei den rund 25 Mrd. Spammails, die allein das untersuchte Netzwerk TÄGLICH ausgespuckt hat, entspricht das im Mittel rund 7000 USD Einnahmen täglich.

Noch mehr Geld mit Spam verdient nur noch die Softwareindustrie, die die Antispamsoftwarelizenzen vertreibt. Deren Devise: Gäbe es keinen Spam, müsste man Ihn erfinden. Und darüber dürfen Sie nun wirklich herzlich lachen.

Montag, 03. November 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #154 vom 03.11.08 - 3.658.000 Mitglieder

Von thofi, 15:45

VORWORT: Youtube, Flickr, Myspace und auch auf Beepworld: Wenn wir die hochgeladenen Fotos und Videos unserer Mitglieder nicht vorher kontrollieren würden, würden die freizügigsten Nacktvideos und Fotos von sehr intimen Momenten vieler Mitglieder ungezählt das Licht der Öffentlichkeit erblicken.
Unvorstellbar lange vorbei die Zeiten, als die Menschen wegen der anstehenden Einführung vierstelliger Postleitzahlen 1962 auf der Straße demonstrierten, wegen des Eingriffs in Ihre Privatsphäre, die durch die damit mögliche erleichterte maschinelle Erfassung aller Adressen vermutet wurde. Privatsphäre scheint mittlerweile kein Gut an sich mehr zu sein.
Der Gesetzgeber nutzt diesen Trend zum unbedarften Umgang mit den eigenen Daten und erlässt ein Gesetz nach dem anderen, das es dem Staat und staatsnahen Organen erlaubt, immer mehr persönliche Daten seiner Bürger zu sammeln. Widerstand dagegen regt sich entsprechend kaum.
Mit der geplanten Einführung des sog. Nacktscanners an Flughäfen, der zwangsweise alle Reisenden durch die Kleidung hindurch blicken und die nackten Körperkonturen, aber auch Hilfsmittel, am Schirm offenbaren kann, war dann doch die Grenze des Erträglichen erreicht und selbst Innenminister Schäuble sprach sich jüngst dagegen aus.
Wenn man meint, dass mit der Nacktheit die unterste Grenze der möglichen Preisgabe von Privatem erreicht wäre, irrt.
Die Internetpionierin Esther Dyson und weitere Prominente haben jetzt wichtige Teile Ihres Erbguts zusammen mit Ihrer Krankengeschichte und Lebensgewohnheiten öffentlich ins Internet gestellt. In dem „Personal Genome Project“ des Harvard Professors Church sollen letztlich 100.000 Personen teilnehmen. Das Ziel ist ein Wikipedia des Erbguts. Jeder Amateur, eher aber noch Krankenkassen und mögliche Arbeitgeber, kann dann aus Gensequenzen die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Krankheiten wie Krebs herauslesen. Gegenüber diesem Genom-Exhibitionismus ist Paris Hilton mit ihrer Zeigefreudigkeit wohl eine scheue Nonne zu nennen,
meint euer thofi.

GLOSSE: Wir sind doch unter uns, MIR können Sie es doch gestehen. Sie sind froh. Natürlich darf ich Sie nicht in der Presse zitieren, aber so ein klein wenig freut es Sie doch tatsächlich. Von Ihren Schulter ist der ständige Druck genommen, loszurennen und etwas unternehmen zu müssen.
Die Finanzkrise, die Weltwirtschaftskrise, die Aktien im Keller, die Spritpreise immer noch unbezahlbar, das alles macht Sie heimlich doch eher froh. Keine quälenden Familienstreitigkeiten mehr um das nächste Urlaubsziel: fliegen wir in das moskito- und malariaverseuchte Borneo oder in das hautkrebsprovozierende Australien? Erledigt, viel zu teuer, können Sie sich jetzt ohnehin nicht mehr leisten.

Ein langes Wochenende? Besuchen wir Oma Frieda oder fahren wir zu Madonna´s Konzert? Weder – noch, Ihre Ersparnisse hat die Finanzkrise stark dezimiert.

Da haben Sie doch endlich die richtigen Argumente, Ihre freie Zeit in Ihrem bequemen Hobbyraum mit Ihrer superduber multimedialen Computeranlage ohne sonst übliches schlechtes Gewissen zu verbringen. Im Internet finden Sie hochauflösende Videos vom Urwald auf Borneo, mit Orang Utans, die in den Bäumen im Dolby Surround Sound lautstark herumtoben, und das alles ohne echtes Blut, Schweiß und Tränen vergießen zu müssen.
Bei Madonna´s Konzert sitzen Sie jetzt in der ersten Reihe vor ihren Boxen und beobachten die winzigen Fältchen um Ihre Augen, die der Schönheitschirurg wohl übersehen hat, so dicht führt Sie die Kamera bei der Internetübertragung an Madonna´s Gesicht heran. 200 Euro pro Karte, Schlange stehen, stundenlanges Kurven für einen Parkplatz vor der Arena? Ihr Auto steht sauber glänzend in der Garage, die Energiekosten betragen etwa 30 Cent für die 2-stündige Übertragung im Internet, und Schlangen kennen Sie nur noch von dem Videoclip auf Youtube, wo der Mann in der Badewanne mit seiner Boa rummacht.
Und um Oma Frieda zu sehen, schalten Sie einfach Ihre Webcam an und winken Ihr zu. So ein Pech, dass die Verbindung so oft ausfällt und Sie sich leider, leider viel zu früh wieder von Ihr verabschieden müssen, ohne eine quälend lange Autofahrt vor sich zu haben.

Ja, ich weiß schon, natürlich würden Sie viel lieber alles live und im Schweiße Ihres Angesichts erleben, aber alle wissen ja, die Finanzkrise.

Sonntag, 05. Oktober 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #153 vom 04.10.08 - 3.649.000 Mitglieder

Von thofi, 17:32

VORWORT: Wie sähe unsere Welt ohne Laptops, Handys, MP3-Player oder Steuerelektronik im Auto aus?
Hätte der junge Ingenieur Kilby bei Texas Instruments in Dallas damals vor genau 50 Jahren als Frischling nicht Urlaubssperre bekommen, würden wir all diese Dinge nicht kennen (manche mögen es bedauern). Also hatte er viel Zeit und Platz, um im menschenleeren Labor aus Langeweile vor sich hin zu basteln. Das Ergebnis ist bekannt, der Microprozessor, für den er dann im Jahr 2000 den Physiknobelpreis zuerkannt bekam.
Der Transistor war zehn Jahre zuvor erfunden worden. Schaltungen zum Beispiel für Computer bestanden aber immer noch aus verschiedenen Bauelementen auf einer Platine. Wollte man höhere Rechenleistungen, so musste man zusätzliche Komponenten dazu löten, mit entsprechend benötigter massiv anwachsender Verkabelung. Großrechner wurden also immer größer, ihre Verdrahtung immer komplexer. Ein heutiger Laptop, aufgebaut ohne solche integrierten Schaltkreise (IC) würde die Ausmaße einer Fabrikhalle haben, und ein Handy in der Größe eines großen Wohnzimmers müsste man dann wohl Unhandy nennen (allerdings würde man es auch nicht so schnell verlegen können).

Unabhängig von Kilby entwickelte kurz danach auch Robert Noyce den IC , verließ damit seinen damaligen Arbeitgeber Fairchild und gründete später den heutigen Chipgiganten Intel.

Nicht immer ist Müßiggang aller Laster Anfang, sondern manchmal auch der Anfang einer wunderbaren Erfolgsgeschichte, meint euer thofi.

GLOSSE: Immerhin befinden wir uns im Informationszeitalter, und das sollten auch Sie akzeptieren. Klar ist damit auch gemeint, dass Sie sich Information über andere beschaffen können, was ihr Nachbar über den unverschlüsselten Internetanschluss per Stromkabel nachts so alles für Filmchen runterlädt, ihr Arbeitskollege mit seinem primitiven Passwort zu seinem email Account (heißt seine Frau nicht Gabi?) erfolglos versucht zu verbergen, oder ihre Tochter für blutdrucktreibende emails an ihren Freund über das von Ihnen eingerichtete Hausnetzwerk verschickt. Und sie haben gedacht, das ist nur das Hobby von Privatleuten wie Sie, allenfalls vom Geheimdienst? Ach, vergessen Sie doch die lahme Schlapphuttechnologie, solange es die Telekom - und artverwandte Bundesunternehmen gibt. Die sitzen doch direkt an der Quelle, und haben sich lange Zeit kräftig am Datenfluss gelabt. Ein Vorstandsvorsitzender wie damals Herr Ricke muss ja schließlich bestens informiert sein, z.B. über die Aktivitäten der Gewerkschaft für anstehende Verhandlungen. Seltsam natürlich, dass diese Infos aus nur im engsten Gewerkschafterkreis verteilten emails stammten, übrigens über die Telekom verschickte emails.
Das kann Ihnen natürlich nicht passieren. Wer sollte sich schon für Ihre eMails interessieren außer ihrer Frau? Nur so ein Vorschlag, vielleicht einer der vielen tausend Telekom-Mitarbeiter, die noch bis vor einem Jahr ohne sonderliche Probleme an alle Passwörter von Telekomkunden (und damit an deren Freunde, Freundesfreunde und Freundesfreundefreunde) kamen, ergo alles lesen konnten, was Sie so schrieben?
Aber Sie haben ja eine reine Weste. Sie braucht dann so ein bisschen Schnüffeleimöglichkeiten nicht zu stören. Wie schrieb Baruch Spinoza so schön „Der Zweck des Staates ist in Wahrheit die Freiheit“. Aber das war ja früher, vor der Telekom, so vor 350 Jahren.

 

Montag, 08. September 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #152 vom 08.09.08 - 3.649.000 Mitglieder

Von thofi, 16:39

Herzlichen Glückwunsch, Google, zum 10.Jahrestag. Am 7.9.98 von zwei Studenten Sergey Brin und Larry Page gegründet, hat es die Internetwelt revolutioniert, ist zur wertvollsten Marke der Welt avanciert. Hunderte von Mitarbeiter der ersten Stunde hat Google damit zu Multimillionären gemacht, da ein Teil der Löhne damals aus Geldmangel von den Gründern nur als Aktienoptionen ausgezahlt werden konnten. Die Gründer selber gehören längst zu den reichsten Männern der Welt, kein Wunder bei einem Börsenwert von 175 Mrd. US Dollar.
Google bestimmt, wer und welches Unternehmen existiert und wer nicht. Wen Google nicht auf den ersten paar Seiten Suchergebnisse listet, kann einpacken. Angetreten mit dem Slogan „Don´t be evil“ (Tu nichts Böses) hat Google Macht angehäuft, die nicht nur Microsoft, sondern vor allem den Datenschützern Sorgen bereitet.
Nahezu für jede Anwendung gibt es mittlerweile ein Produkt von Google, das kostenlos ist, und die Inhalte und Profile ihrer vielen Hundert Millionen Nutzer auf ihren gigantischen Serverparks speichert. Die Geheimdienste dieser Welt können von einer solchen Datenlage nur träumen. Ob Gmail, Google Docs, Youtube, Picasa, Analytics, Google earth usw., Google speichert alles, kontrolliert alles, vernetzt alles, weiß alles, und könnte alles damit machen. Der Masterplan ist nichts anderes als die Herrschaft über die Daten der Welt zu erlangen, natürlich nur zum Nutzen der User.
Der neueste Schlag, die Einführung des extrem schnellen Google Browsers „Chrome“ bereitet den Weg in die kommende technische Revolution im Netz vor, und die heißt “The Cloud“, die Wolke. Dokumente, Internetseiten, Fotos oder Videos werden künftig nicht mehr auf dem heimischen Rechner abgelegt, sondern irgendwo "in der Wolke", womit riesige, über die ganze Welt verteilte Datenzentren gemeint sind. Die Internetnutzer können dann überall und mit allen Geräten auf ihre Daten zugreifen und mit anderen Nutzern, ob freiwillig oder ggf. unfreiwillig, teilen.
Natürlich sind unsere Daten trotzdem sicher, so sicher wie Blüms Rente, so sicher wie Putin ein lupenreiner Demokrat ist, und so sicher wie in China Pressefreiheit herrscht,
meint euer thofi.

 

GLOSSE

Endlich, endlich kommen Sie dahin, wo Sie hingehören. Nein, da doch nicht hin, und da auch nicht. Und der deutsche Papst lebt doch noch. Also, was Sie jetzt so denken. Nein, sie gehören, ganz klar, auf die erste Seite.
Bevor Ihre Frau jetzt alle Freundinnen anruft, und Sie eine Runde nach der anderen in Ihrem Kegelclub schmeißen, eine Kleinigkeit fehlt da aber noch: 200.000 Dollar. Kann Sie nicht schocken? Das ist es Ihnen wert? Na, da muss Oma wohl ein paar Jährchen früher ins Altersheim, damit Sie vom Erlös Ihres Häuschens die 200 Riesen hinblättern können. Ähem, vergaß ich etwa, eine Kleinigkeit zu erwähnen? Pro Tag, nicht einmalig, brauchen Sie die 200.000 Flocken. So viele Omas haben Sie bestimmt nicht. Ja, dann wird´s wohl nichts mit der ersten Seite, der Startseite, bei YouTube, als Video oder Banner. So viel kostet nämlich bei YouTube der Platz direkt rechts unter der Hauptnavigation, täglich. Aber lassen Sie sich ruhig Zeit und besprechen Sie das in aller Ruhe mit Ihren Omas. Es gibt keine Eile, denn noch ist der Platz zu haben. Ich weiß gar nicht warum. Sonst will doch jeder auf die erste Seite. Sie doch auch, oder?

 

Sonntag, 10. August 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #151 vom 10.08.08

Von thofi, 13:23

Spiegel.de oder Faz.net? Leider aus technischen Gründen momentan nicht aufrufbar. BBC oder andere unabhängige Nachrichtenseiten im Internet? Fehlanzeige. Blog.de, Amnesty International? Netzwerkfehler, Server momentan nicht erreichbar. Regierungskritische Websites? Aus dem Netz spurlos verschwunden. Dafür sorgen in China rund 30.000 Internetpolizisten.
Keine Panik, trotz unseres umtriebigen Innenministers ist es so weit in Deutschland noch nicht. Aber so stellt sich momentan die Lage in China dar. Bei der Vergabe der Olympischen Spiele an China hat das zentralistische Regime dem IOC uneingeschränkte Pressefreiheit und Verzicht auf Internetzensur versprochen. Jetzt musste IOC Präsident Rogge das ihm gegebene Versprechen korrigieren auf „größtmögliche Pressefreiheit“. Auch der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, Michael Vesper, zeigt ein zweifelhaftes Demokratieverständnis, wenn er die Internetzensur in China mit der Sperrung rechtsextremistischer Webseiten in Deutschland vergleicht und damit entschuldigt, nach der Devise, bloß nicht Chinas Führung verärgern. Alles zusammen ein enormer Imageschaden nicht nur für China, sondern eben auch für das IOC.
Es gibt kaum etwas, was Regierungen heute mehr fürchten als das Internet. Ungefiltert und in Sekundenschnelle ist jede Nachricht, ggf. mit Bildern und Videos untermauert direkt vor Ort unzensierbar und unkontrollierbar erstellt und in der ganzen Welt verfügbar.
Dass China immer noch meint, es könne seine 1,3 Mrd. Einwohner im Tal der Unwissenden nachrichtentechnisch vom Internet abkoppeln, zeigt, dass die Gerontokratie des Zentralkomitees aus der Weltgeschichte nichts gelernt hat.

Nichts ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Und das Internet steht erst am Anfang seiner vollen Potenz,
meint euer thofi

 

Glosse:

Das kann Ihnen doch keiner verübeln, bei den hohen Benzinpreisen. Vor jedem Tanken muss man ja einen Kleinkredit bei der Bank aufnehmen. Da gerät man schon mal in Versuchung. Mal schnell an eine Tankstelle, dazu in einen anderen Stadtteil gebraust, Nummernschilder vorher ordentlich eingedreckt, voll getankt, und dann mit Vollgas breit grinsend ab nach Hause. Klar hatte die Tankstelle eine Videoüberwachung, aber wer kennt in der Ecke der Stadt schon Ihr Gesicht?

Keiner? Bei Youtube reingeschaut und geärgert. Ihre Jacke sieht doch recht abgenutzt aus. Da wäre auch mal wieder eine neue fällig. Und diese Brille steht Ihnen aber so was von überhaupt nicht. Auch Ihr Sprung zurück hinter das Lenkrad – also dafür kriegen Sie aber wirklich keine guten Haltungsnoten.
Unmöglich? Denkste. Die holländische Polizei hat jetzt erstmals Youtube eingesetzt, um einen Videoüberwachungsfilm zu zeigen, der einen solchen Tankstellenbetrug aufgezeichnet hatte. 40.000 sahen das Filmchen, darunter auch welche, die den Täter kannten. Nun kennt Ihn auch die Polizei, von Angesicht zu Angesicht. Und die verübelt Ihm seine Aktion schon, trotz hoher Benzinpreise.

Samstag, 05. Juli 2008

Beepworld.de - NEWSLETTER #150 vom 05.07.08

Von thofi, 15:42

Weg mit dem Internet, Handy und MP3 Player raus aus der Schule. Lehrkräfte können nur noch hilflos die Auswüchse dieser Elektronisierung beobachten, lenkend eingreifen können sie schon längst nicht mehr. An vielen Schulen wird daher die Notbremse gezogen. Und gleich alles verboten.
In Internetforen und –Chats wie dem angesagten SchuelerCC werden Mitschüler mit einer Brutalität gemobbt, die nur durch die Anonymität des Netzes erklärbar ist. Die Folgen für die Betroffenen sind dagegen noch fürchterlicher als bei uns früher auf dem Schulhof, weil jeder alles erfährt und sich jeder an der Hetzjagd ungestraft und unerkannt beteiligen kann. Auf Pausenhöfen ersetzt der abkapselnde Ohrstöpsel oder das Handy die direkte verbale Auseinandersetzung von Angesicht zu Angesicht. Hemmungen können so nicht gelernt werden. Zwergenkönig auf dem Schulhof ist, wer die neuesten Sex- oder Brutaloclips auf seinem Handy vorweisen kann.
Der Aufstieg in das nächste Level eines Games verspricht schnellere Belohnung und höheren sozialen Status in der Community als der so viel mühsamere Aufstieg in die nächste Klassen- oder gar Schulstufe. Dass Eltern und Lehrer dagegen wettern, und nicht verstehen, womit ihre Schutzbefohlenen so tagtäglich im Netz ihre Zeit verbringen, wird eher positiv wahrgenommen.
Dass da die schulrelevanten Leistungen der Schüler dramatisch sinken, der fehlende nächtliche Schlaf im Unterricht nachgeholt wird, gerade die so wichtige Sprachkompetenz leidet, und Begegnung mit der Literatur nur noch über Trickfilme oder Comics geschieht, verwundert da nicht mehr.
Auch wir als Beepworldmacher werden täglich mit Beschwerden von Mobbingopfern oder auf Mitgliedsseiten fies dargestellten Lehrern konfrontiert. Wir sind da strikt auf der Seite der Opfer.

Wenn man aber das Credo ernst nimmt, dass die Schule auf das Leben vorbereiten und ausbildungsfähig machen soll, kann das radikale Verbot mit nun mal vorhandenen elektronischen Medien nicht die Lösung sein, denn mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird der spätere Arbeitsplatz der jetzigen Schüler damit zu tun haben. Der vernünftige Umgang damit muss an der Schule genauso zum Bildungskanon gehören wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Aber überzeugend leisten können wird diesen Bildungsauftrag wohl erst eine Generation von Lehrern und auch Eltern, die selber der Versuchung als Jugendliche ausgesetzt waren.
Bis es so weit ist, werde ich mir wohl weiterhin von Schulabgängern an Hochschule oder Ausbildungsplatz Klagen anhören müssen, dass sie sich diese verlorene Zeit und Bildungschancen bitterlich zurückwünschen, bedauert euer thofi

GLOSSE:

Ich finde das praktisch. Sie doch sicher auch. Ach halt, Sie sind ja meist anderer Meinung als ich. Glauben sie nicht, dass ich das nicht gemerkt hätte. Und dann telefonieren Sie heimlich mit Ihren Komplizen, um über mich her zu ziehen. “Hör dir das mal an, Hans, was der schon wieder für einen Mist geschrieben hat. Außerdem kennt der sich immer so auffällig gut aus, was ich mit wem gerade bequatscht habe. Wie macht der das nur? Ob der bei der Telekom arbeitet?“ Aber ich bitte Sie, wenn ich bei der Telekom arbeiten würde, würde ich doch nicht hier diese Kolumne bei Beepworld schreiben müssen, sondern könnte bequem von einigen wenigen Telefonaten monatlich leben. So z.B. „Lieber Herr Aufsichtsratmitglied, durch reinen Zufall habe ich erfahren, dass Sie letzte Woche in einem Telefonat mit einem bekannten Journalisten bedauerlicherweise doch recht abfällige Bemerkungen über die Telekom gemacht haben. Und das war leider nicht das einzige Telefonat dieser Art. Haben Sie zufälligerweise gerade einen Stift zur Hand? Ich gebe ihnen jetzt meine Kontonummer durch.“
Bei der Telekom als Herr über Millionen von Telekom- und Internetverbindungen direkt an der Quelle zu arbeiten, kann wirklich praktisch sein. Das finden Sie jetzt doch sicher auch.

Mittwoch, 04. Juni 2008

NEWSLETTER #149 vom 04.06.08

Von thofi, 22:44

Ist doch alles nur Theater, was sich da im Internet abspielt. Was aber, wenn ein Theater das wörtlich nimmt? Theater ist doch diese altmodische Kunstform, wo vorne ein paar verkleidete Leute etwas auswendig aufsagen, und hinten im Dunkeln mehrere Reihen Geriatriker sitzen, die 2 Stunden am Stück ohne Werbeunterbrechung und ohne Wegzappen zu können, ausharren müssen.
Internet dagegen heißt heute selber machen, mitmachen, kommentieren und Rückkanal, kumuliert in dem Führen eines eigenen Blog/Homepage. Internetsurfer können mit einem Theatersaal so viel anfangen wie ein Fisch mit einem Fahrrad.
Wenn man erleben will, was passiert, wenn ein Theater beides will, die Theatergänger behalten und die dem Internet Verschriebene dazu zu gewinnen, d.h. den beengten Zuschauerraum virtuell zu erweitern, dann muss man nach Graz ins Schauspielhaus gehen, oder auf www.blogtheatre.net klicken.
Dort ging gerade das „Blog das Theater“-Festival zuende, als krönender Abschluss eines einjährigen Projekts. Theatergeeignete Blogs wurden in 5 Ländern aufgespürt, die besten in Wettbewerben selektiert, in Stücke gefasst und 14 der allerbesten als Uraufführungen in halbstündigen Inszenierungen während des Festivals auf die Bühne in Graz gebracht. Parallel dazu waren alle Aufführungen live gestreamt, teilweise vom ORF, im Internet zu sehen und sind dort noch immer on demand herunterzuladen.
1500 Zuschauer in den drei Theatersälen, aber rund 9000 Leute, die dem Festival im Internet gefolgt sind, zeigen, Theater 2.0 kann funktionieren.
Theater ist unverzichtbar, gerade für junge Menschen, die dort erleben können, dass ihre individuell erscheinenden Probleme typisch menschliche sind, die die Leute seit Jahrhunderten bewegen, und sie schon immer um menschenwürdige Lösungen gerungen haben. Die Jugendlichen erfahren, dass es verschiedene Zugänge zu der Welt gibt, bekommen andere Sichtweisen auf das Bekannte, Vertraute, und vielleicht erscheint ihnen dann der fremdländische Mitschüler gar nicht mehr als so fremd. Die Jugendlichen erfahren im Theater, dass nur draufhauen, stechen und schlagen zwar immer schon praktiziert wurde, aber selten zu einem guten Ende führt und dass es Verhaltensalternativen bei Konflikten gibt, wenn man nur gelernt hat, auch mal die Perspektive zu wechseln.
Also muss das Theater dorthin gehen, wo diese jungen Menschen ohnehin den größten Teil ihrer Freizeit verbringen, im Internet, um sie zu erreichen. Das erste Blogtheaterfestival seiner Art in Graz hat gezeigt, dass es funktionieren kann, und das macht Mut, meint euer thofi

GLOSSE:

Nun halten Sie sich aber mal zurück mit Ihrer Schadenfreude. Das hätte Ihnen doch auch passieren können. Gerade die Jahresbilanz auf der Festplatte sicher abgespeichert, erleichtert, aber ungeschickt zur Wasserflasche gegriffen, nur um dann mit ungläubigem Staunen zu sehen, wie sich der Inhalt zischend und qualmend von der Tastatur erfolgreich auf die Festplattenelektronik vorkämpft - das war´s dann mit der Arbeit von Wochen.
Das hätte Ihnen zwar auch passieren können, aber in Zukunft mir nicht mehr. Denn es gibt demnächst das Cloud Computing. Da können Sie den Laptop versehentlich in die Badewanne mitnehmen, und die Inhalte sind trotzdem sicher, da in der Wolke, der cloud, gespeichert. Und die gesamte Speicherwolke in der Badewanne zu ersäufen, ist selbst mir mit zwei linken Händen technisch nicht möglich. Da speichert die ganze Welt Ihre Inhalte nicht mehr lokal auf Ihrer jeweiligen Festplatte ab, sondern redundant auf der Zusammenschaltung einer riesigen Menge lokaler, aber weltweit verteilter Speicherplatten, einer Wolke gleich eben.
Wie, Sie wollen nicht, dass Google über die cloud direkten Zugang zu Ihren Kontodaten, privaten Briefen usw. hat? Die wissen schon mehr von Ihnen als Ihre Frau? Ha, finde ich auch und das ist das Tolle, denn das ganze Konzept des cloud computing geht meilenweit an Google vorbei. Denn die Wolke soll nicht nur das Gedächtnis der Welt sein, sondern auch Ihr globaler Event-Kalender.
Ich weiss doch, was Sie am meisten interessiert, neben dem was ihre Frau so macht, wenn Sie nicht zuhause sind und außerhalb der Fussballeuropameisterschaft. So wollen Sie doch brennend gerne wissen, was gerade heute Abend in Tokyo auf der Ginza für Veranstaltungen stattfinden, oder doch eher, ob auf der Copacabana in Rio eine erotische Tanzshow stattfindet?
Die Wolke weiss künftig alles, was auf der Welt wo passiert und verrät es jedem. Wer muss denn dann noch in Google „Copacabana+sexy“ eintippen. Nicht suchen, sondern finden, heisst die Devise der Wolke.
Mal auf der Wolke nachschauen, was für ein Event unter GOOGLE zu finden ist. Aha, Google Insolvenzverhandlung am Mittwoch bei dem zuständigen Ortsgericht Mountain View in Kalifornien. Na man darf doch noch mal träumen dürfen. Aber Sie merken schon, wir haben etwas gemeinsam, Lust an der Schadenfreude.

 

Samstag, 24. Mai 2008

NEWSLETTER #148 vom 04.05.08

Von thofi, 20:31

Lebensmittelknappheit, längst vergessen geglaubte Hungersnöte, und Preise für Benzin, Strom, Heizöl, die sich alle 2 Jahre verdoppeln: Alles hängt vom Ölpreis ab. Lebensmittel müssen transportiert werden, Herstellung von Düngemittel kosten Energie, Strom muss in Kraftwerken mit Kohle, Gas oder Öl erzeugt werden. Bei einem aktuellen Rekordpreis von 120 USD pro Fass Öl überlegt man sich jeden Griff zum Schalter oder Schlüssel zweimal. Wenn man bei diesen Preisen die Stromkosten allein von Google bedenkt, die einen Serverpark mit der Fläche von 2 Fußballfelder betreiben, wird verständlich, dass sich die CeBit 2008 das Thema Energiesparen auf die Fahnen geschrieben hatte. Eher unverständlich, warum so spät.
Aber kehren wir zunächst vor der eigenen Haustür. Wie gehen wir mit den Energiefressern um, wir, die Endverbraucher? Ein Notebook verbraucht 15-30 Watt, wenn es nur steht und auf eine Eingabe wartet. Eine laufende DVD benötigt 20-30 Watt. Die wahren Stromfresser aber sind Mainboards, Prozessoren und moderne Grafikkarten, die 75 % des Gesamtstromverbrauchs eines PCs fressen, und das können schon mal über 300 Watt pro Stunde sein. Wenn der PC täglich acht Stunden läuft, summiert sich das bei rund 30 Cent pro Kilowattstunde in einem Jahr auf über 260 Euro Stromkosten. Und das sind immerhin rund ein Viertel der 1000 Euro, die die Deutschen jährlich für Computer, Internetzugänge, Handys und ähnliches ausgeben.
Bei 575 Mio. Computer, die weltweit im Einsatz sind, sind das im Jahr rund eine halbes Terawatt, ca. 2% des weltweiten Energieverbrauchs.
Ab dem Sommer will die EnBW in Baden-Württemberg ihren Stromkunden einen intelligenten Stromzähler ins Heimnetz hängen, der eine sekundengenaue Abfrage der aktuell gezogenen Leistung, umgangssprachlich Stromverbrauch, per PC ermöglicht. Mit dem Gerät soll man nicht nur Standby-Energiefressern auf die Schliche kommen. Um aber zu wissen, dass man bares Geld spart (und die Umwelt schont), wenn man den Computer und andere Elektronik beim Verlassen des Hauses einfach abschaltet, dazu benötigt man kein weiteres Gerät im Haus, meint euer thofi.

GLOSSE:

Da sind Sie aber froh, gelle? Dass Sie sich über Karlsruhe mal so freuen würden. Sonst ärgern Sie sich doch immer nur wegen der großen Staus rund um diese Stadt auf Ihrer Urlaubsfahrt Richtung Schweiz. Aber das dort ansässige Bundesverfassungsgericht hat Ihnen mit seinem Urteil, dass das geplante NRW-Gesetz zur online-Durchsuchung als grundgesetzwidrig eingestuft hat, Freude gemacht. Verständlich, wo Sie doch so gerne Besuch haben, und so selten welchen bekommen. Endlich gute Aussicht auf Besuch von diskreten, gut ausgebildeten Fachleuten, statt anonyme virtuelle Besuche via Internetleitung.
Bei wem Sie sich für diesen Besuch bedanken dürfen? Beim Bundesinnenminister, der das Karlsruher Urteil so interpretiert, dass Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) in eine Wohnung einbrechen dürfen, um auf dem Computer eines Terror-Verdächtigten ein Spähprogramm zu installieren.
Solche Art Besuch wollen sie lieber doch nicht, die sind Ihnen zu unkommunikativ? Jetzt kommen Sie mir aber mal nicht mit Ihren kleinlichen Bedenken wie dem Hinweis auf Artikel 13 des Grundgesetzes, der die Unverletzlichkeit der Wohnung garantiert. Die CDU sieht doch im "heimlichen Betreten" genannten Vorgehen zur Installation des Bundestrojaners vor Ort auch keine Wohnungsdurchsuchung, was sonst ja grundgesetzwidrig wäre.

Helfen Sie dem Staat bei seiner undankbaren Aufgabe, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, indem Sie den PC an eine gut sichtbare Stelle aufstellen, möglichst schon angeschaltet und frei von Passwortschutz, vielleicht noch eine Erfrischung daneben stellen. Dann braucht keiner Ihre Wohnung zu durchsuchen. Unser Grundgesetz bleibt unverbogen und alle sind wieder froh.

 

NEWSLETTER #147 vom 11.04.08

Von thofi, 20:30

Offener Brief an Microsoft: Lieber Bill (ich darf dich doch Bill nennen. Jemand, der im Laufe meines Computerlebens bereits so viel Geld von mir bekommen hat, gehört sozusagen zur Familie). Das neue Betriebssystem Vista ist nunmehr seit rund 1 Jahr auf dem Markt und macht tagtäglich Millionen von Nutzern, speziell Laptop-Besitzer, wütend. Es ist um Längen schlechter, langsamer, instabiler, unflexibler als sein Vorgänger Windows XP. Dass du das langsam zur Kenntnis genommen und bereits jetzt ein erstes Servicepaket 1 auf den Markt werfen musstest, sehe ich als Eingeständnis, dass du uns bisher eine Alphaversion als ausgereiftes Vollprodukt teuer verkauft hast, das jetzt per SP1 zur Betaversion verbessert wurde.
Durch Vista bin ich gesundheitlich gefährdet, denn die quälend langen Herauf- und Herabfahrzeiten verleiten zum übermäßigen Kaffeekonsum, und das mit einer Hardwarekonfiguration, die bei XP alle Geschwindigkeitsrekorde gebrochen hätte.
Auch hält sich die Wiedersehensfreude unter Vista mit dem längst vergessen geglaubten Bluescreen aus den grauen Anfängen der Windowszeiten, nach dem nichts mehr hilft außer Neubooten, in engen Grenzen.
Klar, dass dein Support den Treiberherstellern die Schuld gibt für Inkompatibilitäten und nicht Vistas verkorkstem Treibermodell, aber schon erstaunlich, dass ASUS, Nvidia, Adobe, creative labs etc. sich so schwer tun mit vernünftigen Treibern. Ganz zu schweigen davon, dass MS Vista unerklärlicherweise mit Googleprodukten besondere Probleme hat. Versuch doch selber mal, die Google Desktopsuche unter Vista laufen zu lassen, aber Googleprogramme klickst du natürlich nicht an.
Das bringt mich zu deinem unsäglichen neuen Windows Mailprogramm. Außer von den Leuten der eleganten Alternative Mozilla Thunderbird werden dir dafür sicher täglich millionenfache wüste Flüche von den Nutzern in den Ohren klingen. Und immer schön aufpassen, dass dein Laptop nicht in den Standby-Modus fällt, denn dann lernst auch du das Fluchen, auf deine Programmierer.
Um abschließend versöhnlichere Töne anzuschlagen: klar kann man Vista jetzt schon einsetzen, wenn man auf seinem Laptop nur Microsoftprodukte laufen hat, keinerlei neue Programme aufspielt, die Hardware hochrüstet bis die Speicherchips aus den Lüftungsschlitzen rausquellen, und man nicht mehr als ein paar emails pro Tag bearbeiten muss, meint dein thofi

GLOSSE:  Nein, Sie nicht, und ihr Kollege natürlich auch nicht, obwohl, der hat in England sein Examen gemacht. Naja, wer weiß das schon so genau, in welcher verrauchten Kneipe. Klingt absurd, meinen Sie? Immer auf die armen Engländer, wo die doch schon genügend gestraft sind. Nein, nicht wegen Prinz Charles und der ganzen königlichen Bagage, eher wegen des Wetters und des Essens. Momentan scheint die britische Regierung davon auszugehen, dass mehr Arbeitssuchende ihre Examina in der Internetkneipe als in den altehrwürdigen Universitäten des Landes machen.
So manche Haus- und Abschlussarbeit wird dort am PC abgekupfert, Lebensläufe aufgehübscht, oder, warum denn so kleinlich, gleich komplett erfunden. Was Hilary Clinton konnte, kann der Normalo doch schon längst. Was ist heute schon ein Diplom ohne Doktor? Sekunde, dank Photoshop kein Problem. Und Sie haben sich mit ihrem juristischen Staatsexamen Jahre abgequält? Wie uncool. Mit Hilfe des Internets und PCs ist „Gaudeamus igitur“ angesagt statt „Ora et labora“
Englands Regierung will das nicht länger hinnehmen und kämpft jetzt gegen die massive Zunahme dieser Hochstapler per Internet.
Geplant ist, allen Bürgern über 14 Jahren eine individuelle Studiennummer zu verpassen. Zu dieser Nummer gehört ein fälschungssicherer Lebenslauf, der von den Behörden ins Internet gestellt wird. Darauf sind sämtliche Abschlüsse bis hin zu den Zeugnisnoten, Schulverweise usw. festgehalten. Zugriff darauf sollen neben offiziellen Stellen z.B. potentielle Arbeitgeber haben.
Wenn das mal nicht bei uns Schule macht. Ihr hart erarbeitetes Diplom? Zittern Sie bei jedem Gewitter. Ein Blitzschlag in die falschen Server und Sie dürfen von vorne anfangen, denn was an Prüfungsabschlüssen dann nicht in ihrem Internetfile vermerkt ist, existiert für die Welt da draußen nicht. Nicht „Cogito ergo sum“ heißt die neue Devise, sondern „Internet ergo sum“

 

NEWSLETTER #146 vom 22.03.08

Von thofi, 20:29

Offenbar der Beginn eines neuen Trends, was Amsterdamer Studenten da entwickelt haben: Roboter, die Emotionen zeigen können, z.B. Furcht. "Phobot" hat Angst vor großen Gegnern und bricht bei ihrem Anblick zunächst in Panik aus, indem er wild blinkt und aufgeregte kleine Kreise fährt. Später lernt er Schritt für Schritt, sich den großen Objekten anzunähern, seine Furcht zu überwinden. Phobot setzte sich mit diesen eingebauten Gefühlen gegen sieben andere Modelle in einem Wettbewerb durch. Der Roboter soll Kindern mit Angststörungen helfen, zu akzeptieren, dass Angstreaktionen natürlich sind und dass man sie in kleinen Schritten auch überwinden kann.
Ich liebe Roboter, z.B. den kleinen behäbigen, der unermüdlich meinen Teppich sauber hält, sich von seiner automatischen Ladestation frei macht und los saust, sobald irgendwo ein Krümel fallen gelassen wird. Möchte ich wirklich, dass er mir wild blinkend mitteilt, was er von der Bratensoße hält, die mir da auf den Teppich getropft ist?
Mein altmodisches Verständnis war eher, dass Kinder von anderen Menschen um sie herum lernen sollten, was natürliches menschliches Verhalten ist. Andererseits zeichnet die holländischen Studenten eine erstaunliche Weitsicht aus, was die Einschätzung der Zukunft menschlicher Emotionen betrifft: Wenn Soldaten nicht weinen, Politiker nicht sagen dürfen, dass sie keine Lösung wissen, Eltern nicht, dass sie überfordert sind, Bankmanager nicht, dass ihre Bank eigentlich pleite ist, Ärzte nicht, dass sie einen Fehler gemacht haben, von wem sollen Kinder dann ihren natürlichen Umgang mit Emotionen lernen? Ob „Phobot“ darauf die richtige Antwort sein darf, bezweifelt stark
euer thofi

GLOSSE:  Sie sind doch einer, der immer alles als erster haben möchte, was Ihnen zugegebenermaßen diesmal etwas schwerer fallen dürfte. Ja, nein, ich weiß, Sie haben schon Unmöglicheres hin bekommen, aber diesmal, schwierig, sehr schwierig, eigentlich unmöglich. Ihre Frau vielleicht, ja, die würde das erleben können, wie Sie Ihren ersten Schrei auf den Armen der Hebamme machen, Ihr erstes Dreirad, erste Freundin, erstes Moped, erste Hochzeit, erster Smoking (steht Ihnen übrigens, steht Ihnen), erstes Kind, erste Beförderung, erstes Haus, erster Leitungsposten, erster Herzinfarkt, letzter Herzinfarkt, Beerdigung und dann, als erster mit Digistein auf deutschen Friedhöfen, einem Grabstein mit einem eingelassenen wetterfesten Flachbildschirm.
Ihre Frau kann mit Ihrer Infrarotfernbedienung bei dem obligatorischen Grabbesuch (ja, Sie funktioniert auch bei Regenwetter) immer wieder die Stationen ihres Lebens abspielen.
Tja, das wäre ihr multimedialer Tod gewesen, wenn Sie, ja wenn Sie in den Niederlanden leben, pardon, sterben würden, dann da ist der Digistein schon etabliert. In Deutschland wären Sie noch einer der ersten, aber Sie müssen sich schon etwas beeilen. Er setzt sich durch und ist völlig legal auf deutschen Friedhöfen. Wer immer der erste sein will, muss schon etwas dafür opfern. Jetzt will ich Sie aber nicht weiter aufhalten, Sie haben ja noch etwas Dringendes vor.


NEWSLETTER #145 vom 02.03.08

Von thofi, 20:28

Dass ich das eines Tages sagen würde, hätte ich nie geglaubt: Ich wünsche Microsoft viel Erfolg!
Wer noch vor fünf Jahren prophezeit hätte, dass Microsoft als Retter in der Not gegen einen übermächtigen Monopolisten begrüßt werden würde, hätte eine eindeutige Handbewegung in Richtung Schläfe geerntet. Aber gegen den alles beherrschenden Suchmaschinengiganten Google wünscht sich so mancher einen ernst zunehmenden Gegenspieler. Wir auch. Für 45 Milliarden Dollar wollte Microsoft Yahoo als zweitgrößter Suchmaschinenanbieter kaufen. Die wollten aber nicht. Der Yahoogründer Jerry Yang ist seit vielen Jahren Bill Gates und Microsoft in herzlicher Abneigung zugetan.
Mehr als 20 Jahre lang war Microsoft unangefochtener Beherrscher der Büros dieser Welt, der PC-Welt. Doch die Gegenwart und erst recht die Zukunft gehört dem Internet. Dort sind die Kunden zu finden, dort wird das Geld ausgegeben und verdient. Wer verkaufen will, muss erstmal gefunden werden, und das geht vor allem über die Suchmaschine Google. Diesen Trend hat Microsoft kläglich verpasst. Weniger als 5 % ihres Umsatzes macht Microsoft gegenwärtig im Internet, und produzierte damit 745 Millionen $ Verlust. Microsoft-Programme und -betriebssysteme werden künftig kaum mehr gebraucht, wenn die User ihre Arbeit- und Freizeit im Netz verbringen und die dort meist kostenlos erhältlichen Tools nutzen. 80 Milliarden $ werden in den nächsten drei Jahren an Werbeumsätzen im Internet erwartet, doppelt so viel wie momentan. Und Google kontrolliert davon 2/3. Das will Microsoft ändern, und sind dafür erstmals in ihrer Unternehmensgeschichte bereit, Schulden zu machen.
Möge Microsoft dies gelingen, meint euer thofi, zum ersten Mal.

GLOSSE: Stand bei Ihnen auch schon vor der Tür, stimmts? Die meist nicht mehr ganz taufrische Dame, die mit amtlich festem Ton Ihren eigenen Arbeitgeber in den brutalsten Worten darstellt, schlimme Strafen androht, wenn man sich ihr widersetzt, kurz, Ihren PC in Augenschein nahm, ein mitleidiges trockenes bellendes Lachen von sich gab und Ihre Anmeldung zu sehen verlangte.
Den Besuch hatten Sie noch nicht, weil Sie Ihr Geld hier versteuern und nicht in Liechtenstein? Nein, diese Art von Besuch meine ich diesmal nicht. Die sind ja noch freundlich und sanft mit ihren Strafandrohungen für Nichtgeständige gegen die Höllenstrafen, die Ihnen die wie gesagt nicht mehr ganz taufrische Dame ankündigt, weil Sie, nun ja, weil Sie keine Anmeldung für Ihren PC vorweisen können.
Von Ihrer kleinlichen Argumentation, dass Sie mit dem PC arbeiten, allenfalls spielen, aber sicher nicht fernsehschauen, denn dazu hätten Sie ja den großen Plasma an der Wand, und ja, der ist natürlich angemeldet, davon lässt sich die resolute Dame nicht abschrecken. Immerhin muss sie auch Ihre Miete verdienen, von Ihrem Geld, von den Provisionen, die sie als freiberufliche Eintreiberin der GEZ, der Gebühreneinzugszentrale für die öffentlich-rechtlichen Sender, an Ihnen verdient.
Ach, die Dame ist bei Ihnen denn doch nicht überzeugend genug aufgetreten? Seit Anfang 2007 hat die GEZ-Gebühr für internetfähige PCs deutschlandweit nur schlappe 4 Mio. Euro eingebracht. Geben Sie es zu, eine mehr taufrische Dame mit entsprechend handfesteren Argumenten, die mit kurzen privaten Spielszenen auf das Spätnachtprogramm von ARD, ZDF und den Dritten hingewiesen hätte, hätte Sie überzeugt.